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Auf Thema antworten

Hallo Zeilinger,


erstmal möchte ich um Nachsicht ob meines letzten und etwas impulsiv geratenen Postings bitten, normalerweise pflege ich mich etwas sanftmütiger auszudrücken :rolleyes:


Eine Theorie ist es eben weniger, was du behauptet hast, sondern, wie du meineserachtens auch richtiger schreibst, ein Denkansatz - für eine Theorie fehlt das fundierte Gerüst, die Grundlagen. Dazu möchte ich auch beifügen, dass ich es für sehr wichtig und unbedingt sinnvoll halte, dass Menschen versuchen zu denken und jeder die seinen Möglichkeiten erschöpfend nutzt, um auch noch die alltäglichsten und selbstverständlichst scheinenden Dinge zu hinterfragen. Auch wenn das Ergebnis des eigenen Reflektierens oftmals nicht dem Denken anderer Menschen entspricht zeigt dies gerade sehr schön auf, wie unterschiedlich wir denken und unsere Welt, in der wir alle gemeinsam sind, empfinden und betrachten.


So will ich deine Denkansätze auch nicht vorschnell abwerten und verurteilen, allerdings solltest du dir stets dessen bewusst sein, dass das eigene Denken eben eigen ist und allein deshalb, weil die eigenen Lebenserfahrungen und Prägungen einem dies zu suggerieren scheinen, die eigenen Ideen und Vorstellungen keinesfalls mit den Erfahrungs/- bzw. Emfpindungswelten anderer Menschen übereinstimmen müssen. Von einem allgemein anmutenden Wahrheitsanspruch eigener Denkweisen sollte man, davon bin ich überzeugt, absehen, bzw. dies sehr sorgsam und mit Bedacht handhaben.


Anderen Menschen mittels des eigenen Denkens gerecht zu werden halte ich für sehr schwer und kaum möglich, bzw. immer nur annäherungsweise überhaupt schaffbar. Ich finde es schon schwer genug die eigenen Gedanken dem eigenen Selbst gegenüber in Einklang zu bringen. Im Übrigen finde ich, dass aus einem solchen nach innen gerichteten Denken oftmals interessante Ideen entspringen können, die dann auch viel eher von anderen als Bereicherung empfunden werden.


Ich schreibe dies, weil ich ein bisschen den Eindruck habe, dass du dich verpflichtet oder gefordert siehst, die Menschen zu verbessern oder gar ein Allheilmittel für alles Elend und scheinbar Schlechte auf der Welt zu ersinnen.


Vermutlich überforderst du dich mit diesem Streben, die Menschen und ihre Lebenssituationen sind dergestalt unterschiedlich und vielfältig, ein Einzelner kann kaum jeder dieser womöglich unendlichen Situationen und Bedürfnissen gerecht werden. Dinge, die du selbst von deiner Perspektive und Empfindungwelt als schlecht oder ungerecht wahrnimmst, erkennen andere Menschen z.B. durchaus als notwendig oder zumindest gerechtfertigt an.


Meineserachtens gibt es nicht die absolute Moral oder das Schlechte auf der Welt, sondern ungemein viele Individuen die alle etwas anders sind und in anderen prägenden gesellschaftlichen Gefügen und Lebenssituationen koexistieren. Für den Einzelnen allenfalls erahnbar, nicht aber zur Gänze konkret erfahr- oder nachvollziehbar.


Was ich selbst als moralisch gut und richtig ansehe, das muss für andere Menschen längst nicht notwendigerweise zutreffen, sondern kann vielleicht sogar, auf ihre jeweilige Lebenssituation bezogen, völlig fehlangebracht oder gar gefährlich sein.


Nun müssen wir deshalb nicht resignieren oder verzagen und die Welt - richtiger unsere Mitmenschen - als unheilbar krank aufgeben, im Gegenteil. Wenn ein Mensch über eine selbstgereifte und gefestigte Weltsicht verfügt, die die Welt in ihrer ganzen Vielfalt annehmen kann, dann vermag er womöglich auch, am Ende mehr Verständnis für die Andersartigkeit des Seins anderer aufzubringen und diesen dadurch viel eher angemessen begegnen zu können.


Viele Grüße,


Philipp


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