AW: Gottlosigkeit?
Hallo Rotegräfin,
vielen Dank für deine Antwort, die ich leider erst heute gefunden habe.
Ich gehe jetzt mal nur auf die ersten Punkte deines Postings ein, da ich mehr zeitlich einfach nicht schaffe. Du schreibst, dass die Trennung von Gott ganz einfach nicht möglich ist. Darin stimme ich dir schon zu, nur nützt diese Erkenntnis wenig, wenn ich mich ausgeliefert, schwach, allein gelassen, krank, verletzt, ungerecht behandelt, gescheitert, unglücklich usw. fühle. Gottesferne bzw. das Gefühl, „draußen“ zu stehen, also: nicht in das Leben integriert zu sein, wird von uns nun einmal subjektiv so empfunden- auch wenn dies aus der Sicht Gottes nicht so ist. Zur Sicht Gottes müssen wir erst einmal finden und das bedarf einer täglich neuen Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt.
Du schreibst: „Das Reich Gottes ist da und alles ist gut. PUNKT. Dieses Wissen haben alle armen Menschen, die schwer arbeiten und von einem Tag in den anderen leben.“
Vermutlich verhält es sich mit Reich Gottes doch nicht so einfach, wie du es darstellst. Jesus selbst war es ja, der vom ständigen „Ringen“ um das Reich Gottes, vom täglichen Auf-sich-nehmen des Kreuzes, vom steinigen Weg und von der engen Pforte sprach, um in das Reich Gottes zu gelangen. Abgesehen, davon, glaube ich in meinem Beruf schwer genug zu arbeiten, wenn das für dich ein Kriterium für Glaubhaftigkeit sollte.
Zitat Horus:
In dieser Hinsicht war auch Jesus der Sünde ausgeliefert, denn er war beschränkt in seiner Erscheinung, verletzbar und sterblich, wie jeder andere Mensch auch.
Zitat rotegraefin:
Wie kann etwas was von Gott gewollt und so eingerichtet als Sünde bezeichnet werden?
Was ist da los?
Gute Frage! Ich denke, dass die Antwort in dem Gedanken liegt, den du oben bereits ausgeführt hast: Es gibt keine Trennung von Gott! Auch das, was wir aus unserer menschlichen Befangenheit heraus als böse, al schlecht oder als sündhaft bezeichnen, gewinnt eine tiefere Bedeutung, gewinnt einen Sinn, für denjenigen, der sich daran macht diese unschönen Bereiche in sein Leben zu integrieren. Mit anderen Worten: Jesus sah sich in der Lage auch in seiner Ablehnung, in seiner Verurteilung, ja, letztlich in seinem Scheitern am Kreuz eine tiefere Bedeutung zu finden und eben diese vertrauensvolle Haltung hat ihn unsterblich gemacht.
Herzliche Grüße
Horus