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Auf Thema antworten

AW: Gottlosigkeit?


Hallo Horus!




Hier zitiere ich meinen 2.Beitrag im thread:



Hat Gott das Opfer seines Sohnes gefordert, um Genugtuung zu erlangen? Ernst Bloch spricht in diesem Zusammenhang gleichsam in einer mythologischen Sichtweise vom Kannibalen im Himmel, der seinen eigenen Sohn schlachten lässt, um seinen Zorn über die Sünde der Menschen zu besänftigen.

Hier dürfte es sich wohl um eine falsche Interpretation von Anselmn Canterburrys Satisfaktionstheorie handeln, denn was steht in der Hl. Schrift?


Joh 3.16 : Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.


Was heißt das? Gott selbst setzt in seiner unverrückbaren Liebe zu den Menschen die Initiative, er sendet seinen Sohn, welcher alles daransetzt, die Verlorenen zu sich zurückzuholen.


Nicht Gott muss von den Menschen umgestimmt oder besänftigt werden, er selbst initiiert das Heil der Menschen!





(und füge noch einen anderen Beitrag von mir aus einem anderen thread ein)


"Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", ruft der am Kreuz sterbende Jesu im Blick auf seine Peiniger an, und damit wird Jesus selbst zum inkarnierten oder zum Fleisch gewordenen Kommentar seiner ethischen Weisung. Im Sterben hält Jesus das durch, was er verkündigt und praktiziert hat. Er bewährt bis ins Äußerste, was er sagt und dadurch bekommt seine Verkündigung eine Glaubhaftigkeit und eine Authentizität, die für seine Botschaft spricht. Und damit vollendet sich auch sein Geschick, das unter dem Vorzeichen der Proexistenz steht.

Jesus selbst dürfte seinen Tod nicht als bevorstehende brutale Hinrichtung verstanden haben, sondern er wird seinem Sterben eine proexistente Bedeutung zugesprochen haben. Das heißt, die Proexistenz, die er gelebt hat, in der doppelten Dimension, einerseits ganz sich vom Vater her verstehend, andererseits ganz sich für die anderen einsetzend, diese doppelte Proexistenz hält er auch im Sterben durch und er macht dies gestisch deutlich, in dem er beim letzten Abendmahl das gebrochene Brot als Symbol seines gekreuzigten Leibes an alle verteilt, aufdas alle an seinem Leben Anteil haben

Christsein heißt nicht irgendwas, sondern es heißt, sich in diese Nachfolgebewegung einzuschreiben, die von der doppelten Bewegung der Proexistenz inhaltlich bestimmt ist.




Hmm...Du schreibst, die Gnade oder Ungnade hängt von unserer Gnade oder Ungnade ab, hier möchte ich auf Luthers Schrift: "Contra scholasticum theologia" verweisen, in der er die zu seiner Zeit vorherrschende Meinung, dass der Mensch sich auf den Gnadenempfang vorbereiten kann, kritisierte: Der Mensch müsse seinen Beitrag zur Gnade Gottes leisten. Die Formel dazu war: "Dem, der tut, was in seiner Macht steht, dem verweigert Gott die Gnade nicht." Für Luther war das der Sündenfall schlechthin, weil er darin eine Erpressung Gottes sah. Der Gegenpol dazu war seine Kreuzestheologie: Der Mensch vermag von sich aus weder Gott zu erreichen, weder im Wollen, noch vermag er, die Gnade zu erzwingen. Nach Duns Scotus ist Gott absolut frei, er braucht sich um den Menschen nicht zu kümmern. Wenn er es trotzdem tut akzeptiert er den Menschen. Deswegen braucht der Mensch die acceptatio Gottes. An dieser Stelle sagt Luther, dass der Mensch immer weider nurseine Machtlosigkeit erkennt. Daher ist die einzig angemessene moralische Haltung des Menschen vor Gott, sich als böse hinzustellen. So entdeckt Luther das neue Verständnis der Gerechtigkeit Gottes. Auch in den guten Werken sündigt der Mensch letztlich, weil er nur sich selbst sucht.


lg

Manfredo (Katholik) 


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