AW: Gott fühlen
Hallo marsus und Willkommen!
Was Du beschreibst, ist wohl in Wirklichkeit das große Trauma des Gläubigen angesichts zahlreicher Beweise für die Evolutionstheorie. D. Schwanitz ("Bildung") hat das mal schön auf den Punkt gebracht: Es ist gar nicht nur das das Problem, daß der Mensch seine Göttlichkeit oder Gottgleichheit in Frage gestellt bekommt, er muß sich auch noch eingestehen, daß aus lauter Zufällen, Unordnung, Ordnung entstehen kann. Ist es aber nicht so, daß wir einfach nur das, was wir vorfinden, als so wunderbar ansehen? Wie wollen wir denn beurteilen, welche Alternativ-Existenzen uns bei einem anderen Verlauf entgangen sind?
Irgendwann mal wird auch der Mensch aufhören auf diesem Erdball zu existieren, das jedenfalls scheint mir sicher. Was folgert aber der Gläubige daraus? War er doch nicht der Schöpfung letzter Schluß, Gottes Ebenbild?
Und wenn Du von Erleben sprichst: Was bedeutet denn Erleben anderes als eine gefühlsmäßige Einschätzung vielleicht gar eines sentimentalen Moments? Wer will da eine Sinnestäuschung ausschließen?
Trotzdem gefällt mir die Klarheit Deiner Ausführungen. Die Fähigkeit, Dinge als Wunder zu empfinden, möchte ich niemanden madig machen. Das ist mehr als legitim, vielleicht stimmt es ja gar. Unbequem werde ich (und viele, die es vor allem wissenschaftlich weit besser können) erst, wenn jemand anfängt, aus religiösen Hoffnungen oder Glauben historische Tatsachen zu schustern. Solange sich niemand zu einem solchen Streit im Denkforum einfindet, drehen sich freilich Diskussionen wie diese - so schön sie auch sind, und so gut die Argumente vorgetragen werden - leider immer im Kreis.
Gruß
Zwetsche