AW: Gibt es objektive Realität?
Hi Secundus,
Für mich ist der Begriff des Absoluten inhaltlich unterbestimmt und erkenntnistheoretisch in höchstem Maße fragwürdig. Erkenntnis ist für mich - wie weiter oben bereits ausgeführt - in erster Linie ein Prozess der Wahrnehmung.
Wenn ich nun behaupte, irgend eine Erkenntnis habe absolute/ewige Gültigkeit oder niemals absolute/ewige Gültigkeit, dann bin ich in beiden Fällen mit dem Umstand konfrontiert, dass ich vorgebe die (begrifflich höchst unklare) Absolutheit/Ewigkeit respektive ein Niemals zu überblicken, was höchst widersprüchlich anmutet.
Fazit: Das Absolute ist eine ganz schwache Idee, mehr Theologie als Philosophie und erkenntnistheoretisch nahezu unbedeutend.
Mag ja sein, dass das für bestimmte Spielarten der formalen Logik zutrifft. Die von dir behauptete "rationale Logik" gibt es jedoch schlicht und ergreifend nicht. Was soll das sein?
Auch hier wieder: Das mag für die klassische Logik wohl so zutreffen, aber längst nicht für alle Spielarten formallogischer Systeme.
"Die Logik" sagt uns gar nichts. Formallogische Systeme sind in erster Linie Anwendungen und keine Erkenntnisinstanzen, die uns bspw. die Gültigkeit bestimmter überkommener Aussagen universal bestätigen könnte oder wollte.
Du gehst - wie so viele, die diesem Missverständnis obliegen - von Anfang an davon aus, dass es "Dinge" tatsächlich gibt, die uns (wieder der typische Subjekt/Objekt-Dualismus) als Objekt gegenüber stünden.
Dann wird darauf fußend gefolgert, dass das Subjekt jenes ihm gegenüber stehende Objekt nur verstehen könne, wenn das Subjekt gleichsam zum Objekt würde. Das scheint offensichtlich unmöglich.
Meinem Verständnis nach ist dies eine Idee von Erkenntnis, die - wie ich bereits dargestellt habe - auf dem Missverständnis beruht, eine vom eigentlichen Erkenntnisprozess abgeleitete Vereinfachung von Welt als Grundlage der Erkenntnis zu setzen.
Fazit: Subjekt wie Objekt sind (noch dazu recht einfach geartete) Denkmodelle, die Realität ist offensichtlich viel komplexer.
Glaube heißt bekanntlich nicht wissen. Zu behaupten, man könne nicht wissen, ob man gestern ein Wienderschnitzel gegessen habe, ist absurd. Hier wird der Begriff des Wissens überhöht und somit inhaltlich verzerrt dargestellt, während der Begriff des Glaubens kurzerhand mit dem des Wissens vertauscht/verwechselt wird.
Für mich gibt es im Universum keine Dinge, die alle auf eine bestimmte Weise (kontingent, kausal etc.) sein müssten (woher will ich das wissen?) und schon gar keinen Sinn ergibt es für mich, aus den Dingen auf das Universum (was immer das sein soll) zu schließen und zu behaupten, dass jenes sich nicht aus sich selbst begründen könne.
Und das sagt ein Mensch, der kurz zuvor festgestellt hat, wie beschränkt doch die menschliche Erkenntnisfähigkeit (eine bestimmte Anzahl an Bits pro Minute etc.) sei.
Ich halte es für vermessen, solch weitgreifende Schlüsse zu ziehen!
Das ist eine Überhöhung der eigenen Erkenntnisfähigkeit, die ich nicht teile.
Es wäre schön, wenn diese Diskussion nur eine Täuschung wäre, aus welcher ich jeden Moment erwachte. Dann fände ich mich hoffentlich in einer wacheren Umgebung wieder, in der nicht die eigenen Sinne erst überhöht werden, um eine theoretische Denkmöglichkeit als hoch relevant zu setzen und im gleichen Zusammenhang die Sinne, aus denen die Relevanz jener Erkenntnisidee unweigerlich hergeleitet wird, bis hin zur Nichtigkeit abzuwerten.

Phil