Wandelbare Bedeutung von Wörtern
diethelm,
im Beitrag #144 (und auch in vorangegangenen) kommt eine recht naive Vorstellung von
der Sprache zum Vorschein.
Da schimmert der ganz feste Glaube daran durch, dass es eine eindeutig "richtige Bedeutung"
von Wörtern gibt, und dass diese ein für allemal festgelegt wird.
Das wäre zweifellos in vielen Situationen wünschenswert, und mag vielleicht für
künstliche Sprachen mit einem sehr schmalen Anwendungsbereich (etwa Programmiersprachen)
auch tatsächlich zutreffen.
Bei lebenden Sprachen liegen die Dinge jedoch deutlich anders,
da wird die Bedeutung eines Wortes sehr stark durch den üblichen Gebrauch mitbestimmt,
und dieser Gebrauch verschiebt sich im Laufe der Zeit.
Darüberhinaus gibt es auch noch regionale Unterschiede im Gebrauch (z.B. haben "bisherige"
und "seitherige" in Salzburg die gegenteilige Bedeutung von Stuttgart) und der Gebrauch
ist auch abhängig von der sozialen Schicht.
Die Duden-Redaktion könnte darüber mehr als nur ein Lied singen, die könnten einen
ganzen Liederabend bestreiten.
Natürlich bestimmen auch die Domäne und der Kontext die Bedeutung.
An der Problematik der Bedeutungsvielfalt sind bisher alle Versuche einer maschinellen
Übersetzung von Texten mehr oder weniger spektakulär gescheitert.
Das Wort "*****" ist ein typisches Beispiel für eine schleichende Bedeutungsverschiebung.
Noch bis in die 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts war "*****" im deutschen Sprachraum
eine völlig wertneutrale Bezeichnung, im Gegensatz zum amerikanischen "nigger",
das von den dortigen Rassisten in geringschätziger Manier gebraucht wird.
Durch die zunehmenden Kontakte mit dem amerikanischen Sprachraum beginnt sich nun
nach und nach auch im deutschen Sprachraum der Bedeutungsinhalt des Wortes "*****"
zu verschieben.
Und wenn die missionarrischen Jünger des Zeitgeistes den Negern nur lange genug einreden,
dass im deutschen Sprachraum das Wort "*****" eine Geringschätzung transportiert,
dann werden diese sich irgendwann auch tatsächlich durch diese Benennung gering geschätzt
fühlen.
Dann haben die Rassisten, den missionarrischen Jüngern des Zeitgeistes sei Dank,
endlich auch im deutschen Sprachraum die gleichen Möglichkeiten
wie ihre amerikanischen Gesinnungsgenossen.
Das musste auch einmal mit aller Klarheit gesagt werden.