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Gibt es einen Urgrund?

Hallo Mwirthgen,

endlich komme ich dazu, Deine Fragen zu beantworten.

Ich sehe das, was wir sind, nicht als aus verschiedenen und beliebig separierbaren Bestandteilen, sondern vielmehr aus einem zusammenhängenden Gefüge bestehend, welches auf stetiger Wechselwirkung basiert.

Das ist auch im Grunde das, was ich als unser Ich beschreiben möchte, nämlich das, was wir in unserer vermutlichen Ganzheit darstellen. Jedoch ist es unser Denken, was, als Teil dessen, was wir sind, sich gedanklich in einer Weise entwickeln kann, dass eben jene Ganzheit sich in Teilen fremd werden kann, sprich ein z.B. gestörter Selbsbezug möglich ist/wird.

Wenn ein Mensch z.B. denkt, dass er von seinen Instinkten gelenkt und beherrscht und sein wahrhafter Geist diesen unschuldig ausgeliefert ist, dann zeigt dies auf, das er sich in einer Werte- und Ichvorstellung befindet, die es ihm tatsächlich so erscheinen läßt, als sei er geteilt und durch sein Denken, und das ist das Fatale daran, ist er es letztlich auch.

Wenn ein Mensch aber anders denkt und wertet, dann wird er Instinkte und Triebe z.B. als Teil der eigenen Person verstehen können und diese nicht als Gefahr oder Widersprüche betrachten, er verfügt über ein anderes Ich-Verständnis.

Insofern ist die eigene Ich-Vorstellung in der Tat von dem abhängig, was wir selbst über uns denken. Wir können aber - da alles, was wir sind, irgendwie zusammenhängt - dieses beeinflussen und z.B. gerade unsere Wertevorstellungen durch bewusstes reflektieren ändern, lediglich begrenzt von unseren Seinsbedingungen und Möglichkeiten.

Unter endgültig verstehe ich in obigem Zusammenhang lediglich eine eigene Vorstellung des Denkenden.

Ich hoffe Deine Fragen ausreichend beantwortet zu haben.

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
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Original geschrieben von '' Phil ''
ich meinte damit, dass wir doch selbst das Gehirn sind oder unsere Gedanken dort herstammen, sodass wir doch nicht irgendetwas behaupten können. Oder meinen etwas zu wissen ....Ich meine wie können wir über etwas etwas sagen wo wir noch nichteinmal etwas kennen. Nein mal im ernst unsere Sprache lässt zu wünschen übrig und wir auch . Und dass<< auch !!!!!!!!!!

Lieber Phil, wenn man das nicht kennt, wovon man redet, dann bin ich auch der Meinung lieber zu schweigen oder zumindest Vermutetes auch als solches zu bedenken.
Ich weiß aber, dass man seine Gedanken kennen kann und auch den „Stoff“ aus dem sie sind. Deine Behauptung „wir sind doch selbst das Gehirn“ stimmt m.E. nicht. Wenn du deine eigenen Gedanken betrachtest – und das tust du ja, sonst könntest du gar nicht posten – dann erkennst du, dass dieses „Material“, das du da vor dir hast, grundsätzlich verschieden von dem ist, was du siehst, wenn du ein Gehirn öffnest, bzw. mit physikalischen Messmethoden seine Funktionsweise untersuchst. Die Gehirnforschung kann und hat auch bisher nicht irgendwelche zuverlässigen Erkenntnisse über den Zusammenhang von Denken und Gehirntätigkeit entdeckt, die auch nur den Schluß zuließen, dass das Denken durch die Gehirntätigkeit hervorgebracht wird. Nach dem, was ich durch Reflexion meines eigenen Denkens entdeckt habe, ist das Denken ganz und gar etwas im Bewusstsein des Menschen Sichtbares und geht vom Ich des jeweiligen Bewusstseins aus. Es kann sich denkend sinnlich Wahrnehmbaren zuwenden, oder sich selbst. Und dabei kann man durchaus eine Menge kennen lernen.

gruß
manni
 
Original geschrieben von PhilippP
...das, was ich als unser Ich beschreiben möchte, nämlich das, was wir in unserer vermutlichen Ganzheit darstellen. Jedoch ist es unser Denken, was, als Teil dessen, was wir sind, sich gedanklich in einer Weise entwickeln kann, dass eben jene Ganzheit sich in Teilen fremd werden kann, sprich ein z.B. gestörter Selbsbezug möglich ist/wird.
Insofern ist die eigene Ich-Vorstellung in der Tat von dem abhängig, was wir selbst über uns denken. Wir können aber - da alles, was wir sind, irgendwie zusammenhängt - dieses beeinflussen und z.B. gerade unsere Wertevorstellungen durch bewusstes reflektieren ändern, lediglich begrenzt von unseren Seinsbedingungen und Möglichkeiten.

Danke, Philipp, für deine Antwort und gerade ihm letzten sind wir durchaus einer Meinung, da auch ich denke, dass man Vorstellungen durch Reflexion ändern kann, ja sogar sollte. Doch dann erhebt sich doch eine weitere Frage: Nach welchen Kriterien wird diese Änderung vorgenommen?

Gruß
manni
 
Hallo Manni,

das ist nun wahrlich eine sehr schwierige Frage, hier fällt sogar mir das Vermuten schwer ;)

Ich nehme an, dass ein Mensch von vielerlei Dingen beeinflusst, gelenkt und bestimmt wird.

Doch, ich glaube es wäre unsinnig, sich diesbezügl. in weitausholenden Ausschweifungen zu verfangen, so möchte ich kurzerhand mein oben schon erwähntes Wechselwirkungsprinzip aufgreifen, in dem alles Mögliche vielfältig auf uns Bezug nehmen kann.

Die von dir so bezeichneten Kriterien sind also vermutlich gegeben, jedoch in ihrer Vielfalt kaum konkretisierbar, sondern allenfalls im Individualfall zumindest teilweise nachvollziehbar.

Ich persönlich orientiere mich, wenn alle Stricke zu reißen drohen, an meinem Lebensgefühl. Das ist etwas, was ich absolut nicht verstandesmäßig nachvollziehen kann, es ist nichts greifbares. Ich spüre aber, das mein Denken und meine Gefühle eng verbunden sind und sich wechselwirkend beeinflussen. Ich konnte auch erfahren, dass es sehr wichtig ist, ein ausgewogenes Lebensgefühl und somit auch Ich-Bezug zu halten bzw. zu erreichen, wie jeder einzelne Mensch dies aber am ehesten für sich selbst verwirklichen kann, dies vermag ich nicht zu beschreiben.

Bei mir selbst ist es letztlich eine Kombination aus denken und fühlen, wobei ich immer wieder versuche, dass ich alle Möglichkeiten, die sich mir bieten, so nutze und gebrauche, dass sie meinem Lebensgefühl und Lebensvorstellung zugute kommen.

So reflektiere ich mein Handeln, lasse dennoch Gefühle und Intuition zu, versuche also, einen offenen und gefühlvollen Bezug zu mir zu halten und fortwährend weiter zu entwickeln.

Ich denke, dass das bedeutendste Kriterium der Mensch selbst ist und dass dieser, sofern er über die entsprechenden Möglichkeiten verfügt, sich eigenständig fortentwickeln kann. Ob und in welcher Weise dies erfolgt, das hängt vermutlich von den sehr unterschiedlichen Seinsbedingungen ab, denen jeder Mensch ausgesetzt ist, womit ich sowohl den Menschen selbst, als auch sein soziales und weltliches Umfeld meine.

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich persönlich orientiere mich, wenn alle Stricke zu reißen drohen, an meinem Lebensgefühl. Das ist etwas, was ich absolut nicht verstandesmäßig nachvollziehen kann, es ist nichts greifbares. Ich spüre aber, das mein Denken und meine Gefühle eng verbunden sind und sich wechselwirkend beeinflussen. Ich konnte auch erfahren, dass es sehr wichtig ist, ein ausgewogenes Lebensgefühl und somit auch Ich-Bezug zu halten bzw. zu erreichen, wie jeder einzelne Mensch dies aber am ehesten für sich selbst verwirklichen kann, dies vermag ich nicht zu beschreiben.

Lieber Philipp,

herzlichen Dank für deine Antwort. Besonders interessant fand ich deine Ausführungen über die Rolle deines Lebensgefühles. Leider schreibst du, dass dies nichts Greifbares sei, es dir aber „wenn alle Stricke reißen“ als Orientierung diene. Im Zusammenhang mit dem Thema dieses Threads stellt sich für mich die Frage, ob du dieses Lebensgefühl, das ja offensichtlich von ganz existentieller Bedeutung für dich ist, als deinen persönlichen Urgrund bezeichnen würdest, Urgrund hier im Sinne von verlässlicher Basis deines Lebens?

Gruß manni
 
Hallo Mwirthgen,

als Ur-Grund würde ich selbst zwar mein Lebensgefühl nicht unbedingt betiteln, aber es hat durchaus eine sehr große Bedeutung für mich als Menschen, es ist im Grunde schließlich genaus das, was mich am Leben hält und mir dieses als lebenswert erscheinen lässt.

Ich bin mir - trotz der imensen Bedeutung, welche mein Lebensgefühl für mich hat - nicht sicher, ob es als feste Basis bzw. Grund herhalten kann; viel zu sensibel und subtil scheinen mir diese emotionalen Wallungen und Ströme zu sein. Nein, ich weiß um die Empfindlichkeit meines Seins und bin mir dessen bewusst, dass es kaum eine wirklich feste Basis oder Ur-Grund geben kann, auf welche(n) ich mich vollends verlassen könnte oder sollte, da gerade jede enggefasste Vorstellung - ich kann nur für mich sprechen - mein Lebensgefühl empfindlich stört.

Je gesamter ich mich zu spüren vermag und je mehr ich gewillt bin, mich als das, was ich bin, zu erfahren und zu spüren, desto ausgewogener ist auch mein Selbstempfinden. Zugegeben, mit verstandesmäßigem und bewusstem Reflektieren hat dies nicht allzuviel gemein, aber könnte ich mir dieses ausgewogene Selbstgefühl/Lebensgefühl nicht erhalten, dann müsste ich mich wohl vor vielen meiner Gedanken fürchten und diese zu verdrängen oder unterdrücken suchen. So kann ich unbefangen sinnieren und weiß, dass mein Denken auch zur mir gehört.

Ich kann mich vielleicht niemals verstehen, aber ich kann mich fühlen und spüren, und zwar in jedem Augenblick meines Seins.

Grüßle,

Philipp
 
Original geschrieben von PhilippP
Ich kann mich vielleicht niemals verstehen, aber ich kann mich fühlen und spüren, und zwar in jedem Augenblick meines Seins.

PhilippP, macht dir das nicht Sorgen? Angenommen deine Gefühlswelt, die offensichtlich zur Zeit überwiegend positiv gestimmt ist, kommt durch irgendein tragisches Ereignis - was ja durchaus im Bereich des Möglichen ist - derart ins Wanken, dass die Verzweiflung überwiegt. Ist es dir vorstellbar, dass dann auch noch das Spüren - wenigstens in dem von dir beschriebenen Maße - dieser Verzweiflung ausreichend Lebenssinn ermöglicht? Musst du nicht eher fürchten, auch noch den Halt deines Gefühles zu verlieren?

gruß
manni
 
Original geschrieben von mwirthgen
Musst du nicht eher fürchten, auch noch den Halt deines Gefühles zu verlieren?
Ist zwar an PhilippP gerichtet - aber ich wollte mal wieder einsteigen. Darf ich?
Wenn du ein gutes, d.h. richtiges, Leben führst, bist du bei dir. Dann kann dich ein möglicher, künftiger Verlust nicht so sehr erschrecken.
Wenn du ein unzufriedenes, frustriertes, d.h. nicht richtiges, Leben führst, DANN wird dich ein weiterer möglicher Verlust (Tod) SEHR erschrecken!
Wenn du auf den richtigen Gleisen bist, auf den Gleisen des Fühlens, auf den Gleisen des So-seins wie man ist, dann LEBST du, und du lebst dieses Leben auch gerne - aus!
Das, was dich befriedet, ist: Das Leben annehmen, wie es ist!
Think real, feel real!

Gysi
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Ist zwar an PhilippP gerichtet - aber ich wollte mal wieder einsteigen. Darf ich?

Aber sicher, Gysi, ich freu mich!

Wenn du ein unzufriedenes, frustriertes, d.h. nicht richtiges, Leben führst, DANN wird dich ein weiterer möglicher Verlust (Tod) SEHR erschrecken! Wenn du auf den richtigen Gleisen bist, auf den Gleisen des Fühlens, auf den Gleisen des So-seins wie man ist, dann LEBST du, und du lebst dieses Leben auch gerne - aus! Das, was dich befriedet, ist: Das Leben annehmen, wie es ist!Think real, feel real!

Wäre dann für dich eine Grundlage dem eigenen Leben Sinn und Halt zu geben, die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse?

manni
 
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Original geschrieben von mwirthgen
Wäre dann für dich eine Grundlage dem eigenen Leben Sinn und Halt zu geben, die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse?
Exakt! Wobei ich aber anmerken möchte, dass die sich nicht auf Essen, Trinken und Sex beschränken, das Befriedigen meiner Bedürfnisse ist das AUSleben meiner Gefühle. Das Gegenteil von Verdrängung also. REAL life. Das gibt meinem Leben Halt. Diesen Halt würde ich aber nicht als meinen Urgrund bezeichnen. Das ist ja das Thema. Unser aller Urgrund liegt hinter dem Urknall. In der Zeit- und Raumlosigkeit. Im Nichts. Nehme ich an.

Gysi
 
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