AW: Gemeinsame Novembergeschichte
Sie waren kreuz und quer mehrfach mit einem großen blauen Seidenband verschnürt, und dieses war noch einmal fest verknotet, so als ob sie ein Signal der Unnahbarkeit geben wollten, das den Entdecker daran hindern sollte, sich ihnen hastig und respektlos zu nähern. Und er dachte darüber nach, warum er diese Briefe damals so sorgfältig und mit viel Mühe, die beinahe einem Verpackungskünstler Ehre gemacht hätte, in der Blechdose verstaut hatte. War es die Furcht, sie könnten in falsche Hände fallen, wenn sie gefunden würden? Aber eigentlich hatte er doch gar nicht damit gerechnet, dass sie jemals entdeckt würden, denn er hatte sein Versteck sehr gut ausgesucht, an einer Stelle, zu der er sich immer flüchtete, wenn er Zeit für sich selbst und seine Gedanken brauchte, da er sich immer sicher sein konnte, dort niemanden anzutreffen. Wer sollte hier jemals seinen gehüteten Schatz finden, den er nicht nur vor anderen, sondern auch vor sich selbst in Sicherheit bringen wollte, da er so unangenehme Erinnerungen barg? Nie, wirklich niemals hatte er den Wunsch gehabt, sie noch einmal auszugraben, um diese Erinnnerungen wieder ins Leben zu rufen.
Und nun stand er vor diesem Päckchen, das er in einer wunderschönen, mit orientalischen Ornamenten verzierten Blechdose am Fuß der Linde verscharrt hatte, damals als er diese schrecklichen Erlebnisse vergessen wollte.
Warum hatte ihn sein Weg nun wieder hierher geführt? Auf welche Weise wurde hier in sein Schicksal eingegriffen? War das Mäuslein dazu bestimmt, ihn auf einen bestimmten Weg zu führen, den er nicht einschlagen wollte? Sollte hier sein Schicksal eine Wende nehmen?