AW: Gemeinsame Novembergeschichte
Sie hörten ein leises Säuseln, ein Flüstern und Knistern wie von Wind, der durch trockenes Laub streicht. Es war, als sänge dieser unsichtbare Baum ein merkwürdig vertrautes Lied und auch der Duft, den er verströmte, kam dem Maler plötzlich sehr bekannt vor, ohne dass er aber hätte sagen können, woher er ihn kannte.
Die Maus begann nun plötzlich ganz seltsame kleine Bewegungen zu machen, schwang ihre Pfötchen durch die Luft, als dirigiere sie dieses Lied der Blätter.
Dann presste sie ihre Pfoten auf einmal ganz fest zusammen, verharrte so einen Moment und zog sie dann ganz langsam und behutsam auseinander.
Zwischen ihnen erschien nun eine transparente, blass leuchtende Kugel, die sich immer mehr ausdehnte, bis sie etwa die Grösse eines Tennisballs erreichte und dann leicht vibrierend in der Luft hängen blieb.
Der Maler beugte sich etwas vor, um sie genauer zu betrachten und stellte zu seinem grössten Erstaunen fest, dass in dieser Kugel eine Landschaft war.
Und er kannte diesen Ort.
Er erkannte die Wiese und die grosse Linde, unter deren ausladender Krone er als Kind oft gespielt hatte. Es war sein Lieblingsort gewesen.
Und plötzlich sah er sich selber, oder besser gesagt eine viel jüngere Version von sich, die über die Wiese gerannt kam, ein kleines Päckchen unter dem Arm.
Er sah sich zu, wie er sich am Fuss der Linde hinkniete und hektisch begann, die Erde mit seinen blossen Händen aufzuscharren. Weinte er?
Immer wieder schaute er sich gehetzt um, während er grub und nur mühsam das Loch im Boden vergrösserte.
Als es ihm tief genug schien, nahm er das Päckchen, legte es hinein und schob eilig Erde darüber. Er stand auf und stampfte den Boden mit seinen Füssen fest.
Der Maler beugte sich nun noch mehr vor, um genauer sehen zu können und stiess mit der Nase gegen die Kugel.
Sie platzte wie eine Seifenblase.