Was verstehen wir eigentlich unter Aufklärung?
Sind die Konzepte die wir damit verbinden, die sich uns dazu eingeprägt hatten heute noch gültig?
Erscheint uns vielleicht die Aufklärung aus der heutigen Perspektive doch ein wenig anders als das uns überlieferte Konzept?
Jede neue Epoche mit ihren historischen Kontext aber auch mit der dadurch veränderten Denkweise, lässt uns wichtige Ereignisse oder Begriffe die wir mit der Vergangenheit verbinden, hinterfragen. Unsere Perspektive hat sich geändert, doch schon alleine die Entfernung von einem Ereignis veranlasst uns anders darauf zu blicken, andere Aspekte zu entdecken - und vielleicht sogar die Wertigkeit anders zu gewichten.
Meine Absicht ist nicht dieses Thema kulturhistorisch hier zu belichten. Ich stelle am Anfang dieses Threads einen Text von Herfried Münkler hier ein, auf den wir uns beziehen könnten. Aber es bleibt natürlich jedem überlassen, sich von den Gedanken von Herfried Münkler unabhängig zu äußern.
Noch eine kleine Bemerkung meinerseits: vielleicht hat sich Münkler so intensiv mit dem Thema der Aufklärung befasst, weil er in seiner Beschäftigung mit den neuen Kriegen und mit dem Terrorismus, durchaus auch mit noch vorhandenen Formen des mittelalterlichen Denkens in Berührung gekommen ist.
Der Text der nun folgt besteht nicht in schriftlicher Form, es ist eine eigene Videoaufzeichnung, die ich dann in Schriftform übertragen habe.
Aufklärung
Der Begriff der Aufklärung steht im Zusammenhang mit der Metaphorik des Lichts. Die Dunkelheit muss durchdrungen werden, der Obskurantismus besiegt werden.
Der Anspruch ist Kinder oder Menschen die als Kinder behandelt werden in selbstbewußte, autonome Wesen zu verwandeln.
Es geht gegen Religion und es geht gegen den Staat.
Der Kampf der Aufklärung ist der Kampf gegen Zensur. Die Zensur will sicherstellen, dass die Gedanken die es auch vorher gegeben hat, in den Kreisen der Intelektuellen bleiben.
Für die Aufklärung sind also nicht nur die Denker entscheidend, sondern auch die Herausgeber der Zeitschriften, die Vertreiber der Zeitschriften, die Drucker, die Publizisten, die Verleger.
Die Französische Revolution könnte den Eindruck erwecken, sie wäre das Ergebnis der Aufklärung. Einige Aufklärer befürworten das. Die Gegner der Aufklärung sagen, sie hätten es schon immer gewußt: solche Gedanken müsse man unter Verschluß halten.
Es gibt aber auch eine ganz andere Kritik der Aufklärung. Novalis etwa hat sie geäussert. Er spricht von der Wüste des Verstandes die entstanden ist nach der Verklärung des Heiligen.
Aufklärung ist auch Entzauberung der Welt. Aber sollen wir nicht die Entzauberung ertragen? Oder bedürfen wir ihrer Wiederverzauberung so wie es z.B. Hölderlich und Hegel zeitweilig im Auge gefaßt haben?
(Herfried Münkler)
Herfried Münkler ist Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin, studierte ausser Politikwissenschaften auch Philosophie und Germanistik.
Einige seiner Werke:
Die neuen Kriege; Der neue Golfkrieg; Machiavelli...;Imperien. Die Logik der Weltherrschaft
Sind die Konzepte die wir damit verbinden, die sich uns dazu eingeprägt hatten heute noch gültig?
Erscheint uns vielleicht die Aufklärung aus der heutigen Perspektive doch ein wenig anders als das uns überlieferte Konzept?
Jede neue Epoche mit ihren historischen Kontext aber auch mit der dadurch veränderten Denkweise, lässt uns wichtige Ereignisse oder Begriffe die wir mit der Vergangenheit verbinden, hinterfragen. Unsere Perspektive hat sich geändert, doch schon alleine die Entfernung von einem Ereignis veranlasst uns anders darauf zu blicken, andere Aspekte zu entdecken - und vielleicht sogar die Wertigkeit anders zu gewichten.
Meine Absicht ist nicht dieses Thema kulturhistorisch hier zu belichten. Ich stelle am Anfang dieses Threads einen Text von Herfried Münkler hier ein, auf den wir uns beziehen könnten. Aber es bleibt natürlich jedem überlassen, sich von den Gedanken von Herfried Münkler unabhängig zu äußern.
Noch eine kleine Bemerkung meinerseits: vielleicht hat sich Münkler so intensiv mit dem Thema der Aufklärung befasst, weil er in seiner Beschäftigung mit den neuen Kriegen und mit dem Terrorismus, durchaus auch mit noch vorhandenen Formen des mittelalterlichen Denkens in Berührung gekommen ist.
Der Text der nun folgt besteht nicht in schriftlicher Form, es ist eine eigene Videoaufzeichnung, die ich dann in Schriftform übertragen habe.
Aufklärung
Der Begriff der Aufklärung steht im Zusammenhang mit der Metaphorik des Lichts. Die Dunkelheit muss durchdrungen werden, der Obskurantismus besiegt werden.
Der Anspruch ist Kinder oder Menschen die als Kinder behandelt werden in selbstbewußte, autonome Wesen zu verwandeln.
Es geht gegen Religion und es geht gegen den Staat.
Der Kampf der Aufklärung ist der Kampf gegen Zensur. Die Zensur will sicherstellen, dass die Gedanken die es auch vorher gegeben hat, in den Kreisen der Intelektuellen bleiben.
Für die Aufklärung sind also nicht nur die Denker entscheidend, sondern auch die Herausgeber der Zeitschriften, die Vertreiber der Zeitschriften, die Drucker, die Publizisten, die Verleger.
Die Französische Revolution könnte den Eindruck erwecken, sie wäre das Ergebnis der Aufklärung. Einige Aufklärer befürworten das. Die Gegner der Aufklärung sagen, sie hätten es schon immer gewußt: solche Gedanken müsse man unter Verschluß halten.
Es gibt aber auch eine ganz andere Kritik der Aufklärung. Novalis etwa hat sie geäussert. Er spricht von der Wüste des Verstandes die entstanden ist nach der Verklärung des Heiligen.
Aufklärung ist auch Entzauberung der Welt. Aber sollen wir nicht die Entzauberung ertragen? Oder bedürfen wir ihrer Wiederverzauberung so wie es z.B. Hölderlich und Hegel zeitweilig im Auge gefaßt haben?
(Herfried Münkler)
Herfried Münkler ist Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin, studierte ausser Politikwissenschaften auch Philosophie und Germanistik.
Einige seiner Werke:
Die neuen Kriege; Der neue Golfkrieg; Machiavelli...;Imperien. Die Logik der Weltherrschaft
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