• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Auf Thema antworten

Trotzdem wird es für uns alle irgendwann einmal Winter.

Der Winter steht in der Prosa der Natur als Metapher für das Ende, für die Ruhe, den tiefen Schlaf. Aber er gilt auch als  Zeit des Regenierens, des Erholens, des Kraftschöpfens für einen Neubeginn.

Die meisten Pflanzen erblühen im Frühling aufs Neue in einer Pracht und Fülle, die die des Vorjahres oft übertrifft. Doch selbst für die schönsten, kräftigsten Pflanzen, für mächtige, dem Wind und Wetter trotzende Bäume, für erfahrene Tiere, die ganzen Rudeln vorstanden, für die Einzelgänger unter ihnen, wird es irgendwann einmal Winter. Und dieser Winter wird ein niemals endender sein, denn er ist nicht von der realen Jahreszeit abhängig. Er ist der Winter des Lebens, und dieser Winter bedeutet für alles  Lebende einen tiefen, niemals endenden Schlaf.

Anders, als in der Natur, wo das Erhalten der eigenen Art und Rasse eine Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit ist, wo kein Tier stirbt, ohne für Nachkommen gesorgt zu haben, wo keine Pflanze verwelkt, ohne vorher ihren Samen  in die Erde hat fallen lassen, durch ihren Nektar oder ihre Pollen weiteres Leben spendet, das Fortbestand garantiert, ist es bei uns Menschen.

Haben wir erst den Frühling, der für Kindheit und Jugend steht, hinter uns, folgt der Sommer. Der Sommer ist für uns das, was für die Natur der Frühling ist. Erst im Sommer des Lebens sehen wir uns soweit gefestigt, dass wir für Nachkommen sorgen und damit für den Erhalt "der eigenen Art".

Dann kommt der Herbst, der uns auf das zurück schauen lässt, was uns "ausmacht". Der uns ein Gefühl der Zufriedenheit vermittelt, oder das des "Zugzwangs", weil wir noch nicht alles erledigt, bzw. noch "einige Rechnungen offen haben".

Dann kommt der Winter.

Der steht für uns Menschen für das absolute "Aus", für "das Ende", den Tod.

Rilke schrieb in seinem Herbstgedicht: "Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben."

Aber das bezog er auf den Herbst!

Zum Winter fällt mir nur ein Lied ein:

"Ach, bitt´rer Winter, wie bist du kalt.

Du hast entlaubet den grünen Wald.

Du hast verblüht die Blümlein auf der Heiden."


Zurück
Oben