AW: Frisch auf den Müll
Es sei gestattet, diesen Satz "herauszureißen", ich stimme dem Gesagten ohnehin insgesamt zu.
Sicher: Wenn wir den Begriff "Unschuld" auf den ökologischen Landbau anwenden wollen, so war es dieser solange, wie Bauer oder Gärtner in natürlichen Kreisläufen wirkten und die Produkte ihres Tuns regional und u. U. direkt an den Verbraucher verkauften.
Spätestens als der Staat bzw. Staatenverbände, hier die EU, meinten, in dieses Wechselverhältnis juristisch-ordnend eingreifen zu müssen, war diese "Unschuld" verlustig gegangen. Vielleicht aber auch schon eher, als der Konsument endgültig die eigene und direkte Kontrolle über die Produktion der Rohstoffe für seine Nahrungsmittel aufgab bzw. seine eigene Marktorganisation ihn folgerichtig dazu zwang.
Heute ist der Ökolandbau weitestgehend zur Hure von Handelsketten und Lebensmitteldiscountern geworden, die bei Biolebensmitteln schnell ein grandioses Umsatzpotential entdeckt haben.
Sie waren es, die die "ökologische" Zertifizierung, ursprünglich nur für die sogenannte Ur-Produktion und die sogenannte 1. Verarbeitungsstufe vorgesehen, weit in die nächsten Verarbeitungsschritte vorantrieben und die Tierhaltung* integrierten, um dem Endprodukt ein Biosiegel als Verkaufsargument aufdrücken zu können. Der Staat ist diesem Ansinnen willig gefolgt. Warum und wieso ist wohl jedem klar.
Direktvermarktung könnte nun viele Widersprüche lösen, aber wirkliche Direktvermarktung heißt ja eigentlich, der Verbraucher kennt den Produzenten persönlich, weiß wie dieser Pflanzen anbaut oder Tiere aufzieht und kauft direkt bei diesem Erzeuger ein. Das Ideal schlechthin: Heute soll es Grünen Salat geben, Frau X. weiß, Familie Y. baut in ihrer ortsansässigen Gärtnerei diesen an, geht hin, läuft mit aufs Feld und sieht, wie ihr Salat geerntet wird! Voila, die Idylle ist perfekt, wir könnten sie malen, nur mit den Realitäten hat dies nichts zu tun!
Aber dazu könnte man noch vieles schreiben ... Ich lasse es mal. Bei Bedarf gern als einstiger Öko-Gärtner und Kontrolleur nach EU-Bioverordnung! 
Alles Beste
Timirjasevez
*Bis Anfang der 1990er Jahre galt es als nicht möglich (Ausnahme: der anthroposophische Landbau nach Rudof Steiner), die im Pflanzenbau angewandten, nachvollziehbaren Kriterien des Organic Farming (der für mich bessere Begriff) auch auf die Tierhaltung anzuwenden. Das änderte sich vor ca. zehn Jahren!