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Freidemokrat

Thorsten

New Member
Registriert
26. März 2007
Beiträge
1.114
Ein Freidemokrat ist

nicht links, nicht rechts;

in dr Schwyz istr national g'sinnt,
in Deutschland mag er nicht, wenn Verwaltungsangestellte politische Ämter bekleiden;

ein Freidemokrat ist möglicherweise bereit, hohe Steuern zu zahlen, will sich die Höhe jedoch nicht vom Staat vorgeben lassen;

in Östreich hats fei so Freidemokraten gar net, do hats an Preis, an Wein und an Lebn - (Verzeihung)

für einen Freidemokraten müßte es unsinnig sein, sich in einer Partei selbst zu vergewissern, aber dennoch halten Freidemokraten zu Parteien, in D bevorzugt zur FDP und CDU;

ein Freidemokrat will behalten, was er erwirtschaftet hat;

ein Freidemokrat will selber entscheiden, worin er investiert.

(Bitte um Kommentar und Widerspruch, nicht wahr. Sonst hätt ich das ja net gschriebn, gell)
 
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AW: Freidemokrat

Also Thorsten, wenn ich dich hier richtig verstehe, dann ist ein Freidemokrat sowas ähnliches wie ein Anarchist, der er nicht nötig hat, von anderen etwas haben zu wollen, weil er derjenige ist, von dem jemand etwas haben wollen könnte.

Er will aber selbst bestimmen, was er damit tut, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob er das was er hat, auch "rechtmäßig" erworben hat. Damit meine ich nicht, dass er gegen Gesetze verstoßen hätte. Nein, damit meine ich, dass der Freidemokrat eher zu denjenigen gehört, die bei der Formulierung von Gesetzen die Absicherung seiner Interessen miteinbringt. D.h. er schaut darauf, dass es auch gesetzlich gedeckt ist, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, auch wenn man diese Schäfchen einem anderen dadurch entzieht/stiehlt/unterschlägt/abluchst/vorenthält.... Oder wie immer man das nennen will.

Oder hast du das ganz anders gemeint?
Ist ein Freidemokrat einfach einer, der selbstbestimmt leben will, und der selbst entscheiden will, was er mit seinem ehrlich verdienten Geld macht? So mit strahlenden Augen und offenem Lächeln, unschuldig und in der vollen Kraft eines erfolgreichen Menschen? So wie wir die Menschen in den Broschüren der Gesundheitsindustrie antreffen?

Verzeih, vielleicht hast du es ja so gar nicht gemeint. Das ist aber das Bild, das bei deiner Beschreibung in mir entstanden ist. Ja, ein schönes kraftvolles Bild. Leider ist es nicht vollständig. Ohne die Schattenseiten ist dieses Strahlen nicht herzustellen. Ich plädiere immer für Vollständigkeit. Wenn etwas schon in eine politische Zugehörigkeit übersetzt werden soll, dann gehört auch dazu, die Konsequenzen, die eine individuelle Vorstellung von "was ich will" nach sich zieht, mitzuberücksichtigen.

Ansonsten würde ich das eher "Egoist" nennen, oder eben "wohlhabender Anarchist". "Demokrat" scheint mir da doch ein bisschen fehl am Platz.

:blume1:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Freidemokrat

Also Lilith,
(zuallerst Dank für Deine - für mich in meiner Überlegung, was ich nächsten Sonntag wählen soll doch hilfreiche - Antwort!) Ich hätte schon zu Beginn anmerken sollen, daß meine Frage nach den "Freidemokraten" vor dem Hintergrund des Wahlkampfes in Hamburg geschieht.

Du liest nicht nur meine Worte, sondern bietest gleich eine bemerkenswerte Deutung (fast hätte ich "Exegese" geschrieben, wo doch Politik in Glaubensfragen verschwimmt ;) )

lilith schrieb:
wenn ich dich hier richtig verstehe, dann ist ein Freidemokrat sowas ähnliches wie ein Anarchist, der es nicht nötig hat, von anderen etwas haben zu wollen, weil er derjenige ist, von dem jemand etwas haben wollen könnte.
Denn DAS habe ich nun wirklich mit keinem Wort deutlich angedeutet, doch in der Tat sind mir in letzter Zeit ein paar FDP-Jungspunde (also erfolgreiche Leute unter 30, Männer wie Frauen) begegnet, auf die genau Deine Definition eines "Freidemokraten" zutrifft, was mich wiederum bezweifeln läßt, ob und wieviele Stimmen ich bei der bevorstehenden Hamburger Wahl der FDP geben will.

Andererseits kann ich auch berichten, daß solche jungen Herren nur ausprobieren, was man sich bieten läßt. Man kann ihnen nicht wirklich verübeln, wenn sie etwa das Benehmen ihrer Chefs nach unten weiterzugeben suchen, in der Hoffnung, oben wohl zu gefallen, oder um sich selbst gut zu fühlen. Auf dem freien Markt - ihrer angeblichen Domäne - fällt die Maske dann bald recht schnell. Denn niemand ist darauf angewiesen, sich von "Anarchisten, die es nicht nötig haben", die Preise - für freie Dienstleistungen etwa - diktieren zu lassen. Mancher FD macht sich da grinsend der Aufforderung zur Schwarzarbeit schuldig - das geringe Honorar wird dadurch gerechtfertigt, das der Dienstleister die Gabe ja nicht versteuern müsse. - Mit einem konservativ-liberalen "freidemokratischen" Gesellschaftsverständnis hat die Welt dieser Jungen vielleicht nichts oder wenig zu tun, eher mit einer Arroganz, die jemand wie selbstverständlich hat, der seinen Platz noch sucht oder erkämpft (immerhin, diese Jungen glauben an einen solchen Platz und kämpfen! Können wir ihnen verübeln, wenn sie der Korruption, in die sie hineinwachsen, mit Wißbegierde und Lernfreude begegnen?)

lilith schrieb:
Er will aber selbst bestimmen, was er damit tut, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob er das was er hat, auch "rechtmäßig" erworben hat. Damit meine ich nicht, dass er gegen Gesetze verstoßen hätte. Nein, damit meine ich, dass der Freidemokrat eher zu denjenigen gehört, die bei der Formulierung von Gesetzen die Absicherung seiner Interessen miteinbringt. D.h. er schaut darauf, dass es auch gesetzlich gedeckt ist, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, auch wenn man diese Schäfchen einem anderen dadurch entzieht/stiehlt/unterschlägt/abluchst/vorenthält.... Oder wie immer man das nennen will.

Okay, Lilith; dann aber bestehen sämtliche konservativen, sozialdemokratischen, ökomarxistischen, evangelikalistischen und was weiß ich für politische Lager aus "Freidemokraten", es bedürfte keiner eigenen Partei. Denn "Demokratische Politik" bedeutet immer, Interessen legal vertretbar zu machen - ungeachtet der Art des Interesses.

lilith schrieb:
Oder hast du das ganz anders gemeint?
Ist ein Freidemokrat einfach einer, der selbstbestimmt leben will, und der selbst entscheiden will, was er mit seinem ehrlich verdienten Geld macht?
Du mußt aber zugeben, daß das durchaus die sympathische Seite des wirtschaftsliberalen Denkens und Lebens ist! - Aber vielleicht hoffe ich schon wieder zu "konservativ", wenn ich erwarte, daß jemand sein ehrlich - zumindest legal - verdientes Geld nicht verpulvert, sondern investiert?

lilith schrieb:
So mit strahlenden Augen und offenem Lächeln, unschuldig und in der vollen Kraft eines erfolgreichen Menschen? So wie wir die Menschen in den Broschüren der Gesundheitsindustrie antreffen?
Mein Freund :clown3: möchte hier fragen, ob das demokratische Freiheitsrecht auch das Recht auf schlechte Zähne, Rückgratverkrümmung und ungewaschene Haare mit einschließt - nachdem die ungebügelte Hose zum guten Ton gehört. Das Ideal der heutigen Gesundheitsindustrie wurde vermutlich zuallererst von der deutschen Sozialdemokratie in die politische Breite getragen, die FDP dagegen kämpft heute gegen das allgemeine Verbot des Nikotingenusses und plädiert dafür, daß nicht Volk und Staat, sondern der Einzelne die Risiken zu tragen habe.

lilith schrieb:
Verzeih, vielleicht hast du es ja so gar nicht gemeint. Das ist aber das Bild, das bei deiner Beschreibung in mir entstanden ist. Ja, ein schönes kraftvolles Bild. Leider ist es nicht vollständig. Ohne die Schattenseiten ist dieses Strahlen nicht herzustellen.
Richtig, ohne die "Schattenseiten" könnte dies "strahlende Bild" nicht glänzen. Die meisten FDP-Abgeordneten auf unseren hamburger Wahlkampfplakaten sehen jedoch eher glanzlos aus und werden an Strahlkraft, zur Schau gestellter Gesundheit und allgemeinem (nicht mal politischem!) Heilsversprechen von jedem - wirklich jedem - plakatierten SPD-Abgeordneten mühelos übertroffen. Die SPD kann sich, so der Volksmund, eben die besseren Fotografen leisten.

lilith schrieb:
Wenn etwas schon in eine politische Zugehörigkeit übersetzt werden soll, dann gehört auch dazu, die Konsequenzen, die eine individuelle Vorstellung von "was ich will" nach sich zieht, mitzuberücksichtigen.
Dann stehen hier in Hamburg CDU, SPD und GAL für ein diffuses "Wir wollen, Ihr sollt", während die FDP ein noch diffuseres "ich will das zwar irgendwie anders, aber ich will doch irgendwie mithelfen, die Verwirrung zu erhöhen, aber das hab ich wenigstens ehrlich gemeint!" verkörpert.

lilith schrieb:
Ansonsten würde ich das eher "Egoist" nennen, oder eben "wohlhabender Anarchist". "Demokrat" scheint mir da doch ein bisschen fehl am Platz.
Liebe Lilith, ich bin nach meiner Antwort auf Deine Worte jedoch nicht wirklich schlauer, ob ich den "Egoismus" und meinetwegen "Anarchismus" der selbsternannten Freidemokraten für weniger demokratisch halten soll als das sozialstaatliche Gleichheits- und Reinheitsgebot der drei sozialdemokratischen Parteien SPD, GAL und CDU.

Liebe Grüße,
Thorsten
 
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AW: Freidemokrat

(Antwort auf Marianne: "Ignorieren heißt sich aufgeben" #46)

Nee nee, Marianne, verzeih mir die Sprünge von Faden zu Strang, aber gezz haust ma ma nich ab, sondern kriegst ane schene rote Kirschsuppn mit Schokolade und Chili. Und wanns dir zu "exotisch" kommt, dann gibts dafür an kräftige Oaschlochsuppn. Nur das Brot dazu wird schwarz und norddeutsch-magensenkend sein. (Ich muß bedenken: wer südlich der Elbe lebt, dem verdirbt solch Schwarzbrot glatt den Magen!)

Und aus welchem verdammten Dialekt kommt jetzt das "gezz"? Hab ich irgendwo aufgeschnappt, das "gezz", und weiß nimmer wo...

Ich hab mir auch sagen lassen, daß man in Österreich dies gestochene Hochdeutsch, wie ichs herkunftsgezwungenermaßen spreche, als Befehlston empfindet (Du verstehst mich nicht miß: dies ist meine Weise, Dein niedergesenktes Florett parierend zu unterbieten!)

All das gehört doch schon in den "Freidemokraten"-Strang und ich weiß immer noch nicht, ob und wieviele meiner 12 Stimmen ich überhaupt an die FDP verteile.

Sicher, die hamburger (bzw: deutsche) FDP ist nicht vergleichbar mit der FPÖ oder dem BZÖ - unter allen deutschsprachigen liberalen Parteiverbänden ist sie das Schlußlicht, da passiert rein gar nichts. Es ist nicht mal gewiß, ob sie die 5%Hürde klimmt. ---- Du erinnerst Dich aber an Möllemann? Das war ein FDP-Politiker, der dem Haider gleichziehen wollte. Aber diese bundesdeutsche Staatsunion ermöglicht eben auch, daß solche Figuren nicht allzuviel Gewicht bekommen!

Eine Berufung auf die
unendlich liberalere Ideologie und Ausübung der Politgeschäfte der deutschen FPD
würde hierzulande jedenfalls nur Achselzucken hervorrufen: "Das hatten wir schon". Soziale Marktwirtschaft, Wohlstand muß erarbeitet werden, pfft! Politisch modern ist man in D heute "links", das heißt: es ist alles da, man muß sich nur bei den Reichen bedienen. Eine Art Aneignungspraxis. Interessanterweise ziehen gerade die SPD-Spitzen da nicht wirklich mit; eher bringen sie die CDU zurück auf den alten "Der Staat schenkt dem Bürger was von seinen Steuergeldern" - Kurs. Das rechnet sich aber nicht! Aber glaubst Du, daß in sechzig Jahren BRD von der FDP auch nur ein Mucks gegen die christsozialdemokratische Wohlfahrtspolitik kam? Nix, denkste!
 
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AW: Freidemokrat

Ja, Thorsten, es fällt mir persönlich nicht schwer, Annäherungswerte zwischen den Liberalen und den Roten ( traditionell Roten) auszunehmen....
Entdecken wir doch ( mein Eheliebster und ich) immer mehr praktische Kompatibilitätsmöglichkeiten ... durchaus polittechnisch gesehen ...:)


Du wirst Dich 12 stimmig wohl aus zu solchen Kompromissen durchringen müssen ... Du Armer *grins*

was gezz heißt ... des waaß i aa net ....
 
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