Hallo,
Jerome hat uns sowohl historisch als auch subjektiv die Gründe dargelegt, die für das Kopftuchverbot – übrigens nur auf ein Jahr begrenzt- sprechen. Ich schließe mich Deiner Beweisführung an: als Historikern und als das aktuelle politische Geschehen Verfolgende.
Aber, aber .....
In dieser Frage kann man sowohl so oder so entscheiden: für das legale Recht, für die Ausübung legaler Ideologien.
Ich denke nicht, dass der Aufschrei, der durch Europa quer durch alle Parteien geht, etwas mit der zweifelsfrei rechtlich unantastbaren Entscheidung der französischen Regierung zu tun hat, sondern mit etwas emotional viel tiefer Verankertem: Xenophobie und Verlustangst.
Die sind ebenso real wie das Verlangen junger Muslima nach „ihrem Kopftuch ( voile)“.
Und man kann eben zwei Wege wählen, das Problem zu lösen: das rein auf demokratisch gestützte Beharren auf Verfassungsmäßiges oder Verfahren, die auf Integration zielen.
Beides geschieht- beides wird erst in der näheren oder weiteren Zukunft als realisiert erscheinen.
Hier stoßen zwei Annahmen aufeinander. Europa als islamische Fundamentalistenvereinigung ( worse case) oder das Europa aller Völker in der Mannigfaltigkeit ihrer Ideologie( best case).
Kulturelle ( ideologische) Veränderungen , wenn sie „echt“ evolutionär, also nicht durch Diktaturen durchgedrückt werden (Nationalsozialismus, Stalinismus), sind äußerst lang andauernde Prozesse. Das heißt bei unserem Problem, dass keiner wirkliche Prognosen für die Zukunft stellen kann: also regieren Vorannahmen auch das politische Handeln.
Ich bin äußerst zwiespältig in der Realität. Als altes Lehrerhaus weiß ich um die organisatorischen Schwierigkeiten, die Kopftuchmädchen im Praktischen, pädagogisch durchaus Bewährten machen: Im koedukativ geführten Unterricht die Landschulwochen, Sportwochen, der Turnunterricht usw.
Es gäbe da einen Ausweg: so wie es katholische, evangelische, Rudolf Steiner und sonst welche Privatschulen gibt, könnte es auch islamische Schulen geben. Der Staat zahlt ( hier in Ö) den lehrplanmäßig vorgesehenen Unterricht, das andere muss/ müsste der Schulerhalter zahlen. Vielleicht gibt es das ja schon – ich weiß von einer deutschen Mullaschule, an der junge Muslime „ausgerichtet“ werden. Und das zeigt eben das Problem: die einen – auch ich – fürchten, dass solche Schulen immer mehr in Richtung Islamisierung gehen, dass sie vom fundamentalistischen Ausland gesteuert werden, die anderen sehen – ebenfalls zu Recht, wie mir scheint, in ihnen integrationsverhindernde Maßnahmen: ich auch!
Also lassen wir es zu, zwar nicht tatenlos – zuzusehen, was die Zukunft bringt und vertrauen wir auf die Toleranz, auf die wir Mitteleuropäer stolz sind.
Dir, Jerome, möchte ich sagen, dass die Mehrheit der Österreicher zustimmend Euer Gesetz zur Kenntnis nimmt.
Marianne