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Salut!


Leider schafft das Gesetz unsere Probleme nicht ab. Sie sind in der Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Armut und Ausichtslosigkeit vieler Einwanderer zu suchen. Der neu manifestierte Islamismus ist nur die Antwort auf diese Situation. Die fundamentalistische Bewegung hat politische Ziele und wurde grösstenteils importiert.

Wir hatten 10 Jahre Ruhe. Die Einwanderer, ihre Kinder und Enkel, meist nordafrikanischer Herkunft, sind zum grössten Teil Franzosen. Mit dem französischen Pass akzeptierten sie auch unsere Verfassung. Nicht nur die 200 Jahre alte Glaubensfreiheit, sondern auch das 100 Jahre alte Prinzip des Laizismus. Es funktionierte. Nicht perfekt, aber annehmbar. Es gab zwar hin und wieder eine Kopftuch-Klage, diese Einzelfälle beunruhigten aber nicht gross. Den Schülerinnen, die ein Kopftuch tragen wollten, erlaubte man meist ein Haarband, das weniger religiös gewichtet schien.

Doch 'auf einmal' veränderte sich das Bild auf unseren Strassen, häuften sich die Kopftuch-Klagen. Beizeichnenderweise wurden die Prozesskosten jeweils - oder besser meist - von fundamentalistischen Kreisen ausserhalb finanziert. Dass der Staat - als einzig zuständiger - jetzt dafür sorgt, dass französische Werte und Normen den Schulkindern vermittelt werden und nicht fremde, ist eine etatistische Tradition. Der Zusammenhalt der Gesellschaft zu bewahren, die Aufsplitterung in religiöse und ethnische Gruppierungen zu verhindern, heisst es. Das Kopftuch ist zum Symbol in einem Konflikt um eine 'französische' oder eben 'unfranzösische' Haltung und Gesinnung geworden. Schlimm genug, wird es auf den Köpfen der minderjährigen Mädchen ausgetragen. Aber m.E. gut, wenn einmal deutlich gemacht wird, dass die 'republikanischen Werte' Vorrang haben vor Sonderansprüchen Einzelner oder Gruppen. Die alteingesessene Mehrheit, die nach ihrer Verfassung lebt, muss Vorrang haben vor den Sitten der zugewanderten Minderheiten, aber vor allem geschützt werden vor fremder Einflussnahme. Jeder soll religiöse Freiheit geniessen, aber nicht im öffentlich-neutralen Raum!

Ich möchte nämlich auch nicht, dass meine Kinder in der Schule unter - egal welchem! - religiösem Einfluss stehen. Sie sollen gerade auch im Namen der Glaubensfreiheit vor jeglichem Missionierungsdruck und vor fundamentalistischer Indoktrination geschützt werden.

Dass in unserer Gesellschaft eine sehr akute Angst vor Überfremdung besteht, wurde zwar in den z.T. sehr heftigen Diskussionen nie laut zugegeben, wird sich aber m.E. bestimmt in den Regionalswahlen mit deutlicher Zunahme des Erfolgs der extremen Rechten wiederspiegeln. Das Gesetz soll sicher auch als Politikum dieser Tendenz entgegenwirken.

Der grösste Teil der 5 Mio. Muslime in Frankreich äusserte keinen scharfen Widerspruch. Viele haben sogar die Gesetzesverabschiedung aktiv unterstützt. Die prominenteste Befürworterin und Muslimin - Isabelle Adjani.

Die Demonstrationen gegen das Gesetz wurden immer weniger. Laut Pariser Polizei nahmen an der letzten nur noch 900 Personen teil. Die Veranstalter sprechen dagegen von zehntausend. Ich finde es nur grotesk.

Die Gefahr eines Religionskrieges sehe ich nicht, aber leider auch nicht, dass das Gesetz schnell zur Emanzipation der Musliminnen beiträgt, obwohl die Frauenbewegung doch langsam etwas an Kraft gewinnt. Ich fürchte eher, weil sich der Islamismus gerne als eine politische Bewegung des Widerstandes gegen autoritäre Regierungen (...) sieht und nun eine politische Niederlage erlitt, wird er mit einer Welle Gewalt reagieren. Die ersten Leidtragenden werden wieder die Frauen sein. Zuerst - wie schon so oft - die unverschleierten in den Ghettos.

Die Frage, was im Spitalwesen geschehen soll, ist noch offen. Auch da sind es meist die Männer, die ihren Frauen und Töchtern verbieten, sich von einem männlichen Arzt untersuchen lassen. Offen ist ebenfalls noch die Frage der Sikhs, denen das Ablegen des Turbans tats. durch strenge rel. Vorschriften untersagt ist.

Erfreut kann man vielleicht noch konstatieren, dass die Debatte nicht nach dem üblichen Schema Links-Rechts verlief. Die Meinungsdifferenzen gingen quer durch alle Parteien und bis auf das Zugeständnis der Überprüfung in einem Jahr, gaben im Parlament nicht die Gesichtspunkte der Opportunität den Ausschlag.


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