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Folgen der internationalen Kommunikation

M

majanna

Guest
Internationale Kommunikation – Auswirkungen auf politisches nationales Geschehen


Wenn man davon ausgeht, - was auch der theoretische Ansatzpunkt dieser Diskussion ist - , dass publizistische Heterogenisierung zu politischer Integration führt und publizistische Homogenisierung zur politischen Desintergration, können trotzdem nicht alle mit dieser These zusammenhängenden Fragen gedeckt werden.

In Praxis übersetzt heißt ja Obiges, dass bei möglichst breiter außenpolitischer Berichterstattung das Verständnis des nationalen Lesers für internationale politische Geschehnisse breiter würde. Ist das aber wirklich so? Bei weitestgehender nationaler Berichterstattung und damit mangelnder Information beschränkte sich das Verständnis auf eher nur Innenpolitisches.

Wenn wir Informationssysteme in Diktaturen beobachten, stimmt das.

Aber stimmt das auch für die Publizistik der demokratischen Staaten?
Was könnten noch für Variablen eintreten, um die oben genannten Axiome ins Wanken zu bringen?
Ist publizistische Mundialisierung deckungsgleich politische Integration?

Majanna
 
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Ich denke das man nicht einfach über die Kommunikation als bereitgestellte Informationen reden kann.
Für mich entscheidend ist die Freiheit der Kommunikation, also auch die Freiheit eine Information zu ignorieren.
Sehr wichtig erscheint mir auch die Möglichkeit, angebotene Informationen verifizieren zukönnen, um dadurch zu einer differenzierteren Meinung zugelangen.:p
Nicht die Menge an Information ist entscheidend sondern die Möglichkeiten, wie man sie nutzen und hinterfragen kann.:winken1:
 
Ich würde bestreiten, dass Anerkennung der Pluralität von möglichen Perspektiven (was du ja letztendlich als Konsequenz der mundiatisierten Publizistik aufzeigst) grundsätzlich zu Integration führt.

Konsequenz der weltweiten Berichterstattung (die übrigens immernoch sehr anfällig für nationale Selektion ist), ist in erster Linie die oben erwähnte Anerkennung der Vielzahl von Perspektiven. Heute wird man viel schwerer ein einheitliches, globales Weltbild behaupten und durchsetzen können, als vll. vor 60 Jahren. Heute spielt die Anerkennung der vielen kulturellen und politischen Räume und Perspektiven eine große Rolle, man kann das m.E. an der Diskussion um den Irak- Krieg erkennen, sicher aber auch im Nah- Ost- Konflikt.
Heute ist jedem (vernünftigen Menschen ;)) bewusst, dass es nicht nur "den Westen" und "die Christen" sowie "den Nationalstaat X" etc. gibt.

Dieses KANN zu Integrationsprozessen führen, aber durchaus auch zu Abschottung und sozialen Fragmentierung, hier sei der Begriff "Glokalisierung" erwähnt. Gerade die Globalisierung (und die mundiatisierte Medienwelt ist ein Aspekt dieser) führt auf lokaler Ebene häufig zur Abschottung gegen Immigranten und "fremden" Kulturformen.

Die von dir aufgezeigten Axiome sind also keine bzw. stehen nicht im Widerspruch. Beide Feststellungen sind Konsequenz eines globalen Prozesses, der sich selbst durch Heterogenität kennzeichnet und so auch zu ähnlich gerarteten Ergebnissen führt.

Schönen Samstag Abend noch,

cf
 
Jedes Publikationsmittel, ob Fernsehen oder Zeitung, ist in erster Linie ein Wirtschaftbetrieb, der als solcher die Absicht hat, Gewinne zu machen. Daraus folgert das primäre Interesse an Auflage und Einschaltquoten. Da leise Töne in der heutigen Zeit kaum noch gehört werden und gute Zeitungen teuer sind, hat sich ein Schlagzeilenjournalisumus entwickelt, der die Wirklichkeit verzerrt darstellt. Aktuelles Beispiel Iraqu: Jedes Bombenattentat erscheint als Schlagzeile, dass jedoch in 85 % des Landes ein ganz normales Leben herscht, ist keiner Meldung wert.
Mir scheint, dass Zeitungen mit besonders hoher Auflage oder Sendern mit hoher Einschaltquote besonderes Misstrauen entgegenzubringen ist.
 
Du hast Recht. Na und?

Das habe ich in einem Nebensatz >>"(die übrigens immernoch sehr anfällig für nationale Selektion ist)"<< abgehandelt, was der Bedeutung der Sache in DIESER Diskussion völlig gerecht wird.

Wir haben hier eine einigermaßen interessante und weitreichende Problemstellung, ich würde mich sehr freuen, wenn wir das fern von Standardpositionen und Bedarfsoppositionismus besprechen könnten.

etwas irritiert

brb
 
Hallo, Moppel, Cf, und Mavaho!

Nun bin ja wohl wieder ich am Zug.

Wenn wir Internationale Kommunikation begrifflich nicht nur auf die Medieninhalte beziehen, sondern auch noch die Techniken der Medienübertragung, die Medienstrukturen, und das ökonomische Phänomen ( Mavaho, du weist darauf hin) und die Medienrezeption ( Moppel) dieser engen Fassung von Internationaler Kommunikation, mit der ich das Thema begann, hinzufügen, zeigt es sich, dass wir alle irgendwie „richtig liegen“.

@ Moppel:
Du weist, ich glaube, mit Recht auf die nie ganz vorhersehbare Reaktion der Medienrezipienten hin.
Um so interessierter ein Leser/ Hörer/ Seher Informationen sammelt, je punktgenauer kann er sie differenzieren und sie seiner eigenen Meinung hinzufügen.

Aber es kann – das ist meine Meinung – die Überflut an Informationen gerade den umgekehrten Effekt haben. Bei mir kann ich das gut beobachten. Die vielen Sendungen im TV über Not, Elend und Bürgerkriege erzeugen in mir immer noch Wut und Mitgefühl, a b e r : ich höre nicht mehr genau hin. Das mag eine Abwehrreaktion ein. Ich will gar nicht mehr wissen, weil ich weiß, dass ich nicht helfen kann.
Und daher werden auch die politischen Informationen, die ja in dieser Katastrophenberichterstattung mitgeliefert werden, von mir auch nur noch ungenügend wahr genommen.
Und das ist aber genau genommen desintegrierend, was das bei mir abläuft. Und da muss dann schon Bush mit seiner mir unmöglichen Irakpolitik kommen und der Terrorist Saddam Hussein in einem Erdloch gefangen werden, dass mir wieder Grundsätzliches zum Terroristenproblem einfällt.

@ Coeur Froid

Wenn Du sagst „Ich würde bestreiten, dass Anerkennung der Pluralität von möglichen Perspektiven (was du ja letztendlich als Konsequenz der mundiatisierten Publizistik aufzeigst) grundsätzlich zu Integration führt.“ (Zitat CF)
Sagst Du genau das, was ich mir dachte, als ich in einem Handbuch für Politik die von mir zum Anlass genommene Axiomatik las.

Wir könnten beide jetzt viele Beispiele für die Richtigkeit der obigen These finden: eines mag genügen: der Rotkreuzgedanke Henri Dunants ist sicher durch das Medium des 19. Jhts – die Zeitungen – mundialisiert worden.

Als Beispiel für teilweise misslungene Integration sehe ich ( vielleicht ist das nur meine Meinung) das, was jetzt so unter EU-Erweiterung publiziert wird.
Mir scheint, die nationalen Pressen ( Polen v.a. auch Tschechien) betonen in ihren Erzeugnissen viel zu sehr die Rechte der Mitgliederstaaten, auch die ökonomische Angleichung an die „Kernstaaten“ und stützen sich dabei vor allem auf bevölkerungspolitische Argumente. Das sät – wie wir beobachten können- gewisses Unverständnis bei den , darüber natürlich auch ( Mundialisierung) informierten
Mitgliedern der „ großen“ Staaten. Das ist dann ein genau kontraproduktives Ergebnis.


@ Mavaho

Zu Deinem Hinweis, auf die ökonomische internationale Verflechtung, vor allem der Medieninhaber, habe ich auch noch absolut zustimmende Beispiele.

Haben früher US amerikanische Medien in ihren internationalen Sendungen ( „Die Stimme Amerikas“) durchaus noch Medieninhalte gebracht, die die Überlegenheit der
Amerikaner auf demokratiepolitischer Ebene ausdrücken sollten, sieht das spätestens seit der „Wende Ende der 80ziger“ anders aus.

Wer hört schon solches Lob für Fremdes? wenn das eigene Volk wieder selbst „Demokratie spielen „ darf.

Unbestritten aber ist es, dass sich ausländisches Kapital (auch US amerikanisches) ganz ungeniert darum reißt, an den Medienmärkten z.B. in Asien und Lateinamerika beteiligt zu sein. Die so genannte Dritte Welt wacht allmählich aus ihrem reinen „Zwangs beglückungskonsumententum“ auf und baut ihrerseits nationale Medienlandschaften aus.
Diese Art der Internationalisierung könnte aber ein publizistischer Rückschritt sein. Wie sagt der Volksmund so schön: Wer zahlt, schafft an.


Danke, dass Ihr mir geholfen habt, mir über diese Frage mehr Klarheit zu verschaffen.

Majanna
 
Der grösste Medienkonzern Europas ist Bertelsmann in Gütersloh, weltweit beteiligt an vielen Verlagen und Sendern. Was ist daran so schlecht, wenn ein Unternehmen versucht, seinen weltweiten Marktanteil zu vergrössern ? Im konkreten Fall sichert es Arbeitsplätze in der Region Gütersloh.
 
Original geschrieben von mavaho
Der grösste Medienkonzern Europas ist Bertelsmann in Gütersloh, weltweit beteiligt an vielen Verlagen und Sendern. Was ist daran so schlecht, wenn ein Unternehmen versucht, seinen weltweiten Marktanteil zu vergrössern ? Im konkreten Fall sichert es Arbeitsplätze in der Region Gütersloh.



Es ist ein wenig mühsam, mit Dir zu diskutieren.

Es wird sicher stimmen, was Du vom Bertelsmannkonzern sagst.
Aber es ist in dem Thema, was ich in den Raum gestellt habe, nicht um moralische Bewertung gegangen, es ging mir nur darum mit Euch gemeinsam über etwas nachzudenken, was mir nicht klar war. Also: es geht nicht um schlimm oder gut.Es geht mir darum, nachzudenken, dass bis in die 70ziger gültige polit-publizistische Axiome heute ins Wanken gekommen sind.

Gut ist es für die Aktieninhaber allemale, wenn sie ihre Profite vergrößern können,und wenn sie dann noch den Gewinn in Deutschland ( oder in dem Land, aus dem der jeweilige Aktionär her ist ) anlegen, ist das sogar für die deutsche Nationalwirtschaft "gut", d.h. wirkt sich auf dieKaufkraft mittelbar Betroffener aus.


Es kann aber für die demokratiepolitsche weltweite Entwicklung "schlimm" werden, wenn Medieninhaber ( Aktienbesitzer) die " Blattlinie" - den Medieninhalt - mitbestimmen.

Da helfen dann nur sanktionierbare Mediengesetze. Das riecht mir dann aber wieder nach politischem Zwang .
Denk doch mal an Italien, wo es demokratische Kräfte von bürgerlich/liberal bis links verhindern wollen, dass Berlusconi die gesamte Medienlandschaft Italiens kontolliert.

Glaubst Du, dass es diesen Politikern nicht auch um die Arbeitskräfte zu tun ist, die der italienische Ministerpräsident beschäftigt?

Gruß Majanna
 
Entschuldige, aber Du hast doch recht moralisch gewertet, zumindest im deutlich vernehmbaren Unterton, deshalb meine Anmerkung. Jede Konzernbildung, die zu einem Monopol führt, ist natürlich abzulehnen, aber auch jede Verquickung von politischem Amt und Eigentum an Medien. Berlusconi ist dafür das klassische Negativbeispiel. Deshalb müssen die öffentlich/rechtlichen Sendeanstalten unbedingt erhalten werden, die Gebühren dafür sehe ich als Obulus für ein Stück wichtiger Demokratie.
Ich glaube jedoch nicht an kommende weltumspannende Medienkonzerne, die über diesen Weg den Menschen ihre Meinung aufzwängen. Es mag zeitweise so aussehen, aber auf Dauer ist die Konkurrenz und der politische lokale Widerstand zu gross. Zudem gibt es zunehmend konkurrierende Systeme wie z.B. Internet, die eine Vielfalt auch in Zukunft garantieren.
Der aufklärerische Charakter von Medien wird ohnehin überschätzt. Mir ist eine ältere Untersuchung von Allensbach in Erinnerung die besagt, dass die Menschen meist die Zeitung lesen, die ihre eigene Meinung am besten widerspiegelt, ein NPD-Mann wird nicht das NEUE DEUTSCHLAND der PDS lesen und umgekehrt. Da bin ich sicherlich die Ausnahme.
 
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Was könnten noch für Variablen eintreten, um die oben genannten Axiome ins Wanken zu bringen?

1. Qualität in der Berichterstattung

die Privatsender haben nur wenig zur Bildung der Bevölkerung beigetragen
die öffentlich-rechtlichen Sender sind da in allen Belangen überlegen

2. philosophisches Argument
es gibt nur ein Sein,
dieses Sein lässt sich aber gliedern
wer das Sein bezweifelt (Nihilist),
bekommt in den Medien nur das zu sehen,
was er eh schon weiss
bzw. er wird nichts dazulernen,
denn sonst gäbe es ja etwas, das IST

3. es wäre wünschenswert,
wenn die Regierung eines Landes dafür sorgen würde,
daß es leicht verständliche Texte gibt,
die es jedem ermöglichen,
sich von Null bis auf ein universitäres Niveau zu erheben
 
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