Und doch bin ich froh, dass ich diese Zeit noch erleben durfte, wenn auch als Kind bzw. Jugendlicher, denn so weiß ich gesichert, dass die derzeitige Situation nicht normal ist, um es einmal ganz simpel auszudrücken. Zudem habe ich auch schon immer auf dem Land gelebt, wo die Leute sowieso nicht jedem neuen Trend hinterherrennen, sondern eher ihr eigenes Ding machen. Die Städter sprechen hier von Eigenbrötlerei und Bauernschläue und meinen das meistens eher abwertend, aber wenn die Vollziehung aller Trends dann zu der heutigen Normopathie geführt hat, scheint mir Eigenbrötlerei und Bauernschläue doch vorzuziehen zu sein.
Ja, solche Statistiken gibt es sicher, aber ich vertraue Statistiken grundsätzlich nicht so ganz - es sei denn natürlich, sie bestätigen mich in meiner Haltung, dann vertraue ich ihnen schon.
Nein, im Ernst: Ich habe mich dabei einfach auf Aussagen von Ausgewanderten bezogen, die das so geschildert haben. Ob es tatsächlich so ist, weiß ich natürlich nicht. Was wissen wir schon sicher, gerade in der heutigen Zeit?
Die Auswanderer, auf die ich mich bezog, sehen sich primär nicht als Deutsche, Österreicher oder Schweizer, sondern als Europäer. Und dadurch verschwindet jegliche Absurdität in der Tatsache, sich in Ungarn weniger als Fremder zu fühlen als in Deutschland. Mir ist schon klar, dass die ganz weit links stehenden auch die Identifikation als Europäer noch als menschenverachtend betrachten, schließlich sind alle Menschen gleich und so weiter, aber so denken eben viele Menschen nicht. Sie sehen sich als Europäer und wollen, dass Europa europäisch bleibt und deshalb fühlen sie sich zum Beispiel in Budapest mehr zu Hause als in Berlin oder in Wien. Verstehst du es jetzt?
Nun ja, es ist natürlich rückblickend geradezu realsatirisch, dass die Rechten schon in den 70er/80er Jahren von Überfremdung gesprochen haben, denn damals gab es dieses Phänomen nur in deren Köpfen. Andererseits aber haben sie damit Recht behalten, dass es dazu kommen wird. Es ist ja auch ein Hauptargument gegen rechts, dass "die schon immer so geredet haben", aber der Unterschied ist halt, dass die Wirklichkeit jetzt tatsächlich so ist. Wer heute noch abstreiten will, dass die demographische Entwicklung in eine eindeutige Richtung zeigt, der muss schon wirklich aktiv die Augen davor verschließen. In der jüngsten Generation, also in den Kitas, liegt der Migrantenanteil in Städten wie Berlin teilweise bereits bei deutlich über 50%.
Der Rechtsruck in Europa ist eine Reaktion auf die realen Gegebenheiten. Diese eigentlich ganz simple und sehr wichtige Tatsache ist irgendwie in keiner Diskussion so richtig präsent. Es ist ja nicht so, dass seit etwa zehn Jahren die Leute morgens plötzlich eines Tages aus dem Bett springen, sich die Haare vom Kopf rasieren, Springerstiefel anziehen und sich entscheiden, jetzt ein Nazi zu sein. Nein, vielmehr sind es doch gerade die realen Gegebenheiten, insbesondere die Migrationspolitik, aber auch viele andere Bereiche, die ganz normale Leute dazu bringen, aus Protest rechts zu wählen. Wären diese realen Anreize nicht da, würden diese Leute die AfD bzw. die FPÖ fallen lassen wie eine heiße Kartoffel (ein Sinnbild, das hier sehr gut passt, wie ich finde
). Ich verlinke dazu weiter unten noch einen Artikel.
Okay, es war vielleicht etwas übertrieben, die Mainstreammedien als linksextrem zu bezeichnen, aber links sind sie ganz gewiss, wenn auch neulinks und nicht altlinks, was eine wichtige Unterscheidung ist. Die Altlinken sind größtenteils auch eher pragmatische Leute und haben mit diesem ganzen neulinken Woke/Gender/Minderheitenanbetung Gemisch nichts am Hut.
Ob einige Politiker in den letzten Jahrzehnten ihren Amtseid, also:
... gebrochen haben oder nicht, ist sicherlich eine berechtigte Fragestellung. Aber darüber hätten dann ordentliche Gerichte zu entscheiden und nicht die von dir ins Spiel gebrachten "Wutbürger", wer auch immer das sein soll. Mir persönlich sind solche "Rachephantasien" sowieso fremd. Ich glaube nämlich, dass die meisten Politiker nicht bewusst gegen die eigene Bevölkerung handeln, sondern tatsächlich glauben, das richtige zu tun. In der heutigen komplexen Welt ist das alles auch gar nicht mehr so eindeutig festzumachen, wie es früher noch war.
Das Hauptprinzip sollte meines Erachtens sein, dass jedes Land primär Politik für die eigenen Leute macht und nur sekundär für den Rest der Welt. Natürlich sollte dieses Prinzip aber nicht darauf hinaus laufen, dass nur noch das eigene Land zählt, denn das würde Isolation und Abschottung bedeuten, die mehr schadet als nützt. Hier muss man immer vorsichtig abwägen, aber was wir derzeit sehen ist meines Erachtens das andere Extrem: Politik primär für den Rest der Welt und nur noch sekundär für das eigene Land. Auch das ist ein weiterer Grund für den Rechtsruck - auch hier ist der Rechtsruck wieder eine Reaktion auf reale Gegebenheiten. Deshalb gibt es ja im rechten Lager die zynische Haltung, dass man die Linken einfach nur machen lassen soll, weil es eine bessere Wahlwerbung für die AfD gar nicht geben kann.
Ich gehe an dieser Stelle noch mal anhand eines Artikels auf das Beispiel Dänemark ein, welches meine eben ausgeführte These untermauert:
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Von 21 auf 2 Prozent - So schrumpfte die Dänen-SPD die Dänen-AfD
Politik-Professor Peter Nedergaard (65, Universität Kopenhagen) erklärt in BILD: „Der Grund, warum die extreme Rechte in Dänemark kleiner und in Deutschland größer wird, ist die unterschiedliche Einwanderungspolitik der beiden sozialdemokratischen Parteien.“
„In Dänemark hat die sozialdemokratische Partei eine – wie ich es nenne – restriktive Einwanderungspolitik im Einklang mit den ideologischen Wurzeln der Partei verfolgt“, sagt Nedergaard zu BILD.
Die Sozialdemokraten forderten, Auffangzentren für Migranten außerhalb Europas einzurichten, um weniger Asylbewerber ins Land zu lassen. Sie forderten eine Obergrenze für Migranten aus nicht-westlichen Ländern, erließen schwerere Regeln für den Familiennachzug und starteten eine Abschiebe-Offensive. Das Asylrecht wurde verschärft, Geldleistungen für Nicht-EU-Migranten gekürzt.
In einem Strategiepapier begründeten die dänischen Sozialdemokraten ihren Kurswechsel auch mit den Belastungen der Migration für die Sozialsysteme: „Diese Herausforderung ist keine vorübergehende. Sie wird bestehen bleiben. Sie wird unser Sozialmodell, unsere geringe soziale Ungleichheit und unsere Lebensweise unter Druck setzen“
[URL unfurl="true"]https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/von-21-auf-2-prozent-so-schrumpfte-die-daenen-spd-die-daenen-afd-84868670.bild.html[/URL]
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