Hallo,
Moral und Ethik als Privileg des Menschen, als legitimes Abgrenzungskriterium gegenüber nicht-menschlichen Lebewesen?
Das sogenannte "moralanaloge Verhalten" bestimmter Tierarten wurde bereits von Konrad Lorenz aufgezeigt und hat auch so manchen Menschen beindruckt. Nur, daß die herkömmliche Schlußfolgerung, nämlich, daß durch dieses Verhalten eine "vorweggenommene Menschlichkeit" ausgedrückt werde, ein Fehlschluß ist. Denn UNSERE Humanität geht evolutorisch auf unser "vormenschliches" Erbe zurück.
Klare Unterschiede und damit eine berechtigte Abgrenzung zeigen sich hinsichtlich der Gruppen-oder Nähe-Moral, die bei Tiere eindeutig auf ihre Artgenossen beschränkt ist. Allein der Mensch scheint einer artübergreifenden , d.h. auch jenseits der eigenen Sippschaft liegenden, Moral fähig. Solange unsere Ethik allerdings die Beziehung zu nicht-menschlichen Lebewesen von vornherein ausklammert, d.h. artbegrenzte Ethik bleibt, muß dieses Unterscheidungskriterium wohl zwangläufig aufgegeben werden.
Unterscheide zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Lebewesen zu konstatieren, ist gewiß ein Ausdruck menschlicher Geistestätigkeit. Doch aus real wahrnehmbaren Unterschieden läßt sich weder das Sollen dieses Unterschieds, noch Diskriminierungen aufgrund des Unterschieds stichhaltig begründen.Aus der Tatsache, daß Menschen keine Flügel haben, abzuleiten, daß wir von nun an dazu bestimmt seien, die leiblichen Bedürfnissen von Hühnern zu erfüllen, ist ebenso unsinnig wie die Behauptung, daß die Vernunftlosigkeit der Hühner uns berechtigt, unsere Bedürfnisse an ihnen zu befriedigen. Hier greift m. E. nur die menschliche Verantwortung und Entscheidung angesichts der vollzogenen Werturteile.
Sonja