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AW: Finanzkrise 2008


Hallo!

Eine meiner Kolleginnen hat uns heute einen aktuellen Kinofilm empfohlen, ein Dokumentarfilm, der auch im Kino für internationales Aufsehen sorgt:

"Let's Make Money" vom Wiener Erwin Wagenhofer, der schon 2005 mit "We feed the world" (über die Schattenseiten der Nahrungsmittelindustrie) für Aufsehen sorgte.


Ein paar Ausschnitte aus dem Internet:

Der Regisseur Erwin Wagenhofer nimmt seine Zuschauer mit auf eine Reise durch die globalisierte Welt. Er deckt im Detail auf, wie die westliche Elite ihr Geld auf Kosten der Wehrlosen in den Entwicklungsländern vermehrt. Dabei liefert er eine messerscharfe Analyse des heutigen Finanzsystems, das bekanntermaßen gerade eine schwere Krise durchläuft. Durch die aktuellen Bankenpleiten erlangt der Film eine ungeahnte Brisanz.

Seine These: Wer Geld auf einem Bankkonto deponiert, fördert die Ungerechtigkeit. Denn das Geld investieren die Manager in armen Ländern, um damit maximalen Profit zu erzielen. Dabei beuten sie praktisch zwangsläufig die dortige Bevölkerung aus. Denn „Outsourcing“ funktioniert eben nur, wenn sich durch niedrigere Produktionskosten der Gewinn maximieren lässt. 


Das demonstriert „Let’s Make Money“ etwa an den Verhältnissen in Indien: Ein österreichischer Investor begutachtet eine Fabrik. Er interessiert sich für die Löhne der Arbeiter, für einen sauberen Ablauf der Produktion. Dann verhandelt er über weitere Zukäufe von Grundstücken. Das Gewinnpotenzial muss so schnell wie nur irgend möglich ausgeschöpft werden, sonst macht jemand anderes das Geschäft. Eine indische Uni-Absolventin frustriert dieses Prinzip. Sie kann nicht fassen, was ihre Regierung mit all dem Geld macht, das ausländische Investoren ins Land bringen. Anstatt die Firmen angemessen zu besteuern und damit die eigene Bevölkerung vor Armut zu schützen, lässt sie die Firmen die Gewinne ungehindert mit ins Ausland nehmen. Die Inder leben indessen auf der Straße, nächtigen am Strand oder in provisorischen Hütten am Rande der Kloaken, die einst Flüsse waren.


Besonders beeindruckend sind die zahlreichen hochkarätigen Gesprächspartner, die Wagenhofer für seine Doku gewinnen konnte…. 

Fazit: Mit „Let’s Make Money“ ist Erwin Wagenhofer eine beinahe geniale Analyse des heutigen neoliberalistischen Finanzsystems gelungen.

http://www.filmstarts.de/kritiken/100058-Let's-Make-Money.html


Alles O-Ton, keine Moderation, keine Fragen - nur Zitate, sehr präzise.

Zu Wort kommen Sieger und Verlierer, aber auch besonnene Mahner. So bringt es Hermann Scheer, Träger des alternativen Nobelpreises und SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag, auf den Punkt: "Im neoliberalen Zeitalter ist alles verkürzt auf die aktuelle Erzielung einer höchstmöglichen Rendite, koste es was es wolle!" Wagenhofer liefert dafür Belege und erhält in seiner Beweisführung momentan tagtäglich Unterstützung. Man braucht nur Zeitung zu lesen, Radio zu hören und fernzusehen.


Natürlich deckt Wagenhofer prinzipiell nichts Revolutionäres auf. Er macht aber diesen nebulosen Verdacht, den wir alle haben, zu kristallklarer Gewissheit; (Anm.: Von mir fett hervorgehoben) ja es sind die Protagonisten des Films selbst, wie etwa ein deutscher Banker, der sein Auto durch den Verkehr lenkt und dabei beiläufig im Plauderton den vielsagenden Satz fallen lässt: "Eigentlich sind unsere Banken gar keine Banken mehr, sondern organisierte Spieler."

http://oe1.orf.at/highlights/127671.html


Ein Interview der APA, das nicht weniger betroffen macht:

APA: Herr Wagenhofer, war die Krise für Sie bereits absehbar, als Sie sich vor drei Jahren ans Werk machten?

Wagenhofer: Mit dieser Fragestellung bin ich in diesen Tagen immer wieder konfrontiert worden, und je öfter sie gestellt wird, umso mehr verwundert sie mich. Wir haben in diesen drei Jahren im Zuge unserer Recherchen wirklich niemanden aus der Finanz- oder Wirtschaftswelt getroffen, der nicht diese Krise vorhergesagt hätte. Zwar konnte niemand genau sagen, wann und wie sie uns treffen wird, aber es war kein Experte dabei, der nicht von der drohenden Krise in irgendeiner Form gesprochen hätte. Das macht ja solche Krisen so 'delikat', dass sie alle kommen sehen, aber nichts dagegen unternommen wird. Und warum nicht? Weil alle wissen, dass ohnehin die Allgemeinheit - also wir alle - dafür bezahlen werden. Und in der Zwischenzeit versuchen die Wissenden, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.

http://oe1.orf.at/highlights/127674.html


Ich glaube, da sind keine Kommentare nötig. Besser: Hingehen und anschauen!


Gruß

Andreas


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