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AW: Faschismus-Referat


 

Ich meine, zur Weiterentwicklung Deiner - klugen - Analyse könnte hilfreich sein, Faschismus und Nationalsozialismus klar gegeneinander abzugrenzen. Europäische Faschisten wie Mussolini, Franco und Salazar waren alles mögliche - Militaristen sowieso, das war (so dumm es klingt) damals so üblich - nur haben sie auf der Ebene des bereits etablierten militarisierten bürgerlichen Nationalstaats gearbeitet und diese nicht überschritten. Die Hiltlersche Vision der Durchformung der Gesellschaft in Hinblick auf einen Eroberungskrieg dürfte den Genannten ebenso so fremd gewesen sein wie die doch erfolgreichen Bemühungen der NSDAP, einen zwar geringen, aber doch allgemeinen Wohlstand wenigstens der konformgehenden Arbeiter zu erzeugen.


Von Hitler als Faschisten (oder von D 1933-1945 als "faschistischem Staat) zu reden, greift zu kurz; der Faschismus ist ein Phänomen der bürgerlichen Elite (anders ist auch die Kunstbesessenheit der Faschisten nicht zu erklären), meinetwegen eine Perversion des Kontrollbedürfnisses im späten Industrialismus, nachdem die Leibeigenschaft längst abgeschafft war, man jedoch die neuen Impulse der Arbeiterbildung unterdrücken wollte, die die Sozialdemokratie so stark vorantrieb; und: der Faschismus greift nach innen und bildet keine Eroberungspolitik aus, er war eine konservative Bewegung.


Wenn Hitler "nur" Faschist gewesen wäre, hätte er "nur" das Bürgertum hinter sich gebracht. Aber er war klüger - was ihm zuerst die Anhängerschaft der Studenten sicherte. Er hat es nicht nur verstanden, die linken Intellektuellen mit ihrem Gleichheitswunsch hinter sich zu bringen - von wenigen "unverbesserlichen" Kommunisten und Sozialdemokraten abgesehen, die dann im Lager landeten, wenn nicht endeten - er hat es tatsächlich bis 1936 geschafft, sämtliche Versprechen der Sozialdemokraten, was Bildung, Wohlstand, Gleichheit angeht, soweit einzulösen, daß man zumindest nicht mehr gefragt hat, was anders sein könne. Das Lebensgefühl in Deutschland im Jahr 1936 muß unglaublich gewesen sein (vielleicht nicht für Dich und mich, scilla, wir wissen es nicht), zukunftsorientiert, hoffnungsvoll, das sind zu schwache Worte.


Mir ist jedenfalls aus dem Europa des 20. Jahrhunderts keine mit der deutschen des Jahres 1936 vergleichbare Euphorie bekannt.


Und dann die wichtigste Schicht: die Arbeiter. Die waren leicht zu kriegen. Die Sozialdemokratie wollte die zum Umsturz bewegen; nachdem sich Deutschland schon von der 1923er Inflation nicht erholen konnte, verpaßte Brüning dem Land noch ein radikales Sparkonzept. Also weiterer Wirtschaftsabbau. Dem trat Hitler entgegen mit einem überzeugenden nationalen Ziel, der Verpflichtung zur Mitarbeit am eigenen Wohlstand, und er brachte ja alle soweit in Lohn und Brot.


Ohne nach dem letztendlichen Zweck zu fragen.

Dergleichen ist mir aus keinem faschistischen Land bekannt (im Gegenteil!)


"Faschismus" ist eine autoritäre Herrschaftsform, die ihre Gegner ermorden kann, aber nicht muß; "Nationalsozialismus" eine aufgezwungene Partizipationsform, in der jeder Gegner bis zum zwangsläufigen Tod ausgeschieden wird.


Ich weiß, scilla, daß meine Überlegungen noch zu kurz greifen -


deswegen zum Schluß:



Die rassistischen "Nazis" bemühten das rechtsdrehende, auf die diagonale Achse gestellte (also instabile, nur durch Eigendynamik zu orientierende) Hakenkreuz;


das ursprünglich (?) buddhistische Symbol dreht links und steht gerade, hier eine moderne Lesart:


http://www.personal.psu.edu/ejp10/blogs/gotunicode/2007/06


Gruß, Thorsten


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