In meinem Beitrag möchte ich nicht so im Einzelnen auf die Evolutionstheorie eingehen, sondern eher auf die Auffassung des Erzbischoffs von Wien, Kardinal Schönborn, so wie er sich in der "New York Times" äussert - und die evtl. Konsequenzen seines Standpunktes aufzeigen.
Aber zu erst doch noch ganz kurz zu Darwin und dessen Evolutionstheorie.
Kernpunkt dieser Theorie ist der Überlebenskampf. In diesen Überlebenskampf spielen die erblichen Variationen die Hauptrolle, besser gesagt, die Art wie diese sich behaupten können. Also nicht der Schöpfer, der die Entwicklung bestimmt, sondern die natürliche Selektion der Variationen, die sich durchsetzen, um der Spezies das Überleben zu ermöglichen.
Auch wenn sich die Theorien Darwins weiter entwickelt haben nach all den Entdeckungen die nach ihm stattgefunden haben: die Evolutionstheorie bleibt die einzig gültige Erklärung für das Entstehen, die Entwicklung und die Vielfallt des Lebens.
Kardinal Schönborn aber, überschreitet mit seinem Standpunkt die Kompetenzen der Theologie. Denn aus seinem Behauptungen ist zu entnehmen, dass der Glaube Vorrang hat vor der Wissenschaft.
Entgegen der Evolutionstheorie, stellt der Kardinal die These auf, dass die Entwicklung zielgerichtet, nach einem schöpferischen Plan abgelaufen ist. Also ist für ihm die Evolutionstheorie nur gültig, wenn auch Gott als Richtunggebender, miteinbezogen wird.
Wie Helga Novotny, emeritierte Professorin für Wissenschaftsphilosophie (Zürich) aufgezeigt hat, sind die Konsequenzen eines solchen Standpunktes, wenn er sich durchsetzen würde, weitgreifend. Der gegenseitige Respekt zwischen Glaubensfragen und Wissenschaft gerät so ins Wanken. Den Vorrang des Glaubens zu behaupten, bedeutet den Standpunkt der Wissenschaften zu relativieren.
Novotny zeigt weiter auf, dass eine der Folgen sein könnte, dass in den Ethikkommissionen - die so wichtig sind für die Entwicklung der Lebenswissenschaften - die Konfessionen stärker vertreten sein würden, als die Wissenschaften. Dadurch würde es noch schwerer zu einer Einigung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kommen.
In den USA, gibt es glaubensbasierte Bewegungen, die sogar fordern, dass gewisse wissenschaftliche Forschungen verboten werden. Es geht dabei um vielversprechende Forschungen, die für die med. Wissenschaften von grosser Bedeutung sind.
Man muss dies auch so sehn: da spricht eine Minderheit gegen eine Mehrheit, die eine solche (Rück)entwicklung nicht wünscht.