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Essay - Aus dem Leben des Wendelin

s4lty

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10. Juni 2008
Beiträge
90
Nun ein kleiner Auszug an dem Werk an dem ich gerade arbeite


Kapitel 1 – Mühle, Lebenskünstler und Suizid

Wendelin war ein hagerer Mann mittleren Alters, welcher sich in jenem Moment in seinem Gefährt, einen VW-Bus der mit Blümchen und Friedenszeichen bestückt war, auf den Weg zu einem Turnier machte.
Aber in diesem Turnier spielte er nicht etwa Fußball wie sie jetzt wahrscheinlich vermuten. Nein, Wendelin war professioneller Mühlespieler. Der VW-Bus den Wendelin von einem befreundeten Kfz-Mechaniker geschenkt bekommen hatte gab ein monoton tuckerndes Geräusch von sich. Da Wendelin nicht sehr geschickt war in Sachen Mechanik, und da sein Gefährt schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, störte es ihn nicht weiter. Meistens klopfte er zu dem Tuckern, das dem eines Metronoms sehr nahe kam, noch auf dem Lenker, der die Form eines Friedenszeichens hatte. Er konnte gar nicht mehr anders. Es war praktisch eine Zwangsneurose. Wendelin hatte generell ziemlich viele Ticks, wie etwa das Zupfen seines Kinnbartes oder die morgendliche Reinigung des Wasserkochers.
Aber er konnte sehr gut mit seinen Eigenheiten leben. Er mochte sie sogar.
Als er so langsam die Straße entlang fuhrwerkte, schaltete er sein Radio ein und schunkelte
zum Sound von Uriah Heep. Als er endlich vor dem orange eingefärbten Haus hielt trat er kräftig gegen das Radio um es auszumachen. Der Ausschaltknopf begann schon vor etlichen Jahren sein eigenes Leben zu führen. Fröhlich pfeifend verließ er seinen geliebten Bus und schlenderte auf das Gebäude, in dem das Mühleturnier stattfinden sollte, zu. Vor dem Gebäude standen schon einige sehr klug aussehende Mühlespieler die Wendelin schon vor vorhergehenden Turnieren kannte. Er begrüßte sie mit einem herzlichen „Hallo“ und wartete erst gar nicht auf eine Antwort, sondern ging direkt auf den Eingang zu. Als er sich gegen die Glastür stemmte öffnete sich diese mit einem knacksenden Geräusch. Ein modriger Geruch erfüllte den mit Kleiderhaken ausgestatteten Raum. Wendelin hängte seine weiß-braune Wolljacke auf und drehte am Türknauf einer Holztür mit der Aufschrift „Turnier“.
Er betrat den Raum und erblickte eine Horde von intellektuellen Mühlespielern.
Wendelin mochte diese Menschen, sie waren nett und größtenteils harmlos. Selbst war er aber ein sehr einfach gestrickter Mensch, was eigentlich ungewöhnlich für einen Mühlespieler war.
Erstmal grüßte er die Mitstreiter und schrieb das Anmeldeformular aus. Die Sekretärin dort war eine rothaarige Frau die von allen liebevoll Kriemhild genannt wurde. „Kriemhild“ lugte durch ihre Brille hindurch und begrüßte Wendelin der inzwischen das Formular ausgefüllt hatte. Selbiger musterte die Decke, was er oft tat wenn er nervös war. Scheinbar zählte er die Anzahl der Deckenfließen, ohne Grund wie er immer behauptete. Wahrscheinlich war das auch nur ein Tick den sich Wendelin angeeignet hatte. Als sich Wendelin von Kriemhild abwendete erblickte er einen älteren grimmig aussehenden Herren der scheinbar mit Bravour ein Spiel gewann. Wendelin setzte sich und beobachtete den grimmigen Kauz eine Weile.
Nach jedem Stein den er seinen Gegner nahm freute er sich wie ein kleines Kind.
Offenbar war er ein sehr eigenwilliger Mensch. Als dieser schließlich sein Spiel gewonnen hatte stand er auf ohne seinem verdutzten Gegner auch nur die geringste Beachtung zu schenken und holte sich einen Apfelsaft von der Bar. Wendelin blickte auf die Spielerliste
und suchte seinen nächsten Gegner. Er sollte gegen einen Helmut spielen, der sich schon gegen 2 Opponenten durchsetzte. Diesen fand er sogleich auf dem Flur des Gebäudes und bat ihn sich zum Tisch zu begeben. Helmut murmelte etwas Unverständliches und begab sich in den Turniersaal. Zu Beginn des Spiels hatte Wendelin ein gutes Gefühl. Dies schien sich auch zu behaupten, und Wendelin war kurz vor seinem Sieg, als ihn der alte Herr, den er zuvor beobachtet hatte, anschnauzte er solle doch bitte diesen Pullover ausziehen. Der Herr sagte ihn störte das Grün darin. Wendelin sah ihn verdutzt an und wusste nicht recht wie er antworten sollte. Nach einiger Zeit, in welcher Wendelin den alten Herren anstarrte als wäre er ein extraterrestrisches Wesen, zog er den Pullover aus und fragte den alten Herren ob er nun zufrieden wäre, Der alte Herr gab ein zufrieden klingendes „Vollkommen!“ von sich, drehte sich um und ging zum Aushang an dem die neuesten Spielergebnisse aufgeschrieben waren.


würde euch diese Einleitung ansprechen?
 
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AW: Essay - Aus dem Leben des Wendelin

es ist der zweite Text, den ich hier lese und mich vom ersten Satz an fasziniert. Es ist wirklich gut, aber ich denke das weisst Du. Wenn man es schafft, einen Text zu schreiben, als ob ihn ein Fremder geschrieben hätte, dann ist das eine Gabe. Ich wünschte, ich könnte das auch immer.

fuel.
 
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AW: Essay - Aus dem Leben des Wendelin

es ist der zweite Text, den ich hier lese und mich vom ersten Satz an fasziniert. Es ist wirklich gut, aber ich denke das weisst Du. Wenn man es schafft, einen Text zu schreiben, als ob ihn ein Fremder geschrieben hätte, dann ist das eine Gabe. Ich wünschte, ich könnte das auch immer.

fuel.
hm, danke für das Lob

Aber mein Ziel ist es mit diesem Werk einfach einen wirklichen Lebenskünstler darzustellen - manche mögen es vielleicht als langweilig empfinden, aber es geht mir nicht darum etwas "spannendes" zu schaffen. Sondern eher eine Geschichte mit charmantem Humor und doch einem Hintergrund der zum Nachdenken anregt. Ich setze mir meine Ziele zwar hier ziemlich hoch, und es wird auch nicht zutreffen. Aber nur um klarzustellen, was ich mit mit dem Werk bezwecken möchte. Ich möchte zeigen, dass man nicht unbedingt Reichtum, Macht und Ruhm benötigt, um ein schönes und erfülltes Leben zu führen.
Sollte ich es endigen, werde ich die Version natürlich ins PDF-Format konvertieren und zur Verfügung, für alle die es interessiert, stellen.

Und ja, es stimmt - es klingt wie die Einleitung zu einer langweiligen Geschichte. Mir ist gerade aufgefallen, dass der Textteil unpassend gewählt ist für einen Auszug, da er ja nur eine kleine Einleitung in die Welt des Wendelins sein soll.

An dieser Stelle noch ein kleiner Auszug: (Sollte dieser nicht gefallen, rate ich vom Lesen ab ;D)

Wendelin bremste vor einer, mit Graffiti beschmierten, Siedlung und parkte seinen VW-Bus.
Wendelin: So hier wären wir.
Suizidant: Sieht ja schäbig aus.
Wendelin: Ich weiß, ich kann mir aber leider nichts Besseres leisten.
Suizidant: Hast du keinen Beruf?
Wendelin: Eigentlich nicht, ich helfe öfters aus um meine Miete zu zahlen, aber mehr brauche ich nicht.
Die beiden schlenderten zum Hauseingang, stiegen die Treppen empor und öffneten Wendelins Haustür. Die Tür öffnete sich leicht knarrend und gewährte einen Einblick in Wendelins kleine Wohnung welche sogleich von den beiden betreten wurde.
Wendelin: Du kannst auf dem Sofa nächtigen.
Suizidant: Gut, vielen Dank
Wendelin: Spazierst du gerne?
Suizidant: Nein.
Wendelin: Wieso nicht?
Suizidant: Ist doch langweilig.
Wendelin: Aber keineswegs, man kann nachdenken.
Suizidant Das kann ich so auch.
Wendelin: Na gut. Dann werde ich eben alleine spazieren. Du kannst dir ja inzwischen bei der nächstgelegenen Bar die Birne wegkippen.
Suizidant: Hahaha. Nein, weißt du was ich werde dich jetzt einfach begleiten.
Wendelin nickte und zog sich seine braun-graue Jacke über, welche er immer anzog wenn er spazierte.
Der Suizidant blieb so angezogen wie er war und öffnete schon die Tür.
Sie marschierten hinaus, doch als sie den Gehweg betraten ließen sich auch schon erste Regentropfen vernehmen. Sie tränkten den Gehweg in eine unangenehme Nässe.
Der Regen wurde stärker und stärker und Justus wollte sich unterstellen. Er blickte zu Wendelin welcher seinen Weg fortsetzte, Schritt für Schritt.
Justus: Willst du dich nicht unterstellen?
Wendelin: Wozu?
Justus: Naja, du wirst doch nass.
Wendelin: Es verletzt mich doch nicht.
Justus dachte kurz darüber nach und fand dass Wendelin mit seiner Aussage eigentlich Recht hatte. Er kam unter dem Baum, unter welchen er sich gestellt hatte, hervor und die beiden spazierten sanft schreitend in der verregneten Dämmerung.
Sie gingen eine Zeit lang einfach durch die Straßen und Landschaften ohne ein Wort zu verlieren. Ein paar Vögel ließen ein angenehmes Zwitschern erklingen und Wendelin hielt inne.
Wendelin: Hörst du das?
Justus: Was? Verfolgt uns jemand?
Wendelin: Nein, hör doch die Vögel, wie sie singen.
Justus lauschte dem Klang der zarten Vogelstimmchen und es entlockte ihm ein Lächeln.
Er wusste nicht einmal wieso er lächelte, er wusste ja nicht einmal mehr wieso er irgendetwas tat, aber irgendwie sah er wieder Sinn in seinem Tun. Wendelin setzte sich wieder in Gang und Justus tat selbiges. Vor ihnen tauchte eine Brücke auf. Die beiden betraten sie, blieben aber ungefähr in der Mitte stehen als Wendelin eine Flasche in den tosenden Bach unter ihnen trat. Er begab sich zum Geländer und sah der Flasche zu wie sie langsam fortgetrieben wurde.
Auch Justus trabte zum Geländer und beobachtete das Geschehen. Nun, Geschehen ist wohl der falsche Ausdruck. Es war vielmehr ein Augenblick. Ein Augenblick der in seiner Kürze doch unendlich schien. Beide standen sie da, wie Schemen in der Dunkelheit. Das letzte Licht der Sonne erlosch und das fahle Licht der Straßenlaterne war ferner nun das einzige Licht weit und breit. Wendelin murmelte ein „Gehen wir“, atmete lautstark aus und warf einen Blick zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren. Möglicherweise war es dieser Moment der alles verändern sollte.


Sollte es jemanden tatsächlich interessieren (Ich gehe mal vom Gegenteil aus, aber was solls) benachrichtige ich ihn gerne über die Fertigstellung
 
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