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Mara, du beschreibst da eines der vielen Erziehungsdilemmas. Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder Vater, jede Mutter die Schwierigkeiten der Gratwanderung kennt: zwischen Fürsorge, die darauf abzielt, das Kind zu jemandem zu erziehen, der eigenverantwortlich für sich selbst sorgen kann, und zwischen Überhütung, die abhängig und unselbständig macht.


Für mich ist es eine Tatsache, dass Erziehung notwendig und nicht mit Verbiegen und Brechen gleichzusetzen ist. Sie ist notwendig, um das Kind vor unliebsamen Folgen seiner Taten zu schützen, weil es ja erst im Heranwachsen lernt, Folgen von Handlungen abzuschätzen. Es ist aber auch notwendig, weil der Mensch ein soziales Wesen ist und in Gemeinschaften verschiedene Regeln fürs Miteinander gelten. Z.B. ist es sinnvoll, wenn ein Kind lernt, dass es Sachen von anderen Kindern nicht einfach wegnehmen darf. Und nicht zuletzt ist es notwendig, damit das Kind Grenzen kennenlernt und Frustrationstoleranz entwickelt. Ebenso gehört es zur Erziehung, dass das Kind lernt, sich und seine Bedürfnisse auszudrücken, Stellung zu beziehen und für seine Sache einzutreten. – Was es allerdings nicht lernt, wenn es eh alles darf.


Ich kenne nicht nur eine Familie, in der vor lauter Angst vorm Erziehen die paradoxe Situation entstanden ist, dass die Kinder alles dürfen und die Eltern nichts mehr (außer die unmittelbare Bedürfnislage der Kinder zu stillen). Die Kinder zeigen Null Respekt vor den Eltern, die ihrerseits beständig darüber nachgrübeln, ob und wo sie die (mittlerweile halbwüchsigen) Kinder wohl verletzt haben könnten. Dass auch andere Menschen Bedürfnisse haben, auf die sie Rücksicht nehmen könnten/sollten, ist ihnen schwer zu verdeutlichen, weil sie das von den Eltern nicht kennen. Und in der Schule gibt es große Problem, weil es dort eben nicht so abläuft, dass sie tun und lassen können, was ihnen in den Sinn kommt.


Zu enge Grenzen und gar keine Grenzen zu setzen, das ist wohl beides falsch.


Mit Grüßen

Katahrina


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