AW: Eitelkeit
Guten Morgen, Ela und danke schön. Es freut mich sehr, dich nicht nur bei den "Tierchen" bewundern zu "müssen", sondern mit dir auch auf Augenhöhe diskutieren zu können
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Ja, das ist sehr gut, diese Unterscheidung vorzunehmen. So wird alles viel klarer. Aber gerade das Einbringen von Image, hat bei mir schon wieder ein "Aaaaber" geweckt. Einerseits ist es natürlich "die Selbstbewertung im Vergleich zum Bild, dass ich selber habe...", andererseits aber trägt dazu massgeblich die Wertung von aussen bei. Um das anschaulicher zu machen, bleiben wir doch bei den Künstlern. Das Image wird doch nicht selten erst von aussen aufgebaut und dann "muss" es gepflegt werden. Was die Diskrepanz zwischen Image und der Wirklichkeit anrichten kann, ist enorm, da wirst du mir sicher Recht geben. Versucht man dem Image gerecht zu werden, kann man daran scheitern oder gar zerbrechen. Und ich bin mir überhaupt nicht sicher, dass es sich dabei immer nur um weniger Selbstbewusste handelt, viel mehr vielleicht um besonders Eitle(?). Zu sagen, dass die Künstler von ihren Agenten, Managern oder Fans "gezwungen" werden, wäre zu einfach, weil es eine Menge Künstler gibt, die so was "nicht nötig haben", nicht mitmachen, sehr introvertiert sind/leben und arbeiten (auch das kann natürlich Image-Pflege bedeuten *lool*) und trotzdem beliebt und berühmt.
An dieser Stelle möchte ich nochmals auf Stolz zu sprechen kommen. Stolz gehört m.A.n. zum Selbstbewusstsein. Krankes/übersteigertes Selbstwertgefühl/Eitelkeit kennt kaum Stolz (könnte auch mit Scham ersetzt werden, um zu verstehen, was ich meine, ist dann aber vielleicht schon zu weit gehend(?).
Das Image trägt man nicht unbedingt nur in sich, sondern hauptsächlich vor sich hin und die Image-Pflege geschieht auch immer nach aussen.
Kann man auf verschiedene Lebensbereiche ausweiten, es muss nicht nur der Künstler/Kunst sein, es war nur ein Beispiel und es trifft uns in kleinerem Mass alle.
Mit deiner "Definition" von Selbstbewusstsein bin ich glücklich
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Klar, "ein Selbstportrait muss keineswegs...", das ist natürlich absolut richtig, aber so eindeutig sehe ich das mit "den eigenen Erfahrungswelten..." im Kunstwerk an sich, nicht. Viele Kunstwerke (Mehrzahl sogar) haben mit dem Innersten des Künstlers nichts zu tun. Es sind Abbildungen, ganz ähnlich wie die Fotografie. Sie sind eher als gutes Handwerk mit gutem Auge gepaart zu verstehen. Es ist nicht abwertend gemeint, aber es gibt eben diese gravierenden Unterschiede!
Aber noch zurück zu Selbstportrait, denn an diesem scheiden sich doch unsere Meinungen:
Im Mittelalter gab es kaum Selbstportrait. Der "Wert" des Malers war eher eines Handwerkers, bitte, verstehe mich auch hier nicht falsch, ich meine damit nur, dass seine Eitelkeit wohl kaum ausgebildet war bzw. er sicherlich auf sein Werk stolz war, jedoch nicht von der Aussenwelt dermassen überbewertet wurde. Mit der Zeit stieg das Ansehen (natürlich auch die Technik in der Malerei) und somit die Anzahl der Selbstportraits. Sind die Erfahrungswelten (sich selbst) d.M.n. so anders geworden, dass es sich anders als mit dem Ansehen erklären liesse?
Ich versuche es noch anders. Schau dir z.B. die Fotografie an (auch Kunst), mit der fortschreitenden Technik, begann es von Selbstportraits zu wimmeln... heute findest du im Internet eine so grosse Fülle von so unterschiedlichen Qualitäten, nur die Abbildung der Innenwelt des Künstlers und "Künstlers", die musst du wirklich geduldig suchen.
Und die "nur" darstellenden Künstler gieren z.T. förmlich danach, sich abgebildet zu sehen. Und es sind nicht nur die "Möchtegerns" darunter und viele kennen dabei keinen Stolz/keine Scham.

Ein wunderbarer Satz. Danke schön. Bösartig wie ich nun mal bin, sage ich noch, besonders unangenehme Menschen (nicht gerade selten selbst sehr eitel) tragen den Spiegel immer mit dabei, um ihn anderen hinzuhalten, schauen aber selbst kaum rein *looool*. Macht ja nix, ich bin auch sehr eitel, gucke dann natürlich sofort in den mir vorgehaltenen Spiegel und denke, hmmm, gar nicht sooo übel *loooooool*
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Dabei fällt mir noch ein: "Spiegel der Gesellschaft", wenn ich es nur höre... (aber das gehört wohl nicht mehr zum Thema, Tschuldigung).
Liebe Grüsse und einen schönen Tag
C.