AW: Ein politisch bedenkliches Signal
Liebe Akelei,
leider werde ich mich nun wiederholen, denn die Geschichte die ich hier wiedergebe, erzählte ich bereits in einem anderen Thread – da ging es auch um friedliche Mittel und ich wollte, genau wie auch hier, zeigen, dass diese nicht immer und überall angewendet werden können.
Nochmals erinnere ich mich also bei dieser Gelegenheit an den tollen Marxismusdozenten den wir an der Uni hatten.
Als in einem Seminar eine Studentin die Unterschiede zwischen der Produktion in den kapitalistischen Ländern und in unserem sozialistischen System erläutern sollte, gab sie in etwa diese Antwort:
"Während die kapitalistischen Länder sich hauptsächlich auf die Waffenindustrie konzentrieren, werden bei uns ausschließlich Konsumgüter, die dem Volke zugute kommen produziert..."
Darauf lautete die Antwort des Dozenten: "Genau! Und wenn die kapitalistischen Länder uns mit ihren modernen Waffen angreifen, schlagen wir ihnen mit Stoffballen auf die Köpfe..."
Nein, man kann nicht überall und unter allem Umständen mit den Bekenntnissen der Friedenbewegung antworten.
Außerdem scheint mir das ein Luxus unserer westlichen Denkweise, die dabei nicht berücksichtigen würde wie in zahlreichen muslimischen Familien die Frauen behandelt werden, welche Formen das Patriarchat da annimmt.
Necla Kelek wurde in der vorigen Woche mit dem Corine-Preis für ihr Buch „Die verlorenen Söhne“ ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Alice Schwarzer und unterstrich den Mut aber auch das Risiko dem sich Necka Kelek in ihren Kampf für die Emanzipation der muslimischen Frauen aussetzt.
Das Kuratorium Corine 2006 begründete die Auszeichnung wie folgt:
„Die türkische Autorin, für ihre Zivilcourage bereits mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet, bricht erneut alle Tabus, indem sie mutig und provokativ die Situation türkischer Migrantensöhne beleuchtet. Trotz der heftigen Kritik nach ihrem Erstlingswerk "Fremde Braut" scheut sie sich nicht, das Innere verborgener Parallelgesellschaften nach außen zu kehren. Mit ihrer Position, archaische Stammeskulturen würden Integration verhindern, grenzt sie sich von der Blauäugigkeit und dem falschen Liberalitätsverständnis vieler Multikulturalisten ab und bereichert so die aktuelle Migrationsdebatte.“
Genau vor dieser Mentalität die die archaischen Strukturen einer Parallelgesellschaft weiter führen möchte, müsste die Friedensbewegung ganz andere Antworten finden. Ich denke nicht, dass sie das tatsächlich getan hat - aber bin froh wenn ich von dir Gegenteiliges erfahren sollte.
Es ist aber vor dieser selben Gesellschaft, dass die Berliner Oper einen tiefen Kniefall vollbracht hat.
Liebe Grüße
Miriam