AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft
Hallo Kaawi und EarlyBird,
das oben stehende Zitat von Kaawi bringt eine persönliche Überzeugung zum Ausdruck, eine Überzeugung, die ich teilen würde: So sollte es sein. So sollten philosophische Menschen sein, respektive so sollten sie nicht sein - also nicht arrogant und nicht rechthaberisch.
Aber jetzt ist das eine Aussage, die ganz auf der individuellen, einzelmenschlichen Ebene bleibt. Und da gibt es dann grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
a) der individuelle Diskurs - nach dem Schema: "Der ist arrogant. Mit dem red ich nicht." Dieses Diskursschema kennen schon kleine Kinder: "Der Willi ist blöd, mit dem kann man nicht spielen."
b) der moralische Diskurs - der kommt ein bisschen später in der Entwicklung des jugendlichen Menschen. Er hat die Form: "Du bist arrogant, aber du sollst nicht arrogant sein - also bessere dich!"
Beide Diskurse sind ziemlich flach. Aus beiden kann man nicht viel lernen.
Mehr über die Ursachen dieser Arroganz könnte man lernen, wenn man nach den Anreizen und Verstärkern jenseits des einzelmenschlichen Charakters fragt. Man könnte dann - ich hatte Kaawi gegenüber erwähnt, dass die Philosophen mitunter (oder sogar oft) einen recht arroganten und hochnäsigen Diskurs den Menschen gegenüber anstimmen - z.B. erkennen, dass die Philosophen sich in einem Konkurrenzsystem befinden, in welchem nur der lauteste oder die paar lautesten gehört werden. D.h. sie stecken von vornherein in einem Sozialsystem, das sie zwingt bei Strafe der Erfolglosigkeit einnander gegenseitig zu übertrumpfen. Daher kommen also die Arroganz und die Rechthaberei. Jedenfalls bietet eine solche Frageweise ausreichende Erklärungen für das arrogante Verhalten so mancher oder gar vieler Philosophen, ohne dass man dafür auf ihren Charakter oder ihre richtigen oder falschen Handlungsentscheidungen rekurrieren möchte.
Was ich damit sagen will:
EarlyBird gibt mir in seiner letzten Antwort zu verstehen, dass ich dafür arbeiten und kämpfen müsse, wenn ich will, dass die Philosophie ihren Ort in der Gesellschaft bekommt. Aber mir scheint im Fortgang unserer Diskussion hier immer mehr, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, jetzt konkret etwas zu unternehmen, Philosophiegruppen zu gründen, Philosophietreffen zu organisieren oder was auch immer - viel wichtiger erscheint es mir nun, daran zu arbeiten, das Gesellschaftsverständnis der Menschen zu verbessern, sie aufzuklären.
Denn wie sollte die Philosophie zu ihrem Ort in der Gesellschaft kommen, wenn die Menschen nicht wissen, was die Gesellschaft ist, was ein Ort in der Gesellschaft sein könnte und wie dieser konkret für die Philosophie aussehen könnte?
Liebe Grüße
philohof