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Auf Thema antworten

Den Begriff des "gesunden Egoismus" - wie ich ihn schon oft gehört habe - versuche ich tunlichst zu vermeiden. Er bezieht sich zumeist auf Situationen, wo er als Gegenpol zur Selbstlosigkeit in positiver Form erscheint, nämlich vor allem dann, wenn die vermeintliche Selbstlosigkeit dem Menschen nur zum Nachteil gereicht. Doch da muss ich ganz vehement widersprechen. Denn zu diesem Nachteil, der letztlich immer mit einer Enttäuschung verbunden ist, kann es nur kommen, wenn die Selbstlosigkeit nicht aufrichtig genug war.


Selbstlosigkeit kann nur dann nachteilhaft sein, wenn man - und sei es nur insgeheim - für sich etwas erwartet. Denn wahre Selbstlosigkeit erwartet für sich gar nichts, und kann daher nicht enttäuscht werden. Jede Selbstlosigkeit, die zu Enttäuschung führt, ist daher keine wirkliche Selbstlosigkeit, sondern Egoismus, der sich als selbstlos ausgibt.


Man hört dann die Leute Dinge sagen wie "Mein ganzes Leben war ich für andere da, und bin nur enttäuscht worden." und dabei leben sie in dem Glauben selbstlos gewesen zu sein. Aber sie waren es nicht, denn sonst konnten sie nicht enttäuscht werden. Wahre Selbstlosigkeit fordert nichts, ja erwartet nicht einmal etwas für sich. Eine Enttäuschung ist so unmöglich.


Der sogenannte gesunde Egoismus ist also lediglich ein Egoismus, der diese Enttäuschung vermeidet. Das bringt freilich den Vorteil nicht enttäuscht zu werden. In manchen Situationen. Doch im Vergleich zur wahren Selbstlosigkeit bleibt er dennoch nur eine Kreatur. Ein Mensch der aufrichtig selbstlos handelt, ist ein unermesslicher Schatz, und kein noch so gerissener Egoist kann diesen Wert auch nur annähernd erreichen.


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