Lieber Chris,
ich wähle jetzt bewusst diese vertrauliche Anrede, weil ich dich sehr deutlich spüre.
Ich habe, als ich den Beitrag schrieb, auf den du dich beziehst, genau gewusst, dass er dir nicht gefällt (oder die gar nicht gefallen kann). Ich war, als ich jünger war, ähnlich zerrissen wie du und ich weiß in ungefähr, was in dir und wie es in dir arbeitet. Ich sehe deine hohe Aktivität hier uns es nicht schwer deine Suche zu verfolgen.
Ich erkenne mich da ziemlich genau wieder. Ich war auch lange auf der Suche nach dem Schlüssel oder zumindest einem Schlüsselerlebnis, dass mich in die Lage versetzt hätte, alles in mir (die vielen verstreuten Elemente und schwer zu kontrollierenden Energien) irgendwie zusammenzubringen. Unzählige Bücher (auch mit Ratgebercharakter) mussten da herhalten, viele Versuche in eine wirksame Meditation zu kommen, daneben viel Sport (gerne auch immer an der Risikogrenze) um ein Ventil zu haben und und und.
Was soll ich dir sagen, es hat alles nicht viel gebracht; also habe ich die offen gegbliebenen "Löcher" auch immer wieder mit Alkohol gefüllt.
Letzteres hilft zwar scheinbar ganz gut, die Problem kommen aber immer mit Anlauf zurück. Gott sei Dank, ging es nie soweit, dass ich hätte "trocken" werden müssen.
Eine therapeutische Hilfestellung wäre vermutlich ganz gut gewesen; abgesehen davon, dass ich auf eine solche Idee nie kam, hätte ich so etwas vermutlich auch sofort von mir gewiesen.
Heute weiß ich, warum ich es mir so schwer gemacht habe. Alles was ich versuchte, kam aus dem Kopf. Zwar bin ich von Gehirnleistungen immer wieder beeindruckt aber - aus eigenem Erleben - weiß ich nun auch, wo die Grenzen des Gehirns sind.
Das Ende der Zerrissenheit, das Ende der inneren Kämpfe und Kriege kommt nur durch eine segensreiche Errungenschaft und die heißt:
F R I E D E N.
Schauen wir doch mal kurz hin wo kein Frieden ist.
Politik : rechte Hohlköpfe, linksextreme Chaoten
Sport: fanatische Fanclubs, Hooligans
Religionen: Morde, Glaubenskriege
Das alles sind aber Schauplätze, die mit mir selbst nichts zu tun haben. Alle die in so einer Szene untertauchen, sind verlorene Seelen, die in ihrere Sehnsucht nach Sinn und Zugehörigkeit keinen eigene Wege erkennen können. Innere Leere macht nicht nur unglücklich, sie macht auch anfällig und leicht verführbar.
Den eigenen Unfrieden auf ander Bereiche (da draußen) zu projezieren ist eine gängige aber suboptimale Methode, um von sich selbst abzulenken.
Wie aber kann Frieden erreicht werden?
Wenn ich zurückblicke, hab ich wohl einige Dinge auf den Kopf gestellt.
Ich glaube wichtig ist erst einmal Überarbeitung (ggf. Zerstörung) des Selbstbildes.
So wird vielleicht aus einem harten aktiven Mann (das erdachte Bild)
ein einfühlsamer gelassener Mensch (die gefühlte Wirklichkeit)
Meine Einstellung heute: Ich bin in - erster Linie - ein seelisches Wesen.
das heißt: Leben und Sein bestehen gleichberechtigt nebeneinander und sind so oft wie möglich eins.
Ich erfühle viel mehr als ich erdenke und bin froh über eine schärfere Wahrnehmung und sehe mich näher an der Wirklichkeit.
Der Anfang liegt im Weicherwerden (mitgehen, wie das Gras im Wind). Widerstände aufgeben und mit der Natur eins sein.
Später gerne mehr.
ich grüße Dich * Helmfried