Nun, hierzu sei ja zunächst einmal erwähnt, dass wir schon seit langem moderne Möglichkeiten haben, die dunklen Seiten auszuleben. Da wären zum einen entsprechende Filme, und ich meine jetzt nicht irgendwelche oberflächlichen Gewaltfilme, sondern Filme etwa von David Lynch und Stanley Kubrick, wo auch intellektuell fortgeschrittene Menschen die dunklen Seiten der Existenz genießen lernen können. Noch besser, je nach Charakter, sind entsprechende Videospiele, mit denen man interaktiv in die Abgründe einsteigen kann. Alles gut und recht, und auch faszinierend, nur: Wie lange werden sich wohl Generationen heranwachsender Männer damit abspeisen lassen? Wir sehen ja jetzt schon eine Verrohung im realen Leben, wie wir sie noch nie kannten. Mir scheint dies ein unlösbares Problem zu sein, eben weil der Todestrieb und der Schatten immer weiter arbeiten, immer mehr wollen.
Ich verstehe im Prinzip, was du meinst, aber ich selber bin ein so widersprüchlicher Charakter, ich weiß nicht, wie ich mich als ganzes lieben soll. Da ist zu vieles, was zu sehr ausartet - so scheint es zumindest. Vielleicht ist dies aber auch eine Illusion.
Es kann ja eigentlich in der Gesellschaft nur verpönt sein. Denn man muss ja wenigstens sein eigenes Leben aufs Spiel setzen, um den Todestrieb auszuleben, und daran kann keine Gesellschaft ein Interesse haben. In meinen Augen sind unter anderem deshalb die Hürden für eine Freitodbegleitung aka Sterbehilfe so hoch: Damit bloß niemand auf die Idee kommt, hier mal die Möglichkeiten auszuloten, und sei es auch nur, um zu testen, wie sehr er sich wirklich nach dem Tod sehnt. So gibt es zum Beispiel in den nordeuropäischen Ländern, wo die Gesetze lockerer sind, viele Psychiatriepatienten, die eine Freitodbegleitung beantragen und danach ins Leben zurückfinden, weil sie einmal die Möglichkeit real erfahren haben, dass sie ein Easy Exit haben können, wenn sie es wünschen.