Hallo Chris,
hier entsteht so ein wenig der Eindruck (und könnte wohl auch ein Aspekt deiner Sicht sein), dass es auf der einen Seite diejenigen gibt, die zu ihren Gewaltphantasien stehen und diese auch gelegentlich ausleben und auf der anderen Seite die braven Konsumenten die darunter leiden, ihre dunklen Seiten nicht ausleben zu können (dürfen).
Das würde bedeuten, dass da - Im Menschen - etwas ist, was man - in friedlichen, zivilisierten Zeiten - eigentlich nicht haben sollte und was dann offiziell auch nicht toleriert wird.
In den Zeiten, als es noch unentwegt Kriege gab und Söldner ein Beruf war, in dem man sich immer problemlos verdingen konnte, war das anders. Da hieß es: ˋIm Krieg kann ein junger Bursche zeigen, dass er ein Mann ist´. Ein Held war der, der die meisten ˋFeindeˋ erschlug oder erschoss. Da konnten die finstersten Figuren Im Blutrausch vermeintlichen Sinn und Anerkennung finden.
Ich glaube nicht, dass das Problem darin besteht, dass da etwas ist, was nicht ausgelebt werden kann.
Ich glaube vielmehr, dass da etwas nicht ist, dass da etwas fehlt.
Früher war das einfacher; die Menschen fingen schon im Kindesalter an zu arbeiten (mitzuarbeiten). Der Rest des Lebens war ähnlich trist; es wurde gearbeitet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und dann viel man halbtot ins Bett (oder ins Stroh). Da war gar keine Zeit darüber nachzudenken, ob diesem Leben etwas fehlt.
Heute ist es Gott sei Dank anders, die Menschen haben viel Freizeit und spüren sehr wohl, dass etwas fehlt (wenn es denn fehlt). Das wird als Mangel, als Defizit, als Leere, als Enge empfunden und wird mit der Zeit unerträglich.
Es wird alles mögliche angestellt um dieses riesige "Loch" halbwegs zu füllen. Anschaffungen sollen Freude bereiten, Reisen sollen Abwechslung schaffen, Liebschaften sollen das Licht ins Lebben bringen, wahhalsige Unternehmungen sollen es richtig knistern lassen.
Und was ist das Ergebnis alldessen, es hilft alles nur eine kurze Zeit.
Es ist der rationale Charakter unser Epoche; unsere Lebensumstände sind (im Vergleich zu früher) denkbar günstig und dennoch fehlt vielen Menschen die Verbindung zum Glück.
Die Welt und das Leben werden über das Denken wahrgenommen und alle Zusammenhänge werden regelrecht erdacht.
Die Welt und das Leben wollen aber - fernab von Logik und Kalkül - erfühlt werden.
Dieses Leben als Glück oder als ´durchaus erträglich´ zu empfinden, habe ich nur eine Chance:
Ich muss dieses Leben (trotz aller Widrigkeiten) lieben lernen.
Ich muss mich lieben lernen.
Ich muss es lernen, anderen Menschen und der Natur liebevoll zu begenen.
Ich muss begreifen dass der Schlüssel zur inneren Fülle nicht der Kick, sondern nur die Liebe ist.
Noch etwas zur Eigenliebe (zur Liebe zu mir selbst).
Ich kann nur Liebe ausstrahlen, wenn ich voller Liebe bin.
Ich kann nur etwas geben oder verteilen, was ich auch habe.
Andere (nicht alle, aber viele schon) sehen mir an (spüren) mit welcher emotionalen Grundhaltung ich unterwegs bin; und wenn sich zwei Menschen begegnen, die nicht über die Liebe gelesen haben, sondern sie auch leben, wird es meistens schön.
Gruß * Helmfried
P.S.: Menschen, die viel Sex haben, sind nicht unbedingt Botschafter der Liebe.