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Was mir zu diesem Thema außerdem noch einfällt, ist der Kultfilm Fight Club aus dem Jahre 1999.


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https://de.wikipedia.org/wiki/Fight_Club_(Film)


Der namenlose Protagonist arbeitet für einen großen Autohersteller in einer amerikanischen Großstadt als Rückrufkoordinator und führt ein nach außen unauffälliges, an oberflächlichem Konsum orientiertes Leben. Er verabscheut seinen Beruf und leidet seit geraumer Zeit an Schlaflosigkeit.  Um diese zu lindern, nimmt er an Selbsthilfegruppen für chronisch Kranke teil, indem er vorgibt, selbst unheilbar krank zu sein. Die Anteilnahme der Gruppenmitglieder lindert kurzzeitig die Schlaflosigkeit des Protagonisten, zumindest so lange, bis er dort Marla Singer kennenlernt. Sie ist wie er eine Simulantin, die ebenfalls ungerechtfertigt an Selbsthilfegruppen teilnimmt. Als er dies erkennt, fühlt er sich ertappt und unbehaglich und kann wieder nicht schlafen.

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Sein Leben verändert sich radikal, als er auf einer Dienstreise im Flugzeug den dubiosen Seifenhändler Tyler Durden trifft. Nachdem die Eigentumswohnung des Protagonisten bei einer Explosion zerstört worden ist, wendet er sich spontan an Tyler und trifft sich mit ihm in einer Kneipe. Als der Protagonist erwähnt, dass er ein Hotel braucht, suggeriert ihm Tyler, er könne ihn fragen. Nach einigem Zureden bittet der Protagonist ihn um eine Schlafgelegenheit, wofür Tyler als Gegenleistung verlangt, geschlagen zu werden. Daraus resultiert eine sonderbar freundschaftliche Prügelei, bei der sich der Protagonist eigentümlich lebendig fühlt. Als Folge zieht er dauerhaft bei Tyler ein, der sich in einer verlassenen, völlig verwahrlosten Villa einquartiert hat.

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Nach weiteren Kämpfen in der Öffentlichkeit schließen sich ihnen weitere Männer an, die ebenfalls den Nervenkitzel regelmäßiger Schlägereien suchen. Tyler und der Protagonist gründen daraufhin den Fight Club. Die Männer treffen sich regelmäßig zu Kampfabenden im Keller einer Bar.

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Tyler gründet derweil ohne Wissen seines Mitbewohners das Projekt Chaos, wofür er Gleichgesinnte aus dem Fight Club rekrutiert und in seinem Haus unterbringt.

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Nachdem der Protagonist vor Marla über Tyler geredet und damit Tylers einzige Regel zwischen den beiden gebrochen hat, taucht Tyler in einem Hotelzimmer des Protagonisten auf und offenbart ihm endgültig die Wahrheit über sich und ihn: Er hat eine dissoziative Identitätsstörung. Er selbst ist Tyler Durden, der als eigenständige Person nur in seiner Vorstellung existiert, eine souveräne und anarchistische Person, die all das ist und tut, was er nie sein oder tun konnte.

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Man kann den Film so interpretieren, dass es sich bei Tyler Durden um den verdrängten Schatten/Todestrieb des namenlosen Protagonisten handelt. Denn die zentrale Eigenschaft dieses Charakters ist der Hang zur Gewalt und zur Zerstörung. Außerdem ist er am Anfang des Films noch komplett unterdrückt, was sich so äußert:


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Tyler ist wenigstens vier Mal an verschiedenen Stellen nur für den Bruchteil einer Sekunde, in einem sogenannten Frame, zu sehen, bevor ihn der Protagonist überhaupt im Flugzeug „kennenlernt“...

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Nach und nach übernimmt der Schatten aber die Kontrolle und gründet zuerst den Fight Club und später das Projekt Chaos, um die Welt und die Gesellschaft in die Anarchie zu stürzen. Bezeichnenderweise wird das Projekt Chaos unter der Leitung des Schattens aber selber zu einer faschistoiden Organisation, in der die Untertanen des Schattens als Weltraumaffen bezeichnet werden und keinerlei Fragen mehr zu stellen haben. Die Opposition zu einer angeblich faschistischen Gesellschaft wird selber noch viel faschistischer als die Gesellschaft tatsächlich ist, und das führt das Projekt ad absurdum. Die Destruktivität des Schattens zeigt sich eben nicht nur in der Außenwelt sondern sie zerstört auch die Individuen, die ihm folgen.


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In einem Wolkenkratzer kommt es zum Endkampf zwischen dem Protagonisten und seinem anderen „Ich“ – wie zuvor verprügelt sich der Protagonist also faktisch selbst, wobei seine „Tyler“-Seite zunächst die Oberhand behält. Szenen des Kampfes aus der „neutralen“ Sicht von Überwachungskameras zeigen, dass Tyler und der Protagonist tatsächlich nur eine Person sind. Der Protagonist überzeugt Tyler, dass er sich – und damit beide Versionen seiner selbst – umbringen wird. Er schießt sich in den Mund, woraufhin man Tyler mit einem Loch im Hinterkopf zu Boden fallen sieht. Der Protagonist hingegen überlebt – er hat sich lediglich durch die Wange geschossen

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Und so endet der Film damit, dass der Protagonist seinen Schatten/Todestrieb mit brachialer Gewalt umbringt. Um dies aber überhaupt tun zu können, musste der verdrängte Schatten erst einmal realisiert und akzeptiert werden. Und vielleicht ist die Moral der Geschichte.


Eines der Schlüsselzitate von Tyler Durden ist folgendes:

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Wir sind die Zweitgeborenen der Geschichte, Leute. Männer ohne Zweck, ohne Ziel. Wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist ein spiritueller, unsere große Depression ist unser Leben.

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Wir sind heutzutage letzten Endes hauptsächlich Konsumenten, und diese Tatsache ist vielleicht die entscheidende Eigenschaft dieser unserer Clown-Welt. Ein Konsument hat zu konsumieren und lustige Werbeclips zu schauen um noch mehr zu konsumieren, und hat sich ansonsten in belanglosen Smalltalk zu verwickeln und seinen Job zu machen um bloß niemals auf die Idee zu kommen, dass all dies die dunkle Seite der Seele immer weiter verdrängt, dass dieser Zucker nur eine wabernde, bluttriefende Wunde im Inneren überdecken soll. Und vielleicht ist dies der Grund für die Explosion der psychischen Krankheiten in den letzten Jahrzehnten. Und auf der gesellschaftlichen Ebene, im kollektiven Unbewussten, findet diese Verdrängung natürlich ebenfalls statt und man könnte darüber diskutieren, ob dies dann vielleicht alle paar Jahrzehnte irgendwo zu autoritären Systemen und zu Kriegen führt, wenn sich der Schatten und der Todestrieb wieder mal ausleben müssen.


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