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Auf Thema antworten

Hallo, Insti!



Ich nehme mal an, Du glaubst, wir seien hier ein Horde von fachkundigen Philosophen. Da muss ich Dich leider enttäuschen. Es gibt einige, die sich massiv für philosophische Fragen interessieren ( ihre Namen kriegst Du raus, wenn Du die Spalte: allgemeine Philosophie und

Die Spalte Religiöses anschaust.). Zu diesen gehöre ich auch. Ich schrieb Dir ja mal pnmäßig, dass ich Germanistin und Historikerin ( sogar) an der Schule war, die Du nun so überaus erfolgreich abgeschlossen hast.


Deshalb beantworte ich Dir Deine Frage nun aus dilettantischen Kenntnissen heraus – verbunden mit der Tatsache, ideologisch vom Historischen Materialismus herzukommen. Das bedeutet, dass der Begriff Entfremdung uns ollen Adepten von Kalle Marx ( wie Gysi ihn immer zu bezeichnen pflegt) herkommt und – meiner Meinung nach von Adorno weitergeführt wurde . Und zwar in dem Sinne, dass er nicht nur – wie Marx – die Entfremdung des Menschen an seiner Entfernung von für ihn Sinn machenden  Arbeitsprozessen aufzeigt, sondern den Menschen sich in seiner Totalität ( als Arbeits – und Freizeittäter, gewissermaßen) als von sich und seinem Sinn entfernt erleben lässt.Ist es das, was Du unter Schizoität verstehst?

Es könnte auch sein, dass im Sinne von modernen Systemtheoretikern ( da ist nun Robin wieder Spezialist, das heißt,am eingelesensten von uns allen) dieser Begriff so aufzulösen wäre, das der Mensch sich heute nur noch als paradoxes Wesen erlebt: Er muss wollen, was er nicht will .Und meistens weiß er nicht, was er will.

Aber vielleicht irre ich mich da.


Was das ganze mit Adorno zu tun hat: Nun, lies nach, was er selbst dazu schreibt:



„ I m m e r    l a n g s a m   v o r a  n .---- Rennen auf der Straße hat den Ausdruck des Schreckens. Es ist schon das Stürzen des Opfers nachgeahmt in seinem Versuch, dem Sturz zu entfliehen.Die Haltung des Kopfes, der oben bleiben möchte, ist die des Ertrinkenden, das angespannte Gesicht gleicht der Grimasse der Qual .Er muss gerade aus sehen, vermag kaum zurückzublicken, ohne zu strauchelnn, als säße im im Nacken der Verfolger, dessen Antlitz erstarren lässt. Einmal rannte man vor Gefahren, die zu verzweifelt waren zum Standhalten, und ohne es zu wissen zeugt davon noch, wer dem enteilenden Autobus nachläuft. Die Verkehrsordnung braucht mit wilden Tieren nicht mehr zu rechnen, aber sie hat das Rennen nicht zugleich befriedet. Es verfremndet das bürgerliche Gehen. Die Wahrheit wird sichtbar,dass es mit der Sicherheit nichts Rechtes ist ...“ Adorno in: MINIMA MOEALIA- Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Suhrkamp 2001, Seite 3o3



Vielleicht hat Dir meine Antwort ein wenig geholfen. Ich weiß nicht, ob sie objektiv  überprüfbar ist.



@ Jüjü! : ich habe vor meiner Antwort nicht Deinen Post gelesen, weil ich keine flate-rate habe und daher offline " vorschreibe".


Aber ich denke mal, dass jeder jedes und jeden anders beurteilt, das auch muss.Deshalb muss ja weder Deine Meinung über Adorno mit meiner übereinstimmen.Für uns " Linke" der späten fünfziger und 6oziger Jahre war er " die Bibel". Aber bekanntlich halten ja Bibelweisheiten nicht ein Leben lang.


Marianne


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