AW: Die Musikerfamilie Bach
Es ist ein 4/4 Takt, der mit Achteln und Sechszehntel gespielt wird, wobei aber auch Viertel und Halbe Noten zum Einsatz kommen. Einige Noten sind punktiert, das bedeutet, der halbe Tonwert wird mit der tatsächlichen Tonlänge aufsummiert. Gleich zum Ende der ersten chromatischen Tonfolge (chromatisch = abwärts im Gegensatz zu diatonisch = aufwärts) erfolgt diese Punktierung (3 letzte Note der Tonfolge), um den nachfolgenden Tonsprung einer ganzen Oktave vorzubereiten. Siehe Notenbild mittlere Notenzeile: http://www.kantorei-noten.de/pdf/orgel/bach_air.pdf
Weitere Besonderheiten bei diesem Musikstück. Bach vermeidet den üblichen Quintsprung in den Grundton, er vermeidet weiterhin die Einfachheit der harmonischen Grundkadenz in Parallel und Gegenklänge, sondern er lässt die Töne und Harmoniefolgen aufeinander, ineinander gleiten. Er täuscht Tonartenmodulationen vor, wo man denkt, er wechselt die Tonart, jedoch beherrscht er den Trugschluß in Perfektion und gewinnt so an Spannung und wahrer Lebendigkeit. Die periodischen Formung seiner Motive im Thema der Melodie zeigen eine bis dato unbekannte und bis heute nur von wenigen erreichte Perfektion an. Mir scheint, gerade dieses Werk "AIR" sei vollkommen. Ist es vollkommen oder berauscht uns diese musikalische Genialität und lässt uns schweben?
Ich weiß jetzt nicht, was Du mit altertümliche Vokalmusik meinst. In der Antike gab es u.a. die pentatonische Tonleiter, die auf die Halbtonschritte verzichtete.
Bis in das Mittelalter hinein war die Musik- und Notentheorie ausschließlich auf Meister Pythagoras zurückzuführen, was bei mehrstimmigen Stücken zu einer dissonanten Terz führte. Erst ab dem 17. Jh. verwendete man Dur- und Moll-Tonarten und konnte diese Problematik durch Halbtonschritte, kleine und große Terz, harmonisieren.
Besonderheit bei der Orgelmusik: man verwendete keine reine Terz, sondern die Orgelbauer verwendeten verkleinerte Quinten, als mitteltönige Terz, die von den Mathematikern genau errechnet wurden.
Bach hat diese Schwächen der Musiktheorie mit seiner Kreativität und seinem perfekten mathematischen Musik-Verständnis gekonnt umspielt. Dafür hat er meine Bewunderung.
Zu Deiner letzten Frage nach der Notenlänge zum Singen, denke ich das dies unerheblich ist, weil die Notenlängen an sich erst durch das vorgegebene Tempo (adagio = langsam, allegro = schnell und heiter usw.) definiert werden.
Zum Eingewöhnen und Einstudieren, wird das Tempo zu Beginn doch immer extrem verlangsamt, bis man die Tonhöhen, die Tonsprünge und die Rhythmik inne hat, dauert es ein bisschen, je nach Talent und kann dann im Anschluss das Tempo wieder anziehen.
Die Volksmusik ist immer sehr einfach, sowohl in der Melodiefolge, als auch in der Rhythmik, gehalten. Daher ist es auch Volksmusik, quasi für das ganze Volk, einschließlich der beschränken Masse.
Aber JEDER kann Musik lernen, verstehen, erleben, selbst musizieren und JEDER kann dadurch seinen eigenen Ausdruck finden, seine Gefühle und all die unaussprechlichen Gedanken eine Form geben, weil zu schweigen darüber einfach zu schade wäre.
Lieben Gruß
Axl