AW: Die Metapher
Salut!
Die Metapher ist gerade in Bezug auf ihre Funktion und Verwendung ein sehr interessantes Thema.
Sprachwissenschaftlich handelt es sich bei Metaphern nicht nur um eine oberflächliche Verwendung von verständlichen Bildern, sondern um ein fundamentales Prinzip der Kognition, das sich durch die gesamte Geistes- und Sprachtätigkeit breitet. Zwei eigentlich unvereinbare Sachbereiche werden in Verbindung gebracht -aufgrund einer Similaritätsrelation- und der benannte Sachverhalt -die Metapher- wird im Sinne des bildspendenden Konzepts verstanden.
Es ist zwar im gewissen Sinne auch eine Einladung, eine bestimmte Sichtweise anzunehmen, wie es auch Metuzalem anbietet, doch so leidvoll die Feststellung in der kleinen Geschichte sein mag, eine Metapher ist sie nicht.
Eine Metapher hat einen relativ hohen Grad an Expressivität, kann leichter behalten werden und bietet uns auch mnemotechnische Qualitäten.
Diese Eigenschaften machen sie gerade für technische und wissenschaftliche Fachbereiche unentbehrlich, weil hier aufgrund der sehr schnellen Entwicklungen ein sehr hoher Bedarf an Neologismen entsteht und die zu versprachlichenden Sachverhalte durch ihre Abstraktion der Wahrnehmung nur sehr schwer zugänglich sind.
Die theoretische Ausführung lässt sich leicht praktisch erörtern:
Das Internet einerseits als Informationsmedium und Werkzeug ist andererseits auch Ausdruck einer spezifischen Lebenskultur und auch Weltanschauung seiner Nutzer. Dies äussert sich in einer gemeinsamen Sprache.
Die wichtigste der hier verwendeten Metaphern das Netz (Internet) bringt uns das Wesen des Internets auf zwei Ebenen näher. Technisch als ein Konstrukt durch Kabel(salat -grins) verbundener Computer und funktionell als eine Möglichkeit, uns auf verschiedenen Wegen in der Landschaft von einem Ort zum anderen zu bewegen.
Um die Bewegung zu realisieren, benötigen wir meist eine Maus. Bei dieser Metapher unterstreicht die Form den benannten Sachverhalt, das Verhalten einer Maus/die Funktion bleibt unberücksichtigt.
Das Netz ist der Ausgangspunkt für weitere Raum(Internet)metaphern. Die miteinander verbundenen Orte (sites), Häuser (homepages), Plätze (marketplace), Siedlungen (global village) stehen nicht isoliert in der Sprachlandschaft, sie berühren sich, was ihre anschauliche Wirkung noch verstärkt.
Es entsteht eine eigene Welt (cyberspace), es ist ein virtueller Raum mit einer festen Struktur und auch architektonischen Verbindungen (gateway, portal), mit Transportwegen (information highway), mit Bedrohungen (bombing) und Schutzmassnahmen (firewall). Nicht mal Nahrungsmittel fehlen (spam, cookies) etc.
Dieser Raum, den es zu erkunden gilt, wird als Ozean oder als unbekanntes Territorium aufgefasst und betreten (explorer, cybernaut, navigator, surf, cruise u.ä.). Das alles sind Bilder der Bewegung und Abenteuerlust.
Dem gegenüber stehen wir, meist zwei- oder mehrsprachig und im Austausch mit anderen Kulturen (sozial, kulturell und wirtschaftlich) und auch unsere Sprachen stehen im Austausch, die Metaphern gleichen sich an und bilden sprachwissenschaftlich eine abendländische Bildfeldgemeinschaft.
Ein noch etwas weiter gehendes Feld wären dann z.B. die Interferenzen und der Sprachwandel, das Verhalten von Metaphern in den einzelnen Sprachen oder auch das Entstehen/Zustandekommen einiger Metaphern, er wäre an dieser Stelle aber vermutlich ein Zuviel der Sprache -grins.
(Die Literatur dazu: Lakoff/Johnson Metaphors we live by, Wolf Mensch-Maschine-Metapher u.a.)
Amitiés
Jérôme