AW: Die Gewissheit als Religion
Wir holen die Alten Griechen nicht hervor. Sie sind immer da. Sie haben die Philosophie und die gesamte Basis für die Boolsche Algebra (=Computer) erfunden, und darum kann das hier "Denkforum" heißen und sich im Internet abspielen. 
"Ich weiß, dass ich nichts weiß." Schon gar nichts über Gott. Richtig. Das sage ich ja hier, seit ich hier schreibe. Gott kann niemals Gewissheit sein.
Aber mit Aristoteles Satz "A ist nicht nicht A", wird ein Raum aufgemacht, ein ganz kleiner Raum, in dem man unter der furchtbaren Einschränkung (!), dass A nicht nicht A ist, in diesem Denkkäfig, zu Wissen gelangen kann.
Das sieht man ja sofort daran, dass es in der Natur überhaupt gar kein ebenes, rechtw. Dreieck gibt. In der Natur gibt es nicht einmal eine einzige gerade Linie. Selbst wenn du mit dem Lineal eine Linie malst, dann besteht die nur aus permanent tanzenden Modelüken, die Papier und Tinte bilden. Unterm Mikroskop ist da nirgendwo eine gerade Linie.
Die einzige Chance, zu "Wissen" zu gelangen, besteht in dem winzigen Denkraum von Aristoteles: im Raum der Widerspruchsfreiheit. (Dort können wir uns nämlich Modelle bauen, die uns das Leben erleichtern, z.B. den Bau einer Waschmaschine.)
Die Widerspruchsfreiheit gibt es in der echten Welt aber nicht. Und Gott ist irgendwo, wenn er existiert, aber er ist nicht im Denkkäfig des Aristoteles eingesperrt. Und alles, was sich außerhalb dieses Denkraums abspielt, ist seit 2350 Jahren nicht "Denken", sondern: leben, fühlen, verantwortlich sein, glauben...
Das ist immer noch mein Gedankengang, wieso es Glauben als Gewissheit nicht geben kann. 
lg Frankie