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AW: Die Gewissheit als Religion




So weit mußt Du da gar nicht zurückgehen, Miriam. Wenn ich an meine Schulzeit, vornehmlich in den 80 ern zurückdenke, hatten wir alle möglichen Themen, von der Friedensbewegung über Umweltverschmutzung bis zum langsam immer mehr aufkeimdenen Rechtsextremismus. Kunst haben wir vor allem unter sozialen Gesichtspunkten betrachtet, Wissen als etwas, dem man vielleicht aus Faulheit lieber ausweicht, das man aber allgemein schätzte.


Vor allem Bio (mein mündliches Prüfungsfach im Abi) habe ich gehaßt wie die Pest, vor allem wegen des Lehrers, so ein pseudosozialer Sadist, der genau wußte, mit welchen Fragen man welche Schüler am besten demütigt. Lernen konnte man bei dem allerdings schon was. Beim Thema Evolution (3.Semester), kam nicht einmal überhaupt die Frage auf, daß sie ernsthaft in Zweifel gezogen werden könnte, selbst die beiden Baptisten (ein nettes junges Pärchen, das - beide 18 - aus  ich sag mal nachvollziehbaren Gründen bereits kurz vor der Hochzeit stand) grinsten eigentlich eher über sich selbst, wenn sie brav darauf hinwiesen, Gott hätte ja möglicherweise alles einfach nur so aussehen lassen, als ob. Die beiden wurden dann eben im Abi in Ökologie geprüft...ließ sich ja einrichten. Keiner hat da länger drüber nachgedacht.


Die montagmorgendliche Andacht - ich war ja auf einem christlichen Gymnaisum - nutzten wir eher zum heimlichen Rauchen hinter irgendwelchen Hecken des großen Schulgeländes. Und im Religionsunterricht gar haben wir über alles mögliche diskutiert, nur eigentlich nicht direkt über Gott und schon gar nicht irgendwelche Bibelzitate. Und auch der Kirchentag diente vor allem der Auszeit vom Schulalltag und einer willkommenen Abwechslung und ganz bestimmt nicht der Frömmelei.


Gekämpft haben wir für den Kunst-Leitungskurs und sogar selbst darauf verwiesen, daß nicht zuletzt die Kirche der Kunst doch soviel zu verdanken habe - und nun, zwanzig Jahre später, die förmlich umgekehrte Darstellung durch den Kardinal.


Ich will angesichts eines bemerkenswerten Beitrages eines anderen Users in einem anderen thread jetzt nicht sagen "früher war alles besser", aber es kommt mir angesichts dessen, was heute in den Medien diskutiert wird, so vor, als sei das alles schon verflucht lange her. Vielleicht will ich einfach nicht wahrhaben, was sich da scheinbar gerade anbahnt und kann mich deshalb nicht zurückzuhalten, auch zu den dubiosen Ausführungen almars (nunmehr wohl eher Junker und Scherer) immer wieder meinen Senf abzugeben.


Viele Grüße

Zwetsche


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