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Gefühle und Empfindungen vermitteln zwischen rationalen, bewußten und nichtrationalen unbewußten Prozessen. Primäre Gefühle werden durch unspezifische äußere Reize von der Amygdala auslöst und erzeugen durch angeborene dispositionelle Repräsentationen den dem entsprechenden Gefühl zugeordneten Körperzustand. (Furcht, Wut, Freude). Sekundäre Gefühle werden durch Denkprozesse ausgelöst, bei denen aus gespeicherten dispositionellen Repräsentationen Vorstellungsbilder in den sensorischen Feldern erzeugt werden. Diese Vorstellungsbilder sind mit früher erworbenen emotionalen Erfahrungen verknüpft und lösen ihrerseits über die Amygdala dispositionelle Repräsentationen in den senso-motorischen Feldern unbewußte Körperreaktionen aus, die den zugeordneten Gefühlszuständen entsprechen. Durch Rückmeldungen des autonomen Nervensystems über den veränderten Körperzustand werden diese Gefühle erst bewußt gemacht. Personen mit bestimmten rechtsseitigen präfrontalen Hirnschäden können deshalb primäre Gefühle normal empfinden, während sie sekundäre Gefühle nicht auslösen können. Dies beeinträchtigt wesentlich deren Entscheidungsfähigkeit.


Emotionen bestimmen oft zu einem großen Teil unser Verhalten, ohne daß wir uns dessen bewußt sind. Die Bewußtseins-Diskussionen der letzten Jahre haben diesen Aspekt zumeist außen vor gelassen, so, als sei Bewußtsein eine rein rationale Angelegenheit. Da der "Sitz" der Emotionen in den evolutionär alten Teilen unseres Gehirns angesiedelt ist, unterscheiden sie sich kaum von denen anderer Tiere. Im Gegensatz zu vielen Tieren haben wir Menschen lediglich gelernt, sie teilweise zu kontrollieren. Daraus aber zu schließen, wir hätten unsere Emotionen und Instinkte im Griff, ist sicherlich falsch. Wer also von der "Natur des Menschen" spricht, der darf diesen wichtigen Aspekt nicht außer Acht lassen.


Sobald Kinder mit dem Herzen beim Unterricht sind, fliegt der Lernstoff ihnen zu, und mancher vermeintlich schwache Schüler kann "Wetten-daß"-reife Merkleistungen erbringen. Vorausgesetzt, er darf in einem selbst gewählten Interessensgebiet antreten, also etwa Fakten über Dinosaurier oder UFOs in sich hineinfressen. "Die Hirnforscher entdecken gerade die alte Erkenntnis neu, dass man genau das lernt, was man im tiefsten Innern lernen will", sagt Hans Markowitsch. "Wenn uns etwas emotional anspricht, wird es in ein breiteres Nervenzellen-Netzwerk eingebunden. Es gelangt zum Beispiel nicht nur ins Wissenssystem, sondern auch ins episodische Gedächtnis."


Joe Forgas (Universität New South Wales, Australien) brachte Versuchspersonen in eine positive oder eine negative Stimmung und ließ sie eine inszenierte Szene - z.B. einen Handtaschenraub - miterleben. Die Augenzeugendarstellung übellauniger Versuchspersonen war deutlich genauer als die gut gelaunter. Wenn wir uns in einer guten Stimmung befinden wird die Erinnerung an vergangene Ereignisse durch eher irrelevante Informationen offensichtlich gestört, während eine schlechte Laune eher vorsichtige Denkstrategien begünstigt. Ließ man gut und schlecht gelaunte Versuchspersonen eine Argumentation zu Gunsten einer bestimmten Behauptung verfassen, zeigte sich, dass Übellaunige in Bezug auf kritisches Denken und Kommunikationsfähigkeit gut gelaunten Probanden überlegen waren, da die Qualität und Überzeugungskraft ihrer Begründungen weit effektiver waren. Vermutlich hat sich im Laufe der Evolution die Tendenz entwickelt, dass schlechte Stimmung erhöhte Aufmerksamkeit und ein verbessertes Denkvermögen erfordern. Bei guter Laune wird die Umgebung als friedlich und nicht bedrohend erlebt, weshalb eine hohe Aufmerksamkeit nicht notwendig ist, während eine etwa durch eine Bedrohung ausgelöste schlechte Stimmung in Gefahrensituationen von Vorteil ist, da sie eine systematische, aufmerksame und umsichtige Verarbeitung der Informationen garantiert. In der negativen Stimmung prägen sich Einzelheiten offensichtlich besonders gut ins Gedächtnis


Die Vernunft hängt von unserer Fähigkeit ab, Gefühle zu empfinden,

Empfindungen sind Wahrnehmungen der Körperlandschaft, und

der Körper ist das Bezugssystem aller neuronalen Prozesse.


Nach Damasio sind Emotionen (emotions) komplizierte Kombinationen von chemischen und neuralen Reaktionen des Gehirns, die eine regulatorische Rolle spielen mit dem ursprünglichen biologischen Zweck, günstige Umstände für das Überleben des Organismus zu schaffen. Emotionen benutzen den Körper (Eingeweide, Muskel-Skelett-System) als ihr Theater, haben aber auch einen Einfluß auf diverse Gehirnfunktionen. Emotionen beruhen auf angeborenen Gehirnfunktionen, die einer langen evolutionären Entwicklung entstammen. Individuelle Lernprozesse und kulturelle Einflüsse verändern jedoch die Emotionen hinsichtlich ihrer Auslöser und ihres Ausdrucks.


Von diesen emotionalen Veränderungen des Körpers und der Gehirnfunktionen entstehen im Gehirn wiederum Repräsentationen, die im Bewusstsein wahrgenommen werden können. Für diese Repräsentationen der emotionalen Veränderungen reserviert Damasio den Begriff Gefühle (feelings).


Quellen: Pohl, Wolf (2001). Antonio R. Damasio: "Ich fühle, also bin ich. Die Entschlüsselung des Bewusstseins".


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