Also ich glaube nicht, dass ich andere für mein Glück verantwortlich machen kann. Nein, ich bin auch der Meinung, dass jeder seines eigenen Glücks Schmied ist.
Aber andererseits fühle ich doch hin und wieder eine Verantwortung gegenüber anderen Menschen, die unglücklich sind. Wenn ich zum Beispiel sehe, dass fünf Jugendliche auf einen jüngeren losgehen, dann fühle ich mich doch verantwortlich dafür, dort einzugreifen. Und genauso ist es auch, wenn ich an arme Länder denke, wo Menschen bei unmenschlichen Umständen arbeiten müssen, damit sie ihr Überleben sichern können. Und ich als Konsument eines Wohlstandslandes trage in gewisser Hinsicht zu deren Leid bei, wenn ich die billigen Produkte von dort kaufe.
Insofern sehe ich da einen Zusammenhang zwischen selbst glücklich sein und andere glücklich machen. Meiner Erfahrung nach wird man ein ausgezeichneter Glücksschmied, wenn man sich nicht nur um sein eigenes Glück kümmert.
Und hier hänge ich an meinen vorigen Beitrag an.
Wenn alle Konsumenten Europas sagen würden, sie kaufen keine Wahren, die so produziert wurden, dass andere dadurch Leid erfahren haben, dann müssten sich alle Produzenten umstellen. Sie müssten Arbeitsbedingungen schaffen, die den Arbeitern gerecht werden.
Aber so weit wird es in absehbarer Zeit nicht kommen. Und warum? Weil aus der menschlichen Suche nach Glück eine Suche nach materiellen Wohlstand geworden ist. In erster Linie überlegen die Menschen nicht "wie schaffe ich Glück?" sondern "wie komme ich zu Geld und Wohlstand?".
Darum kümmern sich die wenigsten (ein mikroskopischer Anteil) der Konsumenten ernsthaft darum, was sich hinter dem Preis der Produkte versteckt. Es ist ja auch so, dass man oft gar nicht die Information erhalten kann, was man da eigentlich kauft und vor allem wie es produziert wurde. Aber auch hier liegt meines Erachtens die Verantwortung beim Konsumenten. Wenn der Konsument sagt, ich kaufe nichts, wo ich nicht weiß, was es ist, dann müssen die Verkäufer nachziehen und diese Information beschaffen.
In dem Sinne bin ich der Meinung, dass unser unentwegtes Streben nach Wohlstand in Wahrheit unser Glück frisst.
Denn wenn man sich genauere Gedanken darüber macht, was dieses "Auf-billig-Kaufen" oder so genannte "wirtschaftliche Denken" bewirkt, dann wird bald ersichtlich, dass unzählige Probleme auch bei uns in Europa wie überall auf der Welt in dieser Wohlstandssuche gründen.
Es ist nämlich nicht so, dass uns diese Welt nicht genügend materiellen Wohlstand liefern könnte. Nein, es ist so, dass der materielle Wohlstand nicht gerecht verteilt ist!
Diese ungerechte Verteilung gründet einzig und allein in dem "wirtschaftlichen Denken" der Menschen. Und dafür tragen nicht nur die Reichen die Verantwortung, sondern wir alle.
Im Gegensatz zur Karinamixipi bin ich der Meinung, dass ich wirkliches Glück nicht finden kann, solange ich diese Verantwortung nicht trage. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich sie nicht trage, mich aber zusehends bemühe, das zu tun.
Ich denke aber sehr wohl, dass es möglich ist, glücklich zu sein, unabhängig von den äußeren Umständen. Aber ich denke nicht, dass es möglich ist wirklich glücklich zu sein, wenn man zum Leid anderer beiträgt. Und das tut heute praktisch jeder, der in einem Supermarkt konsumiert.
Ich glaube des Weiteren, dass es völlig egal ist, ob ich mir dieser Sache bewusst bin oder nicht.