hallo celine,
ich weiss nicht, warum sich die "lustige" bemerkung angeboten hat, aber du wirst schon wissen warum
ich habe es weder so gemeint noch so geschrieben
der starke einfluss des sozialen umfeldes ist geschlechtsunspezifisch gegeben
das ist keine frauenfrage
ein spross einer ärztedynastie wird mit höherer wahrscheinlichkeit selbst arzt werden als die 17. generation einer traditionsbewussten bergbauernfamilie
ein bub eines arbeiters in einem arbeiterviertel wird nur mit geringer wahrscheinlichkeit musiker, maler oder ähnliches werden
aber es gibt beispiele dafür, und das zeigt, dass es möglich ist, von den ausgetretenen wegen abzuweichen
natürlich ist es einfacher, die ausgetretenen zu benutzen, und mancher entscheidet sich auch dafür
nachher darf man aber nicht anderen oder "dem system" die schuld für die verpassten möglichkeiten geben
"dass jeder frau zuerst bei sich selbst anfangen muss" scheint dir und mir klar zu sein, jedoch ist noch immer in den meisten zu fällen zu hören/lesen, die emanzipation der frau beginnt in der köpfen der männer, männer müssten nur "umdenken"
bei den nackten coverbrüsten gehts nicht um die frage "warum haben die anderen nicht mitgezogen", denn die antwort darauf ist klar...es verkauft sich wohl besser
die frage ist vielmehr, wozu überhaupt weg mit den brüsten vom cover, wo dazu noch manchmal die selben frauen gerne für freies babystillen in der öffentlichkeit eintreten
die argumente der gegenseite sind insofern genauso kurzsichtig, da diese ebenso vorschreiben wollen, wie man sein soll....sie schreiben ebenfalls einen ideologischen lebenswandel vor, der die realität nicht berücksichtigt
während die traditionellen werte verlangen "der mann geht arbeiten und schafft das geld an, die frau hütet haus und kinder" verlangt die bewegung ebenfalls ein bestimmtes verhalten, das aber nicht von sich aus gewünscht wird
wäre es gewünscht, hätte es sich von selbst eingestellt
wird es gewünscht, wird es sich von selbst einstellen
ob die betroffenen das verlangte verhalten letztendlich überhaupt zeigen wollen oder nicht, ist also die entscheidende frage
natürlich, einem geschenkten gaul schaut man nichts ins maul
gibts 20 parlamentssitze, 100 männliche und 30 weibliche bewerber (annahme: alle gleich qualifiziert) und setzt aus "gerechtigkeitsgründen" 10 männliche und 10 weibliche sein, kann man den einzelnen das ausnützen dieser bevorzugung schwerlich vorhalten
es ist aber weder ein zeichen von emanzipation noch von gerechtigkeit oder wirklichen fortschrittes
schon seit den 60ern wird auf frauen, die mit ihrer traditionellen rolle glücklich sind, druck ausgeübt
fortschrittliche frauen machen karriere, haben kinder UND beruf, einen toleranten mann, der sich ihnen unterordnet, etc....
die praxis entspricht aber nicht diesem ideal
die eine wendet zu viel zeit für ihre kinder auf, um eine steile karriere zu machen; der anderen lässt die karriere nicht genug zeit für ihre kinder (oder sie hat keine), die dritte findet einfach keinen mann, der sich ihr unterordnet und ihr beides ermöglicht, etc...
alle fühlen sich unwert, weil sie dem "fortschrittlichen" frauenbild nicht entsprechen
dann gibts aber die, die sich nicht darum kümmern, welche rolle ihnen von außen aufgezwungen wird
egal ob traditionelle, christliche, feministische, usw werte, leben ihr leben und sind glücklich in ihrer haut (und mMn auch emanzipiert)
frauen wandeln sich von selbst (aber auch männer, es ist ein permanentes wechselspiel), dazu brauchts keine gesetze oder kampagnen
letztere sind zu befürworten, wenn sie das bestehen von möglichkeiten aufzeigen; nicht aber um auf die betroffenen druck auszuüben
"du kannst alles machen, wenn du willst" anstatt
"was ? du willst friseuse werden ? wie rückständig ! werde besser spenglerin"
kinder beider geschlechter völlig gleich zu erziehen funktioniert nicht ohne schäden
bei uns ist es zum einen praktisch gar nicht möglich, da das soziale umfeld nicht nur aus familie (wo mans vielleicht noch kontrollieren könnte), sondern auch aus nachbarn, kindergarten, schule, medien besteht und kinder nicht gegen alles abgeschirmt werden können
doch dieses "experiment" wurde tatsächlich schon durchgeführt; nämlich in israelischen kibbuzim
abgeschirmt von der außenwelt waren jungen und mädchen völlig gleichartig behandelt und erzogen worden; und die eltern lebten ein geschlechtsneutrales leben vor
trotzdem rauften buben mehr und maßen sich in wettkämpfen, während sich mädchen eher dem sozialen "miteinander" widmeten
in der pubertät kam es dann zur krise, da beiden geschlechtern die vorbilder fehlten
heraus kamen verunsicherte adoleszente, die massive probleme mit ihrer identität hatten
ihr körper, ihr wesen, verlangte etwas (und damit ist nicht nur sex gemeint) aber sie wussten nicht, was sie tun sollten
übrig blieb ein gefühl a'la "irgendetwas stimmt nicht mit mir"
aber das mal beiseite gelassen:
schon alleine die aussage "...um das wahrnehmen des problems" sagt, dass etwas generell nicht stimmt, dass etwas geändert werden muss
die meisten frauen haben komischerweise aber kein generelles problem mit ihrer rolle in der gesellschaft
ihnen wird aber eingetrichtert "ihr seid unglücklich, ihr wollt ja eigentlich ganz etwas anderes, nur männer enthalten es euch vor"
natürlich, wir leben in keiner perfekten welt, und die möglichkeit zur verbesserung gibts immer wieder und sollte auch immer wieder wahrgenommen werden
aber damit es wirklich zu einer verbesserung kommt, muss man mit weitsicht agieren; sondern verändert man nur, damit etwas verändert ist
lg,
Muzmuz