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Auf Thema antworten

Als ich heute mal wieder in meine Mappe mit dem Stichwort "Zufall" hineinschaute, dachte ich mir, dass das Thema tatsächlich einen Art Dauerbrenner werden könnte, so vieles wäre noch dazu zu sagen.


Aber erst einmal zu deinem Beitrag, Ziesemann. Und zum Pfarrer, der fern der Heimat, ein wenig Glück geniessen wollte. (Wie gut man ihn verstehen kann!). Nur denke ich, dass er in dieser zufälligen Begegnung mit einem Gemeindemitglied, zwar einen Wink des Zufalls gesehen hat - aber welchen?

 Es empfiehlt sich in der Zukunft nicht in Namibia fremd zu gehen... 

Dies nur ein kleines, von einem Augenzwinkern begleitetes Beispiel zu unserem bestreben, Zufälle zu interpretieren, und zur Falle der falschen Zusammenhänge (oder Kausalitäten), in die wir so oft hineintapsen.


Eigentlich wollte ich hier über zwei Persönlichkeiten schreiben, Vater und Sohn, die beide sich auf sehr unterschiedlichen Weise mit dem Zufall befasst haben.

Ich fange mit dem Sohn an, weil seine Geschichte mich sehr berührt.


Der Sohn ist Wolfgang Döblin, der sich später Vincent Döblin nennt, denn er war mit seiner Familie, 1933 erst in die Schweiz, dann nach Frankreich vor den Nazis geflüchtet. Vincent ist Mathematiker und sein Ende ist tragisch. Am 21. Juni 1940 kämpft er in der französischen Armee in den Vogesen. Als sich die deutschen Truppen nähern, erschießt sich Vincent. Er ist erst 25 Jahre alt.


Sehr viel später erst, findet man in den Archiven der französischen Akademie der Wissenschaften einen Brief von Wolfgang Döblin, und dieser wird im Jahr 2000 zur Sensation. Döblin hatte sich hier mit der für die Wahrscheinlichkeitsrechnung wichtigen  Gleichungen des russischen Mathematikers Andrej Kolmogorow auseinandergesetzt und diese weiterentwickelt. Dabei geht es um die Berechnung des Zufalls der  "Brownschen Bewegung" eines Mückenschwarms oder von Staubpartikeln im Gegenlicht.


Rein zufällig wird hier (sicher?)  Hartmut vorbeischauen, und mehr dazu sagen - er kann dies wesentlich besser als ich.


Und nun zum sehr berühmten Vater von Wolfgang Döblin.

Es ist Alfred Döblin, der sich auf seiner Weise auch mit der Frage des Zufalls befasst hat, ganz anders als der Sohn es tat. Denn was dem Schriftsteller beschäftigt, ist immerwieder, ob es Zufall oder Schicksal ist, was den Einzelnen zum handeln bewegt. Die Ereignisse, die wir heute als Koinzidenz oder andere als kausal einordnen würden, beschäftigen ihn - mit anderen Worten: die Gleichzeitigkeit, in welcher Relation zueinander die einzelnen Geschehnisse auch stehen. 

Ich stelle mir die Frage, ob es wieder der Einfluß von Einstein ist, der auch Alfred Döblin in diese Richtung denken lässt.


Doch wieso befassen sich Vater und Sohn  beide mit dem Zufall, wenn auch auf so unterschiedlicher Weise. Ist das auch Zufall?


Dem Schriftsteller und Germanisten Marc Petit ist es zu verdanken, dass er uns diese zwei Biographien und deren Beschäftigung mit dem Zufall, wenn auch auf so unterschiedlicher Weise, näher gebracht hat.


 Marc Petit: Die verlorene Gleichung. 


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