Zufall?
Ich versuche, das Thema vom Ende her anzugehen, von dem Platz, an dem ich in diesem Moment stehe.
Hier und jetzt bin ich in Mitteleuropa, relativ gut situiert, gesund, in einem sozialen Netz eingebunden, satt und geschützt.
Was habe ich davon selbst verursacht? Kann ich das wirklich voll und ganz nachvollziehen? Habe ich bewusst entschieden, wie mein Leben zu gestalten war? Habe ich es bewusst angestrebt, hier an diesem Punkt zu landen? Oder war es ganz zufällig so, hab ich einfach Glück (oder vielleicht Pech) gehabt?
Kann überhaupt irgendjemand im Vorhinein abschätzen, welche Ereignisse und Erfahrungen sich in welcher Art und Weise auf seinen Lebensprozess auswirken?
Das Ganze, die Einheit, aus dem gesamten Universum bestehend, gibt vor, wo der Platz jedes Einzelnen ist.
Ich stelle mir das vor wie bei einem Tanz (was es ja auch ist, wenn man daran denkt, aus welchen wirbelnden „Teilchen“ wir gebaut sind) in einem geschlossenen System: Jede Veränderung bewirkt eine Veränderung für alles. Wo ist da ein Platz für Zufall?
Wie Miriam bin auch ich der Ansicht, dass unser Wahrnehmungsvermögen nicht weit genug ist, um die Komplexität der dahinter verborgenen Ordnung zu erkennen.
Aber schließlich GIBT es unsere Erde, die Natur folgt immer noch ihren Gesetzen, obwohl wir noch längst nicht alles durchschaut haben.
Miriam hat es schon gesagt, wir tun uns leichter, wenn wir Zusammenhänge und Strukturen erkennen können. Wir wollen uns orientieren können, wissen wo´s lang geht, vergleichen um Maßstäbe anlegen zu können.
Wir wollen wissen: Wie funktioniert die Welt?
Aber warum wollen wir das eigentlich? Um zu planen? Um die Welt zu kontrollieren oder gar zu verbessern? Um zu erkennen und zu sehen "Aha, so funktioniert es also!" ?
Nur wenn wir schon hundertprozentig wüssten, auf welche Weise alles zusammenwirkt, könnten wir unsere Zukunft wirklich planen. Ohne „Zufälle“ in Sinne von „ungeplant und nicht brauchbar“. Dort, wo der Mensch „regiert“, wo die Spielregeln der Gemeinschaft Strukturen errichtet haben, dort gibt’s Ordnung und Orientierung in einem überschaubaren Rahmen. Und dann gibt’s plötzlich „zufällige“ Ereignisse, die etwas Neues, Ungeplantes, ins Spiel bringen, und wir sehen dann das, was wir vorher nicht bedacht haben.
Wir wissen ja eigentlich, dass wir noch längst nicht alles wissen. Wie können wir uns erlauben anzunehmen, dass das, was uns unverhofft und unerwartet geschieht, für das Funktionieren des gesamten Universums keine Relevanz haben könnte? Ja ich bin sogar überzeugt davon, dass das Unverhoffte das ist, was uns „zufällt“, weil es hier für das Gesamte notwendig ist.
Wenn mein Mann vor zwanzig Jahren nicht an einen Baum gefahren wäre, hätte ich mit meinen Kindern den damaligen Wohnort nicht verlassen, hätte meine Tochter ihren Mann nicht kennen gelernt, hätte ich heute nicht meine Enkelkinder usw. usw. Es ist auch müßig darüber nachzudenken, was anders sein hätte können.
Es IST so und nicht anders! Aus den Millionen theoretischen Möglichkeiten ist das, was Realität wird, immer die einzige Möglichkeit, die aufgrund aller Umstände in Frage kommt.
Herzlich
Lilith
P.S.:Leider kann ich an der Diskussion nicht immer so dran bleiben wie ich gerne möchte. Mein Computer ist endgültig hin und ich kann nicht jederzeit an meine Ausweichmöglichkeit ran.