AW: Der Weg zur Hölle
Nun: da ich vor allem über Originaltexte Zugang zu schriftlichen Kunstwerken bekomme, habe ich mir die Mühe gemacht, eine mir aufschlussreiche Stelle aus dem Roman: Die andere Seite abzutippen.
Aus: Alfred Kubin - Die andere Seite - Ein phantastischer Roman :Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München, 1968, S.146 f... Vielleicht mag ja der eine oder die andere ebenfalls “ Leseappetit” bekommen.
“II. Die Klärung der Erkenntnis
Was ich vor allem lernte, war, den Wert der Indolenz zu schätzen. Diese zu erobern, erfordert für einen lebhaften Menschen die Arbeit eines Lebens. Hat man ihre Süßigkeit einmal erfasst, so hält man sie, wenn ach unter stetem Kampfe, für immer fest. Auch ich versuchte jetzt Steine, Blumen, Tiere und Menschen stundenlang gesammelt zu betrachten. Dabei wurde mein Auge geschärft, so wie es Geruch und Gehör schon waren. - Jetzt kamen große Tage - ich entdeckte eine neue Seite der taumelt. Die ausgebildeten Sinne beeinflussten allmählich den Gedankenapparat und formten ihn um. Einer überraschenden Art des Staunens wurde ich fähig. Herausgerissen aus dem Zusammenhang mit dn anderen Dingen gewann jeder Gegenstand eine neue Bedeutung. Dass so ein Körper aus der Ewigkeit bis zu mir reicht, das machte mich aufschaudern. Das bloße Sein, so und nicht anders zu sein, ward mir zum Wunder. Eines tages wurde es mir vor einer Muschel überklar, dass sie gar nicht so plump existiert wie ich bisher meinte. So ging es bald mit allem, mit der ganzen Welt. Die stärksten Sensationen kamen anfangs vor dem Einschlafen oder unmittelbar nach dem Erwachen - also, wenn der Körper müde war und das Leben in mir sich in einem Dämmerzustande befand. Eine ncht immer lebendige Welt musste nach und nach geschaffen werden und zwar immer neu.
. Immer mehr fühlte ich das gemeinsame Band in allem. Farben, Düfte, Töne und Geschmacksempfindungen waren für mich austauschbar. Und da wusste ich es: die Welt ist Einbildungskraft, E i n b i l d u ng .....”