Trestone
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[3. Szene: Kriton und Sokrates]
Kriton:
Aber es ist noch früh, Sokrates,
die Sonne ist lang noch nicht untergegeangen.
Und ich weiß, dass auch andere
erst ganz spät getrunken haben,
nachdem es ihnen angesagt worden ist,
und haben noch gut gegessen und getrunken,
ja einige haben gar
noch Schöne zu sich kommen lassen,
nach denen sie Verlangen hatten.
Also übereile Dich nicht,
denn es hat noch Zeit!
Sokrates:
Natürlich machen es jene so, Kriton,
von denen Du sprichst,
denn sie meinen damit etwas zu gewinnen,
und natürlich werde ich es nicht so machen.
Denn ich meine nichts zu gewinnen,
wenn ich um ein weniges später trinke,
als nur,
dass ich mir selbst
lächerlich vorkommen würde,
wenn ich am Leben klebte
und sparen wollte,
wo nichts mehr zu sparen ist.
[ 4. Szene: Der Wächter kommt hinzu ]
Wächter:
Sokrates,
über Dich
werde ich mich
nicht zu beklagen haben,
wie über andere,
die mir fluchen,
wenn ich ihnen den Schierling bringe
auf Befehl des Gerichts,
denn ich fand Dich
in all der Zeit hier
trefflich
und sanften Gemüts.
Hier trink´diesen Becher!
Sokrates:
Wohl, Bester,
denn Du verstehst es ja,
wie muss man es machen?
Wächter:
Nichts weiter als trinken,
und wenn Du getrunken hast,
umhergehen,
bis Dir die Schenkel schwer werden,
dann Dich niederlegen.
Sokrates:
Was meinst Du
von dem Trank,
wegen einer Spende
für die Götter?
Wächter:
Wir bereiten nur so viel zu, Sokrates,
als wir glauben, dass hinreichend sein wird.
Sokrates:
Beten aber darf man
zu den Göttern
und muss es,
dass die Wanderung
von hier nach dorthin
glücklich sein möge.
Darum bete ich
und so mög´es geschehn.
Wohlan, Freunde,
es ist Zeit zu scheiden
und für lang oder immer
auseinanderzugehn.
Ihr, um zu leben,
ich, um zu sterben,
wer das bess´re getroffen
ist allen verborgen
außer dem Gott.
[ Trinkt den Becher, kurze Pause ]
Kriton: Oh Sokrates!
[ weint ]
Sokrates:
Beim Sterben soll man ruhig sein,
also sei standhaft und gefasst.
[ Geht eine Weile umher, legt sich dann nieder,
der Wächter drückt ihm auf die Schenkel ]
Wächter: Fühlst Du hier noch etwas?
Sokrates: Ja - Nein!
Wächter:
Wenn die Kälte
bis ans Herz
gestiegen ist,
ist es vorbei.
[ Drückt in der Leiste ]
Hier?
Sokrates: Nein.
Denke daran, Kriton,
wir schulden dem Asklepios
noch einen Hahn.
Kriton: Ich will es besorgen.
Doch wie steht es um Dich,
Sokrates?
[ Sokrates ist tot ]
Wächter: Sokrates ist angekommen.
[ Pause ]
1. Nachspiel: Am Herd
[ Xanthippe,, Klein-Plato im Haus des Sokrates]
Xanthippe: Pst, Klein-Plato, leise.
[ singt:]
Schlaf mein Kind,
mach´die Augen zu,
Sokrates schläft
und bald auch Du.
Deine Mutter ist jetzt
zuhaus´ allein,
würde gerne mit Dir schimpfen,
Kleiner, schlafe ein.
Schlaf mein Kind,
mach´die Augen zu,
Sokrates schläft
und vielleicht auch Du
wirst später mal
ein Weiser sein,
schlaf Klein-Plato,
schlafe ein!
2. Nachspiel: Auf dem Markt
[ Vorredner, Sokrates, Xanthippe, Kriton auf dem Markt ]
Vorredner:
Sokrates starb -
doch wird nicht vergehn!
Schon nach drei Tagen
schien dem Volk auf den Gassen
der Marktplatz so leer,
und sie begannen zu sammeln
für diesen Weisen,
und stellten ihm eine
Säule her.
[ Schauspieler stellen Sokrates als Skulptur/Säule auf ]
Vorredner:
D´rum füllt auch Ihr jetzt
seinen Schülern die Beutel
und wo nicht mit Geld,
füllt ein Lächeln hinein.
Wir wollen´s Euch danken
in des Sokrates Namen,
auch Xanthippe und Kriton
werden froher
dann sein
[ E N D E ]
Neben der Uraufführung in Frankfurt waren weitere Aufführungen
1989 in Marburg an der philosophischen Fakultät
(mit Sappho und einer zusätzlichen Sophistenebene)
und 1990 in Darmstadt in einem Softwaresystemhaus
(mit Phythia und zwei Hetären).
Die Texte dabei jeweils stark überarbeitet
und es wurde von den Laienschauspielern
jeweils vom Blatt gespielt.
Gruß
Trestone
Kriton:
Aber es ist noch früh, Sokrates,
die Sonne ist lang noch nicht untergegeangen.
Und ich weiß, dass auch andere
erst ganz spät getrunken haben,
nachdem es ihnen angesagt worden ist,
und haben noch gut gegessen und getrunken,
ja einige haben gar
noch Schöne zu sich kommen lassen,
nach denen sie Verlangen hatten.
Also übereile Dich nicht,
denn es hat noch Zeit!
Sokrates:
Natürlich machen es jene so, Kriton,
von denen Du sprichst,
denn sie meinen damit etwas zu gewinnen,
und natürlich werde ich es nicht so machen.
Denn ich meine nichts zu gewinnen,
wenn ich um ein weniges später trinke,
als nur,
dass ich mir selbst
lächerlich vorkommen würde,
wenn ich am Leben klebte
und sparen wollte,
wo nichts mehr zu sparen ist.
[ 4. Szene: Der Wächter kommt hinzu ]
Wächter:
Sokrates,
über Dich
werde ich mich
nicht zu beklagen haben,
wie über andere,
die mir fluchen,
wenn ich ihnen den Schierling bringe
auf Befehl des Gerichts,
denn ich fand Dich
in all der Zeit hier
trefflich
und sanften Gemüts.
Hier trink´diesen Becher!
Sokrates:
Wohl, Bester,
denn Du verstehst es ja,
wie muss man es machen?
Wächter:
Nichts weiter als trinken,
und wenn Du getrunken hast,
umhergehen,
bis Dir die Schenkel schwer werden,
dann Dich niederlegen.
Sokrates:
Was meinst Du
von dem Trank,
wegen einer Spende
für die Götter?
Wächter:
Wir bereiten nur so viel zu, Sokrates,
als wir glauben, dass hinreichend sein wird.
Sokrates:
Beten aber darf man
zu den Göttern
und muss es,
dass die Wanderung
von hier nach dorthin
glücklich sein möge.
Darum bete ich
und so mög´es geschehn.
Wohlan, Freunde,
es ist Zeit zu scheiden
und für lang oder immer
auseinanderzugehn.
Ihr, um zu leben,
ich, um zu sterben,
wer das bess´re getroffen
ist allen verborgen
außer dem Gott.
[ Trinkt den Becher, kurze Pause ]
Kriton: Oh Sokrates!
[ weint ]
Sokrates:
Beim Sterben soll man ruhig sein,
also sei standhaft und gefasst.
[ Geht eine Weile umher, legt sich dann nieder,
der Wächter drückt ihm auf die Schenkel ]
Wächter: Fühlst Du hier noch etwas?
Sokrates: Ja - Nein!
Wächter:
Wenn die Kälte
bis ans Herz
gestiegen ist,
ist es vorbei.
[ Drückt in der Leiste ]
Hier?
Sokrates: Nein.
Denke daran, Kriton,
wir schulden dem Asklepios
noch einen Hahn.
Kriton: Ich will es besorgen.
Doch wie steht es um Dich,
Sokrates?
[ Sokrates ist tot ]
Wächter: Sokrates ist angekommen.
[ Pause ]
1. Nachspiel: Am Herd
[ Xanthippe,, Klein-Plato im Haus des Sokrates]
Xanthippe: Pst, Klein-Plato, leise.
[ singt:]
Schlaf mein Kind,
mach´die Augen zu,
Sokrates schläft
und bald auch Du.
Deine Mutter ist jetzt
zuhaus´ allein,
würde gerne mit Dir schimpfen,
Kleiner, schlafe ein.
Schlaf mein Kind,
mach´die Augen zu,
Sokrates schläft
und vielleicht auch Du
wirst später mal
ein Weiser sein,
schlaf Klein-Plato,
schlafe ein!
2. Nachspiel: Auf dem Markt
[ Vorredner, Sokrates, Xanthippe, Kriton auf dem Markt ]
Vorredner:
Sokrates starb -
doch wird nicht vergehn!
Schon nach drei Tagen
schien dem Volk auf den Gassen
der Marktplatz so leer,
und sie begannen zu sammeln
für diesen Weisen,
und stellten ihm eine
Säule her.
[ Schauspieler stellen Sokrates als Skulptur/Säule auf ]
Vorredner:
D´rum füllt auch Ihr jetzt
seinen Schülern die Beutel
und wo nicht mit Geld,
füllt ein Lächeln hinein.
Wir wollen´s Euch danken
in des Sokrates Namen,
auch Xanthippe und Kriton
werden froher
dann sein
[ E N D E ]
Neben der Uraufführung in Frankfurt waren weitere Aufführungen
1989 in Marburg an der philosophischen Fakultät
(mit Sappho und einer zusätzlichen Sophistenebene)
und 1990 in Darmstadt in einem Softwaresystemhaus
(mit Phythia und zwei Hetären).
Die Texte dabei jeweils stark überarbeitet
und es wurde von den Laienschauspielern
jeweils vom Blatt gespielt.
Gruß
Trestone