Es ist mir auch christlich erzogen worden und zwar nicht nur von der Familie, sondern auch massiv von der Schule bis zum Abitur. Gebetet habe ich als kleines Kind, weil Kinder in ritualisierten Handlungen einen gewissen Halt und Geborgenheit finden. In den Folgejahren wurde ich immer unbeliebter bei meinen Religionslehrern, wegen meiner kritischen Einstellung ihrer dogmatischen Denkweise gegenüber.
Das Ergebnis dieser Erziehung war jedenfalls ziemlich das Gegenteil dessen, was sie bezweckt hat.
Soll ich jetzt anfangen, meine Ansichten (non Einstellungen und Erkenntnissen will ich gar nicht reden, sie sind mir zu dogmatisch und abschließend...) zu unterbreiten? Das werde ich nicht tun, dazu fehlt mir die Zeit. Mein Bestreben (nicht mein Prinzip) ist die Infragestellung alles Bestehenden (einschließlich der vermeintlich realen Welt. Wie anmaßend von mir!...), mit Ausnahme dessen, was den Menschen ausmacht (nicht das Subjekt). Ich würde mich als skeptizistischen Rationalist bezeichnen, ohne den Anspruch zu stellen, dass es auch abschließend zutrifft.
Bei meiner letzten Rundreise durch Indien hat mir ein Inder gesagt, dass es im Hinduismus ca. 3,5 Millionen Gottheiten gibt. Nach meiner Auffassung gibt es mindestens genauso viele „Wahrheiten“ über das Leben, die Welt und die Existenz. Die Lehre daraus ist für mich: Suche. Wozu sonst ist man schließlich Mensch?
Tatsache ist, seit meiner Kindheit habe ich nie wieder das Bedürfnis verspürt, mich an eine „übergeordnete“ Instanz zu wenden, um Erleichterung für erlittene Schicksalsschläge (und sie waren zahlreich) zu erwirken. Nach innen gerichtete Suche führt auch zum Ziel, oder zumindest der Prozess dahin.
(meine etwas komplizierte Denkweise hat immerhin auch etwas Positives: Die ewigen Diskussionen mit meiner Frau über diese Themen. Die würde ich missen, wenn ich einfacher gestrickt wäre...)