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Der optisch faszinierendste TV-Film des Jahres

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.923
gestern lief in der ARD ein Film mit Heike Makkatsch,
der in allen Zeitungen beworben wurde

Der optisch faszinierendste TV-Film des Jahres

Patriarchales Paradies

ich hatte die Artikel nicht gelesen,
den Anfang des Filmes verpasst
und mich bis kurz vor den Schluß gefragt,
was denn die Aussage sein soll

dann fiel mir 'Die Frauen von Stepford' aus den 70ern ein
(das Remake aus den 00ern kenne ich nicht)

also ein weiteres Remake,
allerdings mit einer neuen sozialkritischen Komponente

neoliberale Yuppies haben den sozialen Frieden so weit zerstört,
daß sie ihren Reichtum nur noch in einem abgeschotteten Wohnbezirk ausleben können
dort ist aber ihr Lebensumfeld klinisch steril und lebensfeindlich
  • einmal büchst ein Kind durch ein Loch im Zaun aus
    die Heldin muss sich vor ihrem Mann dafür rechtfertigen, daß sie für die Suche das Haus verlassen hat
    ihr Mann mobbt auch den Sicherheitsdienst
  • die Männer treffen sich konspirativ und und leben ihre Phantasien aus

der eigentliche Hammer (wie schon beim Original) ist,
daß die Männer den Willen der Frauen operativ brechen können
daß die Heldin dies mitbekommt,
fliehen will,
aber scheitert
und sich in ihr Schicksal fügt

Meine Frau, der Öko-Roboter


Sechzehneichen

http://youtu.be/90WOpAfSF5Y
 
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AW: Der optisch faszinierendste TV-Film des Jahres

ich war heute erstmals aus www.kreuz.net
einer umstrittenen pro-Katholischen Seite

dort wird ein Beitrag von Norbert Blüm in der WELT erwähnt,
den ich dort übersehen hatte

http://www.welt.de/politik/deutschl...ose-Alleinverwirklicher-bedrohen-die-Ehe.html

BLÜM
Die Familie ist vorerst noch einer der letzten Stabilisatoren, die sich dem wild gewordenen Fortschrittsfuror entgegenstemmen. Deshalb gerät sie verstärkt unter die Fuchtel der neoliberalen Vorteilssuche, in der beide Partner sich nur so lange und so weit miteinander verbünden, bis was Besseres kommt. Der Kündigungsschutz ist im Miet- und Arbeitsrecht weiter entwickelt als im Ehe- und Familienrecht. Zerrüttung ist dort noch nicht als Auflösungsgrund akzeptiert.

...

Die Erziehungsexperten treten schon kurz nach der Geburt des Kindes an die Stelle der Eltern. Fortpflanzung und die Geburt selbst lassen sie auch noch "outsourcen": Notfalls in Reagenzglas und Brutkasten. Dies wäre eine optimale staatliche Voraussetzung für die allseits hoch geschätzte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Kündigung und Mutterschutz entfielen sodann.

...

Die geschiedene Mutter soll das Kind ab dem dritten Lebensjahr in die "Fremdbetreuung" übergeben. So will es neuerdings der Bundesgerichtshof. Die geschiedene Mutter mit Kind soll also im gleichen Umfang erwerbstätig sein wie der geschiedene Vater ohne Kind. Erziehungsarbeit ist nämlich in diesem höchstrichterlichen Verständnis keine Arbeit. Als Arbeit gilt offenbar nur die Erwerbsarbeit.

...

Wenn die Ehe wie eine Aktiengesellschaft betrachtet wird, in die man Anteile einbringt, abzieht und an neuer Stelle wieder unterbringt, dann ist das neue Eherecht konsequent.

...

Die Leitfigur des neuen Scheidungsrechts ist ein Vorteilsmaximierer ohne Gedächtnis und Moral. Er ist vergleichbar der Existenz eines Idioten. Das moderne Scheidungsrecht ist ein idiotisches Eherecht. Idiotie erfüllt seine griechische Herkunftsbedeutung, mit der das Verhalten eines Privatmannes bezeichnet wurde, der hemmungslos nur für sich lebt.

...

Die Verselbstständigung der Ehe, die nicht mehr vom Feudalherrn genehmigt werden musste, und die Eigenständigkeit der Familie, die nicht mehr mit dem Arbeitsplatz vereint war, ist das Ergebnis einer aktaufklärerischen Emanzipation.

...

Deshalb hat die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ihre Grenzen, wenn sie sich bei Licht betrachtet als Unterordnung der Familie unter die Ratio der Erwerbsarbeit darstellt.

Donnerwetter !

die neoliberale Umgestaltung Deutschlands soll offensichtlich auch nicht vor der Familie haltmachen

solch deutliche Worte eines gemäßigten Politikers gegen die 'Elite' machen das baldige Ende dieser wahrscheinlich
 
AW: Der optisch faszinierendste TV-Film des Jahres

gestern lief in der ARD ein Film mit Heike Makkatsch,
der in allen Zeitungen beworben wurde

Der optisch faszinierendste TV-Film des Jahres

Patriarchales Paradies

ich hatte die Artikel nicht gelesen,
den Anfang des Filmes verpasst
und mich bis kurz vor den Schluß gefragt,
was denn die Aussage sein soll

dann fiel mir 'Die Frauen von Stepford' aus den 70ern ein
(das Remake aus den 00ern kenne ich nicht)

also ein weiteres Remake,
allerdings mit einer neuen sozialkritischen Komponente

neoliberale Yuppies haben den sozialen Frieden so weit zerstört,
daß sie ihren Reichtum nur noch in einem abgeschotteten Wohnbezirk ausleben können
dort ist aber ihr Lebensumfeld klinisch steril und lebensfeindlich
  • einmal büchst ein Kind durch ein Loch im Zaun aus
    die Heldin muss sich vor ihrem Mann dafür rechtfertigen, daß sie für die Suche das Haus verlassen hat
    ihr Mann mobbt auch den Sicherheitsdienst
  • die Männer treffen sich konspirativ und und leben ihre Phantasien aus

der eigentliche Hammer (wie schon beim Original) ist,
daß die Männer den Willen der Frauen operativ brechen können
daß die Heldin dies mitbekommt,
fliehen will,
aber scheitert
und sich in ihr Schicksal fügt

Meine Frau, der Öko-Roboter


Sechzehneichen

http://youtu.be/90WOpAfSF5Y

:ironie: Das werde ich sofort Adam, Eva und Lilith mitteilen ...:lachen::lachen::lachen:
 
AW: Der optisch faszinierendste TV-Film des Jahres

Norbert Blüm hat einen neuen Text zum selben Themenkomplex (diesmal EHE) verfasst,
welcher in der SUEDDEUTSCHEN veröffentlicht wurde

http://www.sueddeutsche.de/politik/...bleibt-der-moderne-mensch-verschont-1.1666123

BLÜM
  1. Die okzidentale Monogamie gleicht sich an die orientalische Polygamie an.
    Was in der orientalischen Variante zeitgleich organisiert ist,
    wird in der okzidentalen in einer Zeitreihe untergebracht.
  2. Für schlechte Zeiten ist die Lebensabschnittspartnerschaft nicht eingerichtet.
  3. Der neue, erfolgreiche Mensch wird nirgendwo und nirgendwann von der Liebe berührt.
    Er lebt für sich als selbstgenügsame Monade.
    Emotionale Defizite lassen sich notfalls pharmakologisch beseitigen.
  4. Ehe ist im modernen Verständnis die Addition von zwei selbständigen Individuen,
    während sie im alten Sinn eine Gemeinschaft bildet,
    die mehr als die Summe ihrer Teile ist (Aristoteles).

Ergänzungen von mir:

  1. auch die Intimrasur ist in Mode gekommen
  2. trotz kirchlicher Trauung
  3. Singlehaushalte verursachen Wohnungsnot
  4. der Unterschied von Gesellschaft und Gemeinschaft
 
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AW: Der optisch faszinierendste TV-Film des Jahres

ich lese mir gerade die Leser-Kommentare zum Blüm-Text durch

http://www.sueddeutsche.de/politik/...bleibt-der-moderne-mensch-verschont-1.1666123

geistig anregend fand ich

suzyc
Guter Beitrag der einem bewusst macht
wie unterschiedlich die Geschwindigkeiten des technischen und moralischen Fortschritts sind.
Die Technik überspringt mittlerweile in Jahren das
wozu die Moralbasis ein Jahrhundert braucht.
Und wird noch schneller...

Aber sind die Antworten die unsere Gesellschaft findet so schlecht?
ich denke nicht...es wird mehr Wahlfreiheit geschaffen.

Bei manchen kann Wahlfreiheit zu Verunsicherung führen,
weil sie sie in gewissen Bereichen gar nicht erwarten,
sondern an Vorgaben oder Vorausbestimmungen glauben.
Aber die gibt es letztlich nicht,
auch wenn viele Religionen es predigen,
bleibt der Mensch immer die letzte Instanz für sein Handeln
und darf nur bei sich selbst Rechenschaft suchen.

Taminy
Sehr geehrte Herr Blüm,

soweit ich das Beurteilen kann, sprechen Sie von einer „guten alten Zeit“,
die es so nie gegeben hat.

Die Liebesheirat ist eine relativ neue Erfindung und kam das erste Mal in der Romantik auf.

...

In der Zeit der Romantik kommt auch das Konzept der Mutterliebe auf.
Es ist ja nicht so, dass die Eltern ihre Kinder davor nicht geliebt hätten,
aber die Kinder kamen, wann sie wollten,
und es kamen viele, und die Hälfte starb.
Da hat man sich schon aus Selbstschutz emontional nicht so auf das einzelne Kind konzentriert.

...

Das die Ehe, wie sie beschreiben,
eher Ihrem Wunschdenken als der Realität entstammt,
kann man auch an der immer größer werdenden Zahl von späten Ehescheidungen sehen.
Ehen werden heute auch vermehrt nach 40, 50, 60 oder mehr Jahren geschieden
und 80% der Scheidungen werden von den Frauen eingereicht.
 
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