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AW: Der Null-Gott-Glaube





Genau damit setzt sich Platon in seiner politeia auseinander.

Zuerst lässt er Thrasymachos (einen Sophist) eine Rede halten, die deinem beitrag sehr ähnlich ist, worauf Sokrates auftritt und ihm das Wort im Munde umdreht, am Schluss aber selbst nicht von seinen Argumenten überzeugt ist, worauf er versucht die Gerechtigkeit bzw. den echten Gerechten zu ermitteln.


Dabei geht er von folgendem Extrembeispiel aus:

Ein Gerechter aber Machtloser, der überall geächtet wird, obwohl er das Gute (vorausgesetzt man weiß genau was es denn sei) tut wird einem Ungerechten äußerst einflussreichen und mächtigen Menschen, der überall geliebt wird, da er seine Taten gut zu verpacken, und sogar den größten Frevel als allgemeine Wohltat darzustellen weiß, gegenübergestellt.

Darauf die Frage: Wieso sollte der Mensch so wie wir ihn kennen überhaupt die echte Moral, die über jedem eigenen Vorteil stehen muss, anstreben?


Auch die goldene Regel folgt dem Eigennutzprinzip, weil sie zum Ziel hat sich selbst zu schützen, mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass auch die anderen geschützt werden, wenn sie allgemeine Anerkennung findet. Habe ich aber keinen Schutz nötig, wie der oben angeführte Ungerechte, habe ich auch keinen Grund ihr zu folgen.


Platon findet für mich keine befriedigende Lösung des Problems.

Am Ende belohnt er den Gerechten doch, indem er ihm eine Art "inneren Frieden" zuschreibt, der dem Ungerechten unerreichbar ist. Er führt diesen Gedanken sogar noch weiter und endet darin, dass der Gerechte dadurch auch beliebter sein muss und am Ende auch materiell reicher... was angesichts der Ausgangsposition geradezu absurd erscheint.

Am Schluss fügt er dem ganzen noch die Bestrafung nach dem Tode hinzu. An dieser Stelle schon überflüssig wie ich finde, aber naja.


Warum ich das geschrieben habe?

Einfach weil es mich sehr daran erinnert hat.


Der Atheismus, der nicht nur den Gott, so wie er in den Weltreligionen auftritt, verneint, sondern jeden höheren Wert an sich, verträgt sich mit Moral schlechter als der Theismus.


Er braucht z.B. den Humanismus, in dem die Würde des Menschen als höherer Wert angesehen wird, da Gott selbst nicht mehr zur Verfügung steht.


hier ende ich mal,

mfg invain


Edit:

In deinem Beitrag sprichst du ja auch die Verlogenheit der Menschen an, die auf eine Moral pochen, weil angesichts der verwinkelten und komplizierten Realität diese starr abstrakten Regeln versagen müssen und einfach unzureichend sind.

Wenn man die Regeln allerdings nur als Richtlinien sieht, an denen man sich im Chaos des Lebens, wie die früheren Seemänner an den Sternen, orientieren kann, verlieren sie dadurch nicht ihre Berechtigung.


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