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Der "Goldene Boden" des Handwerks

Perivisor

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16. Oktober 2010
Beiträge
3.536
Eigenartigerweise ist das Handwerk mit seinen Mondpreisen niemals ein Diskussionsthema.-
Und das, obwohl eine Menge an Elend, Verwahrlosung, Schwarzarbeit und Ärger direkt dadurch bedingt ist.
Reparatur einer 70 Jahre alten Haustür nach Beschädigung durch Tritte: 1450€, (ein 80cmx20cm großes Alu-Blech und eine neue Drückergarnitur plus 2 kleine opake Scheiben)
Einsatz eines 80x80 cm großen, einfachen Dachfensters: 650 €
Einsatz von 2 Stromzählern in 2 kleine Mietwohnungen +3 neue Steckdosen als Ersatz für ältere: 650 € ,
Anschluß zweier vorhandener Gasthermen nach 2 Jahren Nichtbenutz: 1350 €

1,5qm Reparatur Fußbodenheizung + Fliesenerneuerung (einfache Riemchen) : 1450€ plus 1200€ Gutachterkosten für die Versicherung.

Die Liste ließe sich endlos fortsetzen: Handwerker profitieren davon, dass die Kunden zumeist nicht kontrollieren können, was wirklich gemacht werden muss und was nicht. Wenn die genannten Kosten bspws einem kompletten Hausbau zugrunde lägen, müsste ein simples Einfamilienhaus mit 140 qm ca. 1 Million € an Herstellungskosten bedeuten.

Weder durchschnittliche Rentner, noch Hartz IV-Empfänger oder alleinerziehende Mütter mit Kind können solche Handwerkerpreise zahlen.
Die Folge sind häufige Unbenutzbarkeit von Küchen, Bädern, Heizungen und die daraus sich ergebende Verwahrlosung - bis hin zu dadurch bedingten Wohnungsbränden.
Auch Vermieter, die nicht in großem Stil vermieten, sondern vielleicht nur eine oder wenige Wohnungen zu günstigen Preisen anzubieten haben, sind oft nicht in der Lage, Handwerksrechnungen der genannten Art zu bezahlen.
Deshalb ist Schwarzarbeit in vielen Fällen der einzige Ausweg.

Perivisor
 
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AW: Der "Goldene Boden" des Handwerks

Handwerk ist nicht gleich Handwerk. Da müssen wir unterscheiden. Es gibt selbständige Handwerksmeister ohne Angestellte oder mit ganz wenigen und große Unternehmen mit hunderten von Beschäftigten. Die kleinen beuten sich selbst aus, schuften von Montagmorgen bis Samstagnachmittag und erledigen am Sonntag die Büroarbeit. Bei den Großbetrieben sieht es schon wieder anders aus, sie nehmen in der Regel höhere Stundensätze und liefern dafür schlechtere Arbeit ab. Die Differenz geht in den Säckel der Chefs und das kann viel sein, oder auch nicht. Für alle aber gilt: Sie sind nicht an den hohen Stundensätzen schuld. Das System treibt die Kosten in diese Höhe.

Angeblich sind wir eine Dienstleistungsgesellschaft. Dieser Begriff suggeriert, dass die Bürger durch gegenseitige Übernahme von Arbeiten die Flächenwirtschaft am Laufen halten. Dies ist aber nicht der Fall, denn wie könnte es funktionieren, wenn eine Fachkraft netto zwischen 5 und 8€ je Stunde verdient, und bei Inanspruchnahme einer vergleichbaren Leistung das 6 - 10-fache bezahlen soll? Es funktioniert praktisch nur im BTB-Bereich (busines to busines) und dort, wo die privaten Haushalte keine Wahl haben, und die Affenpreise zähneknirschend bezahlen müssen.

Gut dran ist da einer wie ich, der alles selbst kann. Der Austausch einer defekten Waschtischarmatur kurz vor Weihnachten kostete uns 60€, für ein ganz heißes Neuteil. Der Nachbar hat fast 400€ für den Einbau einer Hocheffizienz-Heizungspumpe bezahlt, um weniger Strom zu verbrauchen, bei uns hat das 120€ gekostet, was sich in ca. 3 Jahren amortisiert haben wird. Beim Nachbarn wird es 10 Jahre dauern. So bald der Staat ins Spiel kommt, wird die Sache uninteressant. Und dann wundern sich die Deppen von Systemkonfigurateuren, dass die Binnenwirtschaft lahmt und die Schwarzarbeit brummt.
 
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AW: Der "Goldene Boden" des Handwerks

Der Hausbesitzer trägt die Kosten für Reparaturen, das ist bei allem so, der Besitzer hat die Verantwortung für den Erhalt der Funktion.
Daraus ergibt sich, je mehr Besitz, je mehr Dienstleistung ist notwendig.
Merkwürdig ist nur, die Gewerkschaften kämpfen stetig um Lohnerhöhung aber die Stundensätze der Handwerker sollen fallen.
Da gibt es zweierlei Maß, in die Geldbörse rein soll steigen aber aus der Geldbörse raus soll sinken, wie soll das gehen?
Ein Besitzer eines Mietshauses mit mehreren Parteien hat so viel Mieteinnahmen, da ist das Begleichen der Rechnungen des Handwerks kein Problem.
Besucher der Tafel ohne festen Wohnsitz hingegen haben auch kein Problem, sie haben kaum Besitz und brauchen somit keine Dienstleistung zum Erhalt.
Es sind nicht die Größe der Zahlen ein Konflikt sondern das Missverhältnis zwischen Geben und Nehmen.
 
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