AW: Der Aufbau des Menschen
2. Fortsetzung:
Von der Urzeit zur heutigen Zeit
Wir haben gesehen, dass der Mensch im Paradies eine reine Seele war und er deshalb alles so, wie es wirklich ist, erkennen konnte. Er erkannte die Wahrheit.
Auch nach dem Sündenfall blieb diese Offenheit und Vorurteilslosigkeit lange noch erhalten. Mit der Urangst war ja lediglich der Keim zum Irrtum gelegt. Dieser aber ging immer mehr auf, je mehr Angst und Egoismus anhielten.
Gefühle entwickelten sich allmählich erst nach dem Sündenfall. Denn wir sagten bereits, Gefühle geben unser Verhältnis zu etwas wieder. Wie aber drückt sich ein Verhältnis aus? Doch dadurch, dass uns etwas wichtig ist, und etwas anders unwichtig. Wir werten also.
Ein Wesen, dass sich seiner Vergänglichkeit nicht bewusst ist, wertet nicht. Aber ein anderes wertet: dies ist lebensfördernd, dies ist lebenshindernd, schädlich, schlecht.
Da sich nun der Mensch mit seinem physischen Körper identifizierte und der eigene Daseinserhalt am wichtigsten war, waren alle Krankheiten und Konflikte, die wir kennen, vorprogrammiert.
Man vergaß immer mehr die Wahrheit, die ja darin besteht, das man den Gesamtzusammenhang kennt. Da dem Menschen der Gesamtzusammenhang nicht mehr wichtig war, sondern nur das, was ihm Vorteile verschaffte, nahm die Finsternis (= geistige Unwissenheit) immer mehr zu. Dieser anwachsende Egoismus führte schließlich in unserer Zeit so weit, dass man nur noch die sinnlich-sichtbare Welt schauen konnte und übersinnliche Welten generell in Frage stellt.
Vor über zweitausend Jahren kam der Mensch allmählich bei seiner Selbstzentrierung an. D.h. vor dem Sündenfall war der Mensch gottzentriert, nun selbstzentriert. Deshalb musste nun („Als die Zeit erfüllt war…„) das Ereignis von Golgatha fallen.
Denn eine Fortführung der Selbstzentrierung führt zur Selbstverhärtung und damit nicht nur in den physischen Tod, sondern auch den Tod der Seele (= Hölle).
Durch das Ereignis von Golgatha kann nun der Mensch sich wieder bewusst von der Selbstisolation befreien und in die verlorenen Welten hineinwachsen. Gleichzeitig bleibt die Selbstzentrierung erhalten, d.h. der Mensch als Erleber geht nie mehr in die Unbewusstheit verloren.