Was das Buch angeht, das du gelesen hast, es ging mir nicht um das Buch, sondern um den Leser und ich wollte nicht mit dir so diskutieren, wie ich es hier häufig mit anderen Verschwörungsgläubigen getan habe.
Du hast da einen gravierenden Fehlschluß gezogen aus dem, was ich geschrieben habe: Wenn ich etwas beschreibe, dann heißt das noch lange nicht, dass ich es auch gutheiße.
Ich habe nicht behauptet, dass der Kapitalismus der menschlichen Natur entspricht, sondern dass die menschliche Natur den Kapitalismus fördert. Und ich habe auch keine Lobhymne über den Kapitalismus verfasst, sondern die Unterschiede für den Einzelnen hervorgehoben, wenn man in einem kapitalistischen oder in einem sozialistischen System lebt. Ich kenne mich nur mit dem kapitalistischen System aus und ich hatte während der ganzen Zeit, als noch die Sowjetunion und die DDR existierten, keinen Grund die Menschen dort zu beneiden. Ich habe allerdings sehr wohl mitbekommen, dass wir von den Menschen dort beneidet wurden. Den Straftatbestand Republikflucht gab es in der DDR und nicht bei uns.
Der Untergang der DDR war selbstverständlich der nachlassenden totalitären Kontrolle geschuldet, denn solche Systeme können nur aus diesem Grund anfangen zu wackeln, das wissen die Herrschenden in Nordkorea und in China sehr genau und deshalb verschärfen sie eher diese Kontrolle anstatt sie zu lockern.
Der Kalte Krieg war ein Krieg der Systeme und der Sozialismus hat verloren, weil er nur mit totalitärer Kontrolle zu halten war, denn er entspricht nicht der menschlichen Natur. Das ist wieder eine Beschreibung dieser Tatsache, also fasse es bitte nicht schon wieder so auf, dass ich Zugunsten des Kapitalismus argumentiere, sondern viel mehr gegen die totalitäre Kontrolle.
Was das Vermögen der SED angeht, ich weiß nur, dass ein Staat aus Menschen besteht und diejenigen, die Zugriff auf den Topf des Staates haben, auch zugreifen, denn das entspricht der menschlichen Natur und bei den Herrschenden war diese menschliche Natur nicht unterdrückt - sie selbst waren die Unterdücker.
Der Kapitalismus ist im Übrigen kein erfundenes System, er existiert seitdem die Menschen sesshaft wurden, angefangen haben Vorräte anzulegen und Handel untereinander und darüber hinaus zu betreiben. Wir brauchen keine Rechtfertigungsstrategie irgendwelcher herbeiphantasierter Eliten, wir schauen uns die Menschheitsgeschichte an und die aktuelle Welt, denn heute kann man das besser denn je zuvor und ziehen daraus unsere Schlüsse.
Der Kapitalismus ist auch kein Ideal, denn Ideale sind Projektionen von Menschen, die von einer besseren Welt träumen, aber gleichzeitig einen idealen Menschen voraussetzen und das ist utopisch - das dürftest du besser wissen als ich, denn du nützt das Wort als Nick.
Wir in Deutschland haben immerhin eine abgemilderte Version des Kapitalismus realisiert - er nennt sich soziale Marktwirtschaft - und er hat mal mehr und mal weniger gut funktioniert bisher. Verglichen mit den USA beispielsweise, sind wir hier viel besser gefahren, weil wir dem Staat einige soziale Aufgaben übertragen haben, die den Benachteiligten des Systems zugute kommen. Und trotzdem gibt es genug Menschen im Land, die den Bürgergeldbeziehern diese zuletzt beschlossene Verbesserung ihrer Situation nicht gönnen. Das sind Menschen wie du und ich, die sich gegen das Bürgergeld einsetzen und keine Millionäre oder sonstige Eliten, wie du sie nennst. Missgunst gibt es in allen Bevölkerungsschichten.
Die Freiheit des Einzelnen hört für mich dort auf, wo die Freiheit des anderen beginnt, beschnitten zu werden. Das ist eine einfache Formel, aber sie wird von jedem Menschen mehr oder weniger ignoriert - auch von mir, ob bewusst oder unbewusst.
Und was die Gleichheit angeht, sie funktioniert nur bei Gleichmacherei, so wie sie in der DDR praktiziert wurde und sie ist gescheitert. Der Mensch will Perspektiven zur Verbesserung seiner Situation sehen und nur das motiviert ihn zu kämpfen. Wenn du die Eliten bereits bei einem geerbten Häuschen verortest, dann ist das Gleichmacherei, was dir vorschwebt, denn ab da beginnt schon die Missgunst.
Der Wettbewerb hat unsere heutige Zivilisation hervorgebracht. Der Wettbewerb zwischen einzelnen Menschen und zwischen Staaten und bei diesem Wettbewerb haben der Sozialismus und der Kommunismus verloren. Zivilisatorisch haben sie nichts Nennenswertes hervorgebracht, - am wenigsten den besseren Menschen - denn das Produkt des Kommunismus ist das heutige Russland, das heutige Belarus und sonstige ehemalige Sowjetrepubliken, die bis heute diktatorisch regiert werden und sich gegenseitig bekriegen, vielleicht weil sie nur das Negative an der Demokratie und dem Kapitalismus hervorheben - Putins gebräuchlichstes Schlagwort: die Dekadenz des Westens...
Nordkorea verfrachtet übrigens seit Tagen seinen Müll mit Luftballons nach Südkorea, aber das wird bald aufhören, denn so viel Müll kann Nordkorea gar nicht haben, weil sie es sich gar nicht leisten, etwas wegzuwerfen. Müll entsteht im Wohlstand und das Patentrezept dafür hat der kapitalistische Westen...