scriberius
Well-Known Member
- Registriert
- 2. Juli 2011
- Beiträge
- 4.342
Die Krankenhauskosten sind zu hoch, so hieß es, was auch sicher stimmte. So wurde die Fallpauschale eingeführt, um die Verweildauer in den Kliniken zu verkürzen. Was gut gemeint war, ging wieder einmal daneben, wie so oft. Haben die Kliniken vorher die Patienten aus wirtschaftlichem Interesse oft zu lange behalten, so schmeißen sie sie heute meist zu früh hinaus. Geschaffen wurden Planstellen für Controller, die genau aufpassen, dass sich jeder Patient für das Haus auch lohnt. Gestern war ich bei einer Beerdigung einer alten Frau. Sie wurde im Todeskampf entlassen, verstarb dann nach wenigen Stunden zuhause. Muss das sein? Darf man das tun, weil man sonst vielleicht einen Tag nicht bezahlt bekommt? Ein faules System wurde durch ein anderes ersetzt. Für die Erkrankung, die zur Einweisung führte, gibt es einen Betrag, für Komplikationen und Neuerkrankungen nicht. Was sicher für mehr Qualität gedacht wurde, etwa, dass die abartige Zahl von Infektionen, die in unseren Krankenhäusern selbst verursacht werden, lief ins Leere. Jetzt werfen sie die von ihnen infizierten Patienten einfach hinaus. Auch ein solcher Fall ist im Bekanntenkreis passiert, ein Mann fing sich bei einem Routineeingriff MRSA ein, der ihn fast das Leben kostete. Als sich sein Zustand nach der Entlassung wieder verschlechterte, wollte ihn auch die Klinik, die es verursacht hatte, nicht wieder aufnehmen. Geht es noch? Dann werden die Patienten heute im Regelfall viel zu früh in Rehaklikniken abgeschoben, die dann ihrerseits nicht mit der Therapie anfangen können, sondern einen ordentlichen Teil ihrer vorgegebenen Zeit das erledigen müssen, was sich die übergebende Klinik aus monetären Gründen ersparte. Sie stehen dann unter dem Druck, ihre Aufgabe und Vorgaben nicht erfüllen zu können: ein Verschiebebahnhof halt, wie überall. Besonders Unfallopfer, deren Behandlung naturgemäß langwierig und oft unkalkulierbar ist, sind auch Leidtragende. Sie werden als Profitrisiken eingestuft und abgewimmelt, wenn irgendwie möglich. Kreativ, wie sie sind, haben sich clevere Geschäftemacher schon wieder etwas neues ausgedacht: das Patientenhotel. Wenn die KV-gedeckte Woche nach einer Operation vorbei ist, wird dem noch nicht wieder hergerstellten Patienten der Umzug ins "Hotel" empfohlen. GLeich nebenan, vom selben Konzern betrieben, und natürlich auf eigene Kosten. Und natürlich nicht, ohne dass die Bezahlung abgesichert wurde, etwa durch einen vermittelten Kredit der Sparkasse nebenan. Aber, so ist das halt in einer Kommerzwelt. Wir brauchen das Geld dringender für Mordgeräte aller Art, für Zukunftsprojekte und natürlich für die gierigen Säcke der Aktionäre, die sich davon selbstverständlich auch ein Rundum-sorglos-Paket für den Fall der Fälle eigener Erkrankungen leisten können. Die Idee, hier die Zweiklassenmedizin abzuschaffen, ist natürlich sozialistischer Unfug, klar.